Bundestagswahl 2013: Dagmar Wöhrl siegt in Nürnberg Nord

22.9.2013, 22:47 Uhr
Bundestagswahl 2013: Dagmar Wöhrl siegt in Nürnberg Nord

© Günter Distler

Dagmar Wöhrl (CSU) konnte dank 39,4 Prozent der Stimmen, vor Gabriela Heinrich (SPD) mit 31,7 Prozent, den Sieg für sich verbuchen. Sie zieht, so wie der Kandidat der Linken Weinberg, über die Liste in den Bundestag ein.

Mit 68,7 Prozent lag die Wahlbeteiligung in Nürnberg Nord mehr als vier Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.

Der Wahlkreis Nürnberg-Nord umfasst einerseits Gostenhof, Muggenhof oder Schafhof mit vielen finanzschwachen Bewohnern. Dann wieder gibt es bei vielen Intellektuellen bevorzugte Viertel wie Johannis, Bielingplatz, Maxfeld oder die Altstadt mit vielen jungen und älteren Bewohnern. Dazu gehören aber auch die Villenviertel von Erlenstegen, Mögeldorf oder Laufamholz sowie das komplette Knoblauchsland. Bei den vergangenen drei Bundestagswahlen konnte sich jeweils Dagmar Wöhrl (CSU) das Direktmandat vor Günter Gloser (SPD) sichern.

Für die Bundestagswahl 2013 kandidierten:

Die 59-Jährige Dagmar Wöhrl sitzt seit fast 20 Jahren für die CSU im Bundestag. Sie war parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium. Seit 2009 ist sie Vorsitzende des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Zuletzt machte sie allerdings aus anderen Gründen Schlagzeilen. Sie geriet wegen ihrer hohen Nebeneinkünfte unter Beschuss. Wöhrl wurde als junge Anwältin in ihrer Kanzlei von der CSU angerufen, als die Partei entdeckt hat, dass es auch die Frauen gibt. Sie wurde damals gefragt, ob sie für den Stadtrat kandidieren wolle, erinnert sie sich.  Als sie in den Bundestag gekommen sei, da sei der Wirtschaftsausschuss für Frauen etwas Exotisches gewesen. Da wurden Frauen bei den Themen Gesundheit und Familie verortet. „Das hat sich alles geändert.“

Die 50-jährige Stadträtin Gabriela Heinrich (SPD)  will den langjährigen Bundestagsabgeordneten Günter Gloser beerben, der sich zum Ende der Legislaturperiode aus der Politik zurückziehen wird. Heinrich kommt unverstellt herüber, sie gestikuliert viel. Sie sagt Sätze, die sich nicht so anhören, als hätte sie sie vorher durch den typischen Politikersprech-Filter gejagt.

Berlin wäre für Heinrich in gewisser Weise ein Heimspiel. Sie ist in der Hauptstadt aufgewachsen und kam nach dem Studium der Liebe wegen nach Nürnberg. Sie lebt mit ihrem Mann mitten in Gostenhof und arbeitet als Redakteurin bei der Datev. Seit 2002 sitzt sie im Stadtrat und ist integrationspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion.

Der Norden Nürnbergs wird in der Legislaturperiode von drei Abgeordneten im Bundestag vertreten. Neben CSU und SPD schaffte es 2009 die Linke, mit Harald Weinberg einen Parlamentarier zu stellen. Der 56-jährige Bildungsberater mit Rang 4 auf der Landesliste bewirbt sich bei den Wählern um einen Wiedereinzug. Das frühere SPD-Mitglied ist nach der Agenda 2010 mit den Hartz-Gesetzen 2004 aus der Partei ausgetreten. Der Gewerkschafter fand eine neue politische Heimat und ist Kreisvorsitzender der Linken und im Landesvorstand. 2008 wählten ihn viele Nürnberger in den Stadtrat, 2009 zog er über die Liste in den Bundestag ein. Er erzielte 8,2 Prozent der Erststimmen.

Harald Fuchs (Grüne) tritt in große Fußstapfen. Bei der Bundestagswahl holte 2009 sein Vorgänger als Grünen-Bundestagskandidat, Michael Hauck, 11,3 Prozent im Norden. Ein stolzes Ergebnis, das vor allem der SPD wehtat. Jetzt versucht der 47-Jährige, an das gute Ergebnis anzuknüpfen. Fuchs will unter anderem mit einer gerechtere Steuerpolitik punkten. Das heißt für den Diplom-Sozialwirt auch, Vermögendere stärker einzubeziehen.

Von höheren Steuern hält Tilman Schürer (FDP) nichts. Der 34-jährige Rechtsanwalt, seit elf Jahren bei den Nürnberger Lieberalen, kandidiert erstmals für ein Mandat. Acht Prozent der Erststimmen holte die FDP vor vier Jahren bei der Bundestagswahl in Nürnberg. Das Thema Bürgerrechte führte den Juristen in die Partei. Doch im Wahlkampf wird er mehr mit der Rentenproblematik oder prekären Beschäftigungsverhältnissen konfrontiert.

Außerdem traten an: Emanuel Kotzian (Piraten), Gerhard Emmert (Freie Wähler), Klaus Hammerlindl (Die Partei), Marcel Claus (AfD), Walter Pfleiderer (AfD), Christine Rorich (NPD) und Johannes Rupprecht (MLPD).

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