CSD: Schwule und Lesben gehen in Nürnberg auf die Straße

31.7.2017, 17:00 Uhr
Zum Christopher-Street-Day in Nürnberg werden am Samstag wieder Tausende Menschen erwartet, um ihre Stimme gegen Diskriminierung zu erheben.

© Michael Matejka Zum Christopher-Street-Day in Nürnberg werden am Samstag wieder Tausende Menschen erwartet, um ihre Stimme gegen Diskriminierung zu erheben.

Und plötzlich ging alles ganz schnell: Am 30. Juni beschloss der Bundestag mit großer Mehrheit, dass auch Partner gleichen Geschlechts heiraten dürfen. In den Wochen danach tauchte immer wieder die Frage auf, ob man einen Christopher-Street-Day (CSD) jetzt überhaupt noch braucht. Auch wenn die Gleichstellung formal und juristisch beschlossen ist, hat der CSD für Dieter Barth, den Vorsitzenden des Fördervereins Christopher-Street-Day Nürnberg, nichts an seiner Bedeutung eingebüßt.

"Jetzt geht es darum, das Erreichte in die Herzen und Köpfe der Menschen zu bringen", sagt Barth. Eine echte Gleichstellung sei erst dann erreicht, wenn er mit seinem Mann händchenhaltend über die Straße gehen kann, ohne dass sich jemand umdreht und glotzt. Und selbst wenn sich in Deutschland keiner mehr umdrehen sollte, verweist Barth darauf, dass Schwule, Lesben, Bi-, Trans- und Intersexuelle noch immer in 71 Ländern strafrechtlich verfolgt und in acht Staaten sogar mit dem Tod bedroht werden.

Während zum Christopher-Street-Day der Metropolregion am Nürnberger Rathaus schon seit Jahren die Regenbogenfahnen gehisst werden, sind sie in diesem Jahr erstmals auch im Bezirksrathaus in Ansbach zu sehen. Die Rathäuser in Fürth und Erlangen zeigen ebenfalls Flagge.

Nach einer Kurzandacht in der Reformations-Gedächtnis-Kirche um 11.30 Uhr startet die CSD-Demo am Samstag um 12.15 Uhr wie gewohnt am Berliner Platz. Anschließend folgt der Zug einer veränderten Route: Über den Rathenauplatz geht es in die Innenstadt und über den Hauptbahnhof zum Jakobsplatz, wo Dieter Barth und Nürnbergs OB Ulrich Maly, Schirmherr des CSD, das Straßenfest (13 bis 22 Uhr) um 14.45 Uhr offiziell eröffnen. Wer am Abend noch nicht genug hat, kann ab 22 Uhr im Hirsch, Vogelweiherstraße 66, weiterfeiern. Über den Tag verteilt rechnen die Veranstalter mit 8000 bis 10.000 Teilnehmern.

Bereits am Freitag nehmen die Vereine Fliederlich und Geschichte für alle Interessierte um 17 Uhr mit auf einen Rundgang über die Geschichte der Verfolgung Homosexueller in der NS-Zeit. Startpunkt der Führung „Homosexuelle unter dem Hakenkreuz - Nürnberger Spuren der Verfolgung“ ist an der Ecke Ludwigstor/Splittertorzwinger. Ebenfalls am Freitag um 19.30 Uhr veranstaltet Fliederlich im Literaturhaus, Luitpoldstraße 6, unter dem Motto "Versprochen – Gebrochen" eine Diskussion zur Bundestagswahl 2017.

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