Brückenschlag mit Bowling und Karaoke

30.1.2009, 00:00 Uhr
Brückenschlag mit Bowling und Karaoke

© Fengler

Die jungen Inhaber der Wunderlampe verfolgen ein Konzept, das sich von den üblichen Videospieleläden abhebt. Das bemerkt ein Besucher des Ladens schon im Eingangsbereich: Auf dem Beistelltisch neben einem roten Sofa liegen die Programme des Bildungszentrums und ein Buch mit dem Titel «Computer und Videospiele – Alles was Eltern wissen sollten».

«Videospiele aus der Killerecke rausholen»

Einer der Inhaber, Sascha Dowidat, ist Erzieher und gleichzeitig leidenschaftlicher Fan von Videospielen. Gemeinsam mit zwei Freunden eröffnete er die Wunderlampe im September des vergangenen Jahres. Die Grundidee war damals, einen Videospieleladen anzubieten, wo man die Spiele in gemütlicher Atmosphäre selbst ausprobieren kann. «Wir wollten Videospiele aus der Killerspielecke rausholen und als Kulturgut etablieren», erzählt Dowidat.

Das Zielpublikum der Wunderlampe sind auch Familien mit Kindern, Frauen und ältere Menschen, die sich mit Computerspielen nicht so gut auskennen und eine entsprechende Beratung wünschen. Schon seit geraumer Zeit arbeiten die «Dschinnis» der Wunderlampe, Sascha Dowidat und Alexander Funke, mit dem Bildungszentrum zusammen. Insbesondere im neuen Südpunkt sind sie häufig anzutreffen, beispielsweise im Zusammenhang mit SPLAC – einem Angebot zum Spielen und Lernen am Computer.

Mit den behinderten jungen Menschen widmet sich die Wunderlampe nun einem neuen Publikum mit ganz eigenen Ansprüchen. Viermal im Jahr werden sie dazu eingeladen, zu normalen Geschäftszeiten im Laden Videospiele zu testen.

Ziel ist es, dass Nicht-Behinderte und Behinderte mitten in der Stadt zusammenkommen und gemeinsam spielen. Angeregt zu dem Projekt hatte Axel Kunst vom Bildungszentrum. Er möchte mit dem Projekt die Behinderten ein Stück an der normalen Realität teilhaben lassen.

Außerdem sollen Barrieren und Vorurteile abgebaut werden, die sich daraus ergeben, dass Behinderte häufig vom gesellschaftlichen Leben isoliert sind.

Die Hürden sind da. Das merkt man an den kleinen Jungs, die den Laden regelmäßig besuchen und die beim ersten Termin anfangs etwas unschlüssig auf dem Eingangssofa herumlungern. Aber bald schon traut sich einer nach dem anderen nachzusehen, wer da was in der Lounge spielt.

Es handelt sich um eine Gruppe junger behinderter Frauen, die im Bildungszentrum gemeinsam einen Kurs zu «Fitness durch Tanz und Musik» besuchen. Axel Kunst hatte die Gruppe gezielt angesprochen. Die meisten probieren sich an «SingStar Schlager» aus. Das ist eine Art Karaoke, wo man mit Hilfe eines Plastikmikrofons und eingeblendetem Text Schlagerklassiker nachsingen kann.

Jenny Geist (23) singt beispielsweise «Sternenhimmel» von Hubert Kah. «Das ist cool», meint sie. Das Singen fällt ihr nicht allzu schwer, sie singt auch sonst im Chor. Martina Preisig (30) spielt «Guitar Hero». Die Aufgabe dieses Spiels besteht darin, eine Cover-Band mit einem Instrument zu begleiten. Die Zuschauer staunen, wie gut Martina Preisig das Schlagzeug beherrscht. Andere junge Frauen versuchen, mit Wii-Sports zu boxen oder zu bowlen, was mehr oder weniger gut funktioniert.

Welche Spiele besonders gut für Behindertengruppen geeignet sind, das kann Sascha Dowidat von der Wunderlampe nicht sagen. Er kennt bisher keine Ansätze in diesem Bereich. «Wir haben noch keine Erfahrung mit dem Thema gesammelt. Da müssen wir uns selber erst mal reinfinden», gesteht er. Man könne auch nur bedingt planen, was angenommen wird, da die Gruppen sehr unterschiedlich sind. Der Lernaspekt von Computerspielen sei in diesem Fall nicht so wichtig, erklärt Dowidat. «Ich will dem Ganzen nicht ein pädagogisches Konzept überstülpen. Da würde man zu weit gehen. Letztendlich steht der Spaß im Vordergrund.»

Das nächste gemeinsame Videospielen von Behinderten und Nicht-Behinderten in der Wunderlampe findet am 29. April statt. Weitere Infos dazu gibt es schon bald im Internet auf

www.wunderlampe.de

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