Dackelparade: Auf kurzen Beinen Richtung Tucherschloss

12.8.2013, 07:30 Uhr
Dackelparade: Auf kurzen Beinen Richtung Tucherschloss

© Eduard Weigert

Nein, so ganz passt die Nummer 85 nicht ins Bild. Ist der stattliche Rüde doch rund 40 bis 50 Zentimeter höher als die ganzen anderen Hunde, die im Park des Tucherschlosses herumtollen. Des Rätsels Lösung: Unter die vielen lang-, rau- und kurzhaarigen Dachshunde der Dackelparade hat sich ein Rhodesian Ridgeback gemischt.

„Ich wollte mich beim Streicheln einfach nicht mehr so tief bücken“, sagt Katja Döllner lachend. Deswegen schaffte sie sich Cody an. „Der schaut ja irgendwie auch aus wie ein Dackel in Groß.“ Doch vom Original kamen sie und ihr Mann Jürgen Döllner dann irgendwie doch nicht los. Und deswegen leben im Haushalt der Döllners neben dem zehnjährigen, inzwischen schon graubärtigen Cody mittlerweile auch wieder zwei Dackel, nämlich Gina und John-Boy. Mit ihren drei Hunden haben sich die Döllners aufgemacht zur ersten Nürnberger Dackelparade, die im Rahmen des vom Amt für internationale Beziehungen und den städtischen Museen veranstalteten „Grenzenlos“-Festivals stattfindet. Weil diesmal Krakau bei diesem Fest der Partnerstädte im Mittelpunkt steht, sind die Veranstalter auf den Hund gekommen. In Krakau findet seit 1990 jährlich eine solche Dackelparade statt, mit der ursprünglich Militäraufmärsche auf die Schippe genommen werden sollten.

„Wir wussten nicht, ob es 20 werden oder 200“, sagt Ulrike Berninger, die Leiterin des Museums Tucherschloss. Die Berichte in den Zeitungen und die Zusammenarbeit der Stadt mit der Sektion Nürnberg des Dachshundclubs Nordbayern haben indes Früchte getragen – Cody bekommt besagte Nummer 85, ingesamt werden 132 Hunde im Garten des Tucherschlosses gezählt. Die Parade startete am Hauptmarkt, dann marschierten Herrchen und Frauchen mit ihren Vierbeinern Richtung Schloss. „Ich mag das liebe Wesen der Dackel“, sagt Agnes Grau. Mit ihrem gut zweijährigen Langhaardackel Kenny hat sie jedenfalls nur die besten Erfahrungen gemacht. „Er versteht sich auch mit meiner Katze, die liegen sogar zusammen im selben Körbchen.“ Während Agnes Grau sich erstmals einen Hund zulegte, hält der 58-jährige Udo Pierenkemper Dackel, „seit ich 20 bin“. Heute hat er die elfjährige Bruni und ihren Sohn Erdmann dabei, zwei Rauhaardackel. Es stimme nicht, dass der Dackel am Aussterben sei, betont Pierenkemper: „Es gibt bundesweit immer noch 6500 Welpen pro Jahr. Das sind nach dem Deutschen Schäferhund die zweitmeisten.“ Pierenkemper hat selbst gerade Welpen zu Hause – von seiner zweiten Hündin, die er deswegen nicht mitnehmen konnte.

„So viele Dackel hat sie noch nie gesehen“, sagt Bettina Schmidt über ihre erst sechs Monate alte Hündin Holle, benannt nach der Märchenfigur. Und für Bettina Schmidt und Holle wird auch ein kleines Märchen wahr, denn die Jury unter dem Vorsitz der Museumsleiterin erklärt Holle zum schönsten Hund der Dackelparade. Dafür gibt es eine Urkunde und reichlich Hundefutter. Bettina Schmidt ist stolz auf ihre Hündin, um die sie lange kämpfen musste. „Mein Mann wollte eigentlich nicht, dass wir einen Hund anschaffen. Ich habe ihn ein Jahr bearbeiten müssen.“

Während Holle zu den jüngsten Teilnehmern der Dackelparade gehört, sind der 18 Jahre alte Bibo und Lucy, die im Oktober 17 wird, die Senioren. Für die Oldies gibt es Sonderpreise. Wobei Bibo, der im Kinderwagen chauffiert wird, erst gar nicht raus und auf die Bühne will und deswegen erst mal einen Maulkorb bekommt.

Lucy dagegen hat sichtlich Spaß an der Veranstaltung. „Wir wissen nicht, wie lange wir unseren Hund noch haben, und deswegen wollten wir heute unbedingt dabei sein“, sagt die gerührte Besitzerin auf der Bühne, als sie den Sonderpreis entgegennimmt.

Dackelparade: Auf kurzen Beinen Richtung Tucherschloss

© Eduard Weigert

Gut 6000 Personen haben am Samstagabend und Sonntag das Grenzenlos-Festival besucht, die Dackelparade zählte zu den Programmhöhepunkten. „Ich war schon immer Hundefan und bin jetzt zum Dackelfan geworden“, sagt Ulrike Berninger.
 

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