CSU und grüne Positionen: NN-Talk mit Barbara und Claudia Stamm

5.2.2019, 16:29 Uhr
Zwei, die sich trotz sehr unterschiedlicher Standpunkte schätzen: Barbara Stamm (links) und ihre Tochter Claudia Stamm.

© Frank Leonhardt, dpa Zwei, die sich trotz sehr unterschiedlicher Standpunkte schätzen: Barbara Stamm (links) und ihre Tochter Claudia Stamm.

Das war eine Premiere: Als 2009 Claudia Stamm für die Grünen in den Landtag einzog, da war dies das erste Mal, dass eine Mutter und ihre Tochter gleichzeitig in ein und demselben Parlament sitzen.
Und noch dazu für zwei grundverschiedene Parteien: Barbara Stamm, heute 74 Jahre alt, gehörte dem Landtag rekordverdächtige 42 Jahre an. Als die gelernte Erzieherin 1976 erstmals als Nachrückerin ins Maximilianeum einzog, hatte sie sehr persönlich erlebt, wie der Umgang der damals in aller Regel männlichen Politiker mit Frauen war, die sich anschickten, in die Politik zu gehen: "Als ich 1974 für den Landtag kandidierte, war ich schwanger. Ein CSU-Mann sagte zu mir, er habe nichts gegen mich persönlich, aber Frauen im gebärfähigen Alter hätten in der Politik nichts zu suchen".

Kritik an ihren Parteien

Um die Rolle von Frauen in der Politik 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts wird es sicherlich auch gehen, wenn Claudia und Barbara Stamm zum NN-Talk kommen. Beide äußerten sich zuletzt häufig kritisch zu ihren (ehemaligen) Parteien. Die Christsoziale rügte die CSU, weil sie im vergangenen Landtagswahlkampf das Thema "Asyl und Flüchtlinge" überhöht und so verhindert habe, dass Ängste abgebaut werden. Als Nachfolger von Horst Seehofer an der Parteispitze wäre ihr Manfred Weber, der Spitzenkandidat für die Europawahl, lieber gewesen als Markus Söder. Zudem forderte sie, Frauen sollten in der Parteispitze besser berücksichtigt werden.

Claudia Stamm, 48 Jahre alt, verließ im März 2017 die Grünen. Sie gründete damals zusammen mit einigen Mitinitiatoren eine neue Partei mit dem Namen "Mut", die ökologisch und sozial ausgerichtet ist. Bei der Landtagswahl im Oktober kam die Neugründung auf nur 0,3 Prozent – damit war für beide politisch aktiven Damen Stamm die Zeit ihres Landtags-Mandats vorbei.

Umso deutlicher können sie sich nun zu politischen Themen äußern; an Parteidisziplin brauchen sie sich nicht mehr zu halten. Beide verbindet trotz der unterschiedlichen Standpunkte ein freundschaftlich-familiäres Verhältnis. "Natürlich hätte ich mich gefreut, wenn meine Tochter zur CSU gekommen wäre. Aber sie hat nun mal ihren eigenen Kopf", so Barbara Stamm. Als ihre Tochter damals bei den Grünen startete, gab es positive wie negative Reaktionen. Barbara Stamm: "Ein Mann sprach als 'Stimme des Volkes' auf meinen Anrufbeantworter: Er habe mich immer gewählt, aber da er nun wisse, dass meine Tochter bei den Grünen ist, könne er mich nie mehr wählen."

Dabei hatte Claudia Stamm mit 14 in der Schüler-Union, dem CSU-Nachwuchs, begonnen. "Dort habe ich es aber nicht lange ausgehalten: zu konservativ, zu karrieremäßig orientiert." Später studierte sie Philosophie und Politikwissenschaft und arbeitete als Nachrichtenredakteurin beim Bayerischen Rundfunk. 

Beim NN-Talk am Donnerstag, 28. Februar, stellen sich Barbara und Claudia Stamm den Fragen von NN-Chefredakteur Alexander Jungkunz. Beginn ist um 19 Uhr (Einlass: 18.30 Uhr) im Orpheum Nürnberg, Johannisstraße 32a. Karten (12 bzw. 8 Euro mit ZAC-Rabatt) gibt es in allen Geschäftsstellen dieser Zeitung.

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