Blaue Nacht: Vom Eppelein-Sprung und dem Schrei-Saal

2.5.2015, 06:00 Uhr
Blaue Nacht: Vom Eppelein-Sprung und dem Schrei-Saal

© Roland Fengler

Der Eppelein-Sprung

Ein Mann, ein Pferd, ein Sprung. Wer in der langen Kulturnacht keine Lust auf Museum hat, sondern das Spektakel sucht, ist hier richtig: an der nördlichen Burgfreiung. Ein Stuntman spielt Eppelein! Wieso denn den, hat die Geschichte nicht längst ’nen Bart? „Wir haben die Schnauze voll von Albrecht Dürer“, erklärt Susanne Wohlfart. Die junge Künstlerin zählt zu den sieben Organisatoren des Schauspiels, „Reenactment-Kollektiv“ nennen sie sich. Der Raubritter aus dem 14. Jahrhundert, der der Legende nach seinem Henker auf der Burgmauer entkam, verdiene die Wiederbelebung. Jedes Schulkind rund um Nürnberg kriege die Lokalsage erzählt, die Touristen sowieso.

Stopp! Spätestens hier bekommt dieser Artikel ein Problem. Denn das Projekt beruht auf einer Verschleierungstaktik. Deren Geheimnis darf hier nicht verraten werden, das wäre schade, und man müsste über das Wesen der Ironie referieren.

Wahr ist, dass Susanne Wohlfart und die anderen eine Absprungrampe für einen Pferdestuntman aus Görlitz zimmern und gegenüber eine Landebahn beim Busparkplatz. „Die Blaue Nacht ist ein großes Theater“, kündigt Initiator Peter Wendl an. Damit verraten wir nicht zu viel, aber etwas. (Kaiserburg, „Eppeleinmauer“ neben Fünfeckturm, 19 bis 1 Uhr)

Die Sperrmüll-Bar

„Es ist an sich verrückt“, räumt Manuela Karin Knaut ein. „Aber das ist das Freie an der Kunst.“ Mit zwei Kleintransportern reiste sie aus Braunschweig an, einen voll Werkzeug, den anderen voll Sperrmüll. Daraus schraubt sie gerade mit einem Künstlerkollegen in der Rathaus-Ehrenhalle eine Bar zusammen. Eine Plastik wie vom Aktivspielplatz, ohne Bauplan, aber mit nostalgischen Gefühlen. Bringen die Bürger bis heute Abend noch weiteren Schrott, baut das Duo ihn mit ein. Die Nürnberger spendeten bereits einen Kronleuchter, ein zerlegtes Bett, einen Spiegel, einen Briefkasten und eine Duschwand.

Schon im vergangenen Jahr war Knaut bei der Blauen Nacht mit einer Installation zu Gast. Ihre gesprächigen Stehlampen namens „Old Ladies“ waren ein Renner, wurden im Publikumswettbewerb auf Platz zwei gewählt. Knaut, begeistert von der Veranstaltung, will an ihrer „Freibar“ diesmal mit Besuchern ins Gespräch kommen. Das Jahresmotto „Freiheit“ dreht sie ins Leichte, Positive. „Meine Bar für eine Nacht soll Spaß machen und zum Rastmachen einladen.“ Es gibt Musik und für einen Euro belegte „Künstlerstullen“. Allerdings keine Getränke – für eine Schanklizenz reichte die behördliche Freiheit nicht. (Rathaus, Ehrenhalle, 19 bis 1 Uhr)

Der Schrei-Saal

Einfach mal rumschreien: Das ist bei Ina Ritter erwünscht. Je mehr Besucher ihre Stimme erheben, desto mehr Strom fließt in die Glühlampen im Saal. „Es geht mir nicht um ein Therapieding“, sagt Ina Ritter. „Sondern um ein Experiment, wie die Leute reagieren. Wer fängt an, wer macht mit?"

20 Jahre ist sie erst, studiert im ersten Semester an der Kunstakademie und reichte einfach mal ihre Bewerbung für die Blaue Nacht ein. Jetzt hängt ihr Anfängerglück noch davon ab, ob auch die gebraucht gekauften Lichtorgeln mitspielen. „Ich kann’s mir noch gar nicht richtig vorstellen.“ (Künstlerhaus, Festsaal, 19 bis 1 Uhr)

Die schönsten Impressionen der Blauen Nacht finden Sie in unserem Live-Blog, das am Samstag um 18 Uhr anlaufen wird. Wenn Sie ein Foto der Blauen Nacht auf Instagram posten und mit dem Hashtag #nordbayern_de versehen, erscheint Ihr Foto mit etwas Glück ebenfalls in unserem Live-Blog.

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