Braut will Kleid nicht zahlen und zieht vor Gericht

9.11.2018, 05:56 Uhr
Braut will Kleid nicht zahlen und zieht vor Gericht

© Boris Roessler/dpa

Rund eineinhalb Jahre ist es mittlerweile her: Eva (Name geändert) war im Hochzeitsfieber. Die Feier sollte auf einer Burg stattfinden. Das passende Kleid dazu: Natürlich genau so, wie sie es sich schon immer vorgestellt hatte. In einem Brautmodengeschäft in der Innenstadt fand sie im Februar vergangenen Jahres schließlich eine Robe, die der Traumvorstellung recht nahe kam – jedoch mit dem falschen Ausschnitt.

Kein Problem, dachte sich Eva, dieses Detail lässt sich leicht ändern. Genau der Ausschnitt von einem anderen Kleid, das sie zuvor anprobiert hatte, sollte es sein. Die Verkäuferin malte eine Skizze, Eva unterschrieb auf dem Stück Papier. Die Braut war beruhigt.

"Die Verkäuferin hat schließlich gesagt, dass ich mit der Schneiderin ausmachen soll, wie genau das Kleid dann aussehen soll", sagt Eva heute. Mittlerweile ist sie überzeugt: "Ich wurde überrumpelt." An dem Tag im Geschäft hatte sie es eilig, die Verkäufer aber machten ihr ein Angebot, das nur an diesem Tag gelten sollte – und die Braut ließ sich darauf ein und kaufte das Kleid für knapp 1400 Euro voreilig.


Nach Brautkleid-Abzocke: NZ-Redakteurin macht Selbstversuch


Hausverbot im Brautladen

Die Hochzeit rückte näher – die Änderungen am Kleid entsprachen jedoch so gar nicht dem, was sich die junge Frau wünschte. Immer wieder kam sie vorbei und nahm die Änderungen unter die Lupe. "Es hat einfach überhaupt nicht gepasst", sagt sie über eine Anprobe Mitte Mai. Das Kleid habe eingeschnitten, zudem habe man die falsche Spitze eingesetzt.

Ganz anders sieht das die Inhaberin des Geschäfts: "Das Kleid hat tadellos gepasst." Nur: "Die Kundin hatte immer wieder Extrawünsche." Die Schneiderin wollte noch einmal nachbessern, wenige Tage vor der Hochzeit sollte das Kleid endlich fertig sein. Eva und die Verkäufer hatten sich da aber bereits derart in die Haare bekommen, dass die Braut Hausverbot bekam. Ihr Kleid hat sie bis heute nicht abgeholt. "Wie hätte bei einem Hausverbot auch eine Schlussanprobe stattfinden sollen", meint Evas Anwältin.

Stattdessen kaufte die Braut kurz vor knapp eine Robe in einem anderen Geschäft. "Die war zwar auch schön, aber eben nicht mein Traumkleid", sagt sie. Vor Gericht wollte Eva nun das Geld für ihr Traumkleid zurückbekommen – und natürlich Gerechtigkeit. "Der Inhaberin muss schließlich einmal gesagt werden, dass das so nicht geht", sagt sie. Sie will andere Bräute vor dem Geschäft warnen. Hätte sie vorab die Bewertungen über den Laden im Internet gelesen, dann wäre sie auch gar nicht erst hingegangen. Als die junge Frau ihrem Friseur und dem Juwelier ihr Leid klagte, sagten die ihr, dass das Geschäft bereits mehrfach für unzufriedene Bräute gesorgt habe.

"Ich will keinen Stress"

"Es wundert mich, dass Sie die Abwicklung nicht besser hinbekommen haben", sagt die Richterin in Richtung der Ladeninhaberin. Die alleinige Schuld sieht sie jedoch nicht beim Geschäft. Sie schlägt einen Vergleich vor: Eva bekommt 700 Euro vom Kaufpreis erstattet, der Laden darf das Kleid behalten. "Den Ärger kann Ihnen sowieso keiner bezahlen", sagt sie in Richtung der Braut.

Am Ende willigen beide Parteien ein. "Ich will keinen Stress", sagt die Inhaberin. Das Kleid will sie verschenken. "Es kommen immer wieder junge Frauen aus armen Familien zu uns, die von einem tollen Kleid träumen und ganz schüchtern fragen, ob wir vielleicht auch eines für 200 Euro haben", sagt sie, "so einer Braut geb’ ich das Kleid gern".

Übrigens: Eva ist immer noch glücklich verheiratet.

10 Kommentare