Darum droht der Radschnellweg nach Lauf zu scheitern

28.2.2020, 05:52 Uhr
In Hessen läuft’s schon: Auf einem neu angelegten Radschnellweg macht ein E-Bike-Fahrer ordentlich Tempo.

© Arne Dedert/dpa In Hessen läuft’s schon: Auf einem neu angelegten Radschnellweg macht ein E-Bike-Fahrer ordentlich Tempo.

Während die vier Routen nach Erlangen, Schwabach, Zirndorf/Stein und Fürth bei der Planung offenbar vorankommen, sieht es im Osten Richtung Lauf mau aus.

Am Geld liegt das nicht. Rückersdorf und Schwaig-Behringersdorf, zwei Gemeinden am geplanten Radschnellweg Nürnberg-Lauf, sagen zwar Nein zu dem Projekt und wollen dafür auch keine Mittel in die Hand nehmen. Beide Orte stehen freilich nicht im Verdacht, besonders knapp bei Kasse zu sein.

Die vorliegende Machbarkeitsstudie rechnet mit 18,3 Millionen Euro Umbaukosten für die über 16 Kilometer ab Steubenbrücke bis Lauf. Zuschüsse von Land und Bund werden fließen. Schließlich will der Freistaat bis 2025 rund 400 Millionen Euro in den Bau von Radwegen entlang von Bundes- und Staatsstraßen investieren und den Anteil des Radverkehrs von zehn auf 20 Prozent steigern.

Zu wenig Platz

Dass die Mehrheit der Gemeinderäte aus Rückersdorf und Schwaig-Behringersdorf nicht einmal ein paar Tausend Euro für die Vorplanung in die Hand nehmen wollte, hat andere Gründe. Rückersdorfs parteiloser Bürgermeister Manfred Hofmann etwa nennt den Platzmangel entlang der B 14 als größtes Hindernis. Ein Radschnellweg müsse doppelt so breit sein wie der bereits existierende Radweg, Grünstreifen und Parkplätze würden wegfallen. Hofmann: "Eine Autobahn würde man auch nicht mitten durch den Ort bauen."

Diese Grafik zeigt den Verlauf der geplanten Radschnellwege.

Diese Grafik zeigt den Verlauf der geplanten Radschnellwege. © nordbayern.de

Als herben Rückschlag für die umweltfreundlichen Pläne wertet Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich die Nein-Stimmen aus dem Landkreis Nürnberger Land. Es habe ihn "sehr überrascht". Denn Oberziel seien möglichst lange schnelle Trassen, damit der unvermeidliche Zeitverlust an den Stadträndern wieder aufgeholt werden könne.


Planungen: Hier entsteht Nürnbergs erster Radschnellweg


Ein Radschnellweg mit Lücken sei tot und sinnlos, bedauert Ulrich: "Wir stecken da keine Energie mehr rein, zumal es in Nürnberg mit dem Naturschutzgebiet Oberes Pegnitztal keine einfache Trasse ist." Ohne Kompromisse werde es auf keiner der fünf "Radautobahnen" gehen, heißt es im Baureferat. Die eine, perfekte High-Speed-Strecke gebe es leider nicht.

Die Studie hat errechnet, dass zwischen Nürnberg und Lauf bis zu 5000 Radfahrer am Tag unterwegs sein könnten. Das sind Traumwerte, die nur zu schaffen sind, wenn es über weite Strecken richtig schnell und möglichst kreuzungsfrei vorangeht.

Gefährliche Einmündungen, drohende Kollisionen mit Autos und Fußgängern und Parkplätze, die wegfallen würden, sprechen laut Manfred Hofmanns Schwaiger Kollegin Ruth Thurner (FWG) gegen einen Ausbau des bestehenden Radwegs. Die Bürgermeisterin sagt: "Wir wollen nicht, dass die Radler noch schneller durch Behringersdorf rasen." Man solle das Geld lieber in den öffentlichen Nahverkehr stecken und anderswo Radweg-Lücken schließen, findet sie.

Heikles Parkplatz-Thema

Hinter vorgehaltener Hand heißt es zum Nein der beiden Gemeinden, im laufenden Kommunalwahlkampf sei es wahrscheinlich heikel, Entscheidungen gegen Parkplätze im Ortskern zu treffen. Könnte es also nach dem 15. März im Osten doch noch vorangehen?

Der Laufer Bürgermeister Benedikt Bisping (Grüne) ist da ausgesprochen optimistisch: "Das wird gewollt und wird kommen." Lauf habe wegen seiner Lage nicht die Platzprobleme, hier stehe man einstimmig hinter dem Radschnellweg nach Nürnberg. Man müsse jetzt auf die widerständigen Gemeinden zugehen, das Gespräch suchen. Bisping: "Wir geben nicht auf. Das Potenzial für die Verkehrswende ist einfach riesig."


Unterschriftensammlung für Radentscheid in Nürnberg ist gestartet


Auf den übrigen vier Routen rund um Nürnberg scheint es zu flutschen, beispielsweise an der Westtrasse in den Landkreis Fürth hinaus. Gemeinden und Landratsamt haben hier rechtzeitig die alte Trasse der Bibertbahn für einen Radschnellweg erworben. Er knüpft künftig an den neuen U-Bahnhof Gebersdorf an, ein Umstieg vom Rad auf die Bahn ist möglich.

 

Verwandte Themen