Burger bis in die Puppen: Eine Nacht im Fast-Food-Restaurant

4.11.2019, 05:51 Uhr
Burger bis in die Puppen: Eine Nacht im Fast-Food-Restaurant

© Roland Fengler

Eine Wertung des Knusprigkeitsgrades der Pommes oder der Frische von Burgern sollen andere vornehmen. Die Wahl des Berichterstatters fiel auf jenes Schnell-Restaurant, weil die Pressestelle und der Franchise-Nehmer Bodo Wißkirchen sich auf Anhieb aufgeschlossen gegenüber der Presseanfrage zeigten. Neugierige Journalistenfragen und -blicke sind in der Branche nicht überall willkommen.

Apropos Willkommen: "Willkommen bei McDonald’s, ihre Bestellung bitte!", tönt es neben einer Fahrspur aus dem Lautsprecher. Davor im Auto sitzen Tommy Maar und Michael Harding. Sie ordern sich im Drive-in einmal quer durch die leuchtende Menütafel.

Die Profis erkennt man daran, dass der Restaurant-Mitarbeiter keine Rückfragen stellen muss, weil die Wünsche einfach perfekt formuliert sind. So auch hier. Es ist kurz vor Mitternacht und die Studenten wirken aufgedreht. Heute haben sie beide wichtige und zugleich "ätzende" Hausarbeiten abgegeben, sagen die Freunde. Und der genaue Plan für diesen Abgabetag stand schon vor Wochen fest. "Burger, Pommes und Chicken ohne Ende und dazu ,Herr der Ringe’ im Heimkino." Mit der Großration Proviant in vier Papiertüten geht es zurück an den Fernseher. "Für Teil 2 wird es reichen", grinsen sie. "Und vor Teil 3 können wir ja nochmal herkommen." Möglich ist dies. Denn wenn sie nicht ausgerechnet die Schließzeit während der Putzstunde zwischen 5 und 6 Uhr erwischen, hat dieses Restaurant rund um die Uhr geöffnet. Aber wer bitte kauft um 4.30 Uhr Cheeseburger?

Burger bis in die Puppen: Eine Nacht im Fast-Food-Restaurant

© Roland Fengler

"Das gibt es alles", versichert Bodo Wißkirchen, der es wissen muss, weil er neben dieser Filiale noch sechs weitere als Franchisenehmer betreibt. Vieles hat er schon erlebt. So hat bereits nächtens eine Hochzeitsgesellschaft in bester Stimmung das Haus erobert, weil das Heiraten und das Tanzen hungrig gemacht haben, die eigentliche Feierlocation aber zusperren musste.

Nachtschwärmer machen einen Großteil aus. Vor dem Diskobesuch oder danach – der Hunger treibt sie in das Schnellrestaurant im Süden. Und dann sind da noch diejenigen, die zu später Stunde beruflich unterwegs sind. Taxifahrer, Rettungskräfte, Schlüsseldienste...

Burger bis in die Puppen: Eine Nacht im Fast-Food-Restaurant

© Roland Fengler

Und wie ist es mit unliebsamen Gästen, die das Nachtleben üblicherweise mit an die Oberfläche spült? "Stark Betrunkene oder Aggressive haben wir hier kaum", sagt Wißkirchen. Die nicht gerade zentrale Lage im Ortsteil Höfen erweist sich hier als Vorteil: "Zu uns kommen die Menschen mit dem Auto ganz gezielt. Die wollen essen und trinken."

Natürlich gibt es auch mal die Phasen, in denen Ruhe einkehrt und kein Gast auf den bunten Holzstühlen Platz genommen hat. Eingeschlafen sei aber noch kein Mitarbeiter, meint Wißkirchen. In den schwächeren Zeiten wird geputzt, Tabletts weggeräumt und Maschinen gewartet.

Schichtleiterin Susanne Weck hat noch ein Rezept, falls doch mal Müdigkeit aufkommt: Sie öffnet die Kältekammer im Untergeschoss. Das Thermometer zeigt 20 Grad unter dem Gefrierpunkt an. Hier müssen einmal pro Nacht die Vorräte gezählt werden.

Um 5 Uhr wird der Schlüssel in der Tür umgedreht, die Schicht wechselt – und das Angebot auch. Auf den großen Displays über der Kasse verschwinden die Burger, Rührei und Kaffee erscheinen. Nicht mehr lange und die ersten Frühstücksgäste treffen ein.

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