Das Altenheim ist out: Hausgemeinschaften boomen

5.8.2015, 05:59 Uhr
Viele Senioren möchten im Alter nicht alleine leben und suchen sich Wohngemeinschaften.

© Patrick Seeger. (dpa) Viele Senioren möchten im Alter nicht alleine leben und suchen sich Wohngemeinschaften.

In vielen Familien arbeiten beide Elternteile, die Pflege der Großeltern zu Hause nebenher kann schlichtweg nicht geleistet werden.

Nach einem Unfall landen viele hilfebedürftige Menschen im Seniorenheim. Doch derzeit wandelt sich das Blatt und das hat auch mit der UN-Behindertenkonvention zu tun, die fordert, dass alle Menschen ein Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben haben. Deutschland kassierte für seine  Struktur der Heime für Menschen mit Förderbedarf eine Rüge.

Die Folge: Die alten Strukturen verändern sich. Die Einzelzimmer-Struktur in den Einrichtungen wird zugunsten von kleinen Wohngemeinschaften aufgelöst. Zwar hat jeder nach wie vor sein eigenes Zimmer, aber in Anbindung an Gemeinschaftsräume, wo er auf andere Mitbewohner trifft. Wer sich frühzeitig kümmert, hat die Chance in eine Hausgemeinschaft einzuziehen. Zahlreiche Projekte dieser Art sind derzeit am Entstehen. Häufig auch mit gefördertem Wohnraum, so dass selbst sozial schlechter gestellte Menschen, sich diese Art des Wohnens im Alter leisten können.

Vor allem Demenzkranke profitieren

Der Hof e.V. ist eine Einrichtung in Nürnberg, die alternative Wohnprojekte publik macht und Interessenten informiert und begleitet. Angelika Majchrzak-Rummel ist Vorsitzende des Vereins, der seit 20 Jahren existiert. Die Anwältin hat viel Erfahrung mit dem Aufbau von Hausgemeinschaften oder Senioren-WGs, die sich vor allem für demenzkranke ältere Menschen eignen.

In einer Hausgemeinschaft hat jeder Mitbewohner sein eigenes Reich. Eine eigene kleine Wohnung. Doch im Haus gibt es Gemeinschaftsräume, wo die Hausgemeinschaft zusammenkommen kann und soll. Dort wird gemalt, gekocht, gespielt, dort finden Sportangebote statt, kleine Seminare, Lesungen oder Vorträge. "Langfristig werden sich die Altenheime auflösen", ist sich Majchrzak-Rummel sicher.

Die Finanzierbarkeit sei einfach nicht mehr gegeben, darüber hinaus, wollen viele im Alter selbstbestimmt leben, aber auch nicht allein sein. Doch die Gemeinschaft, in der sie leben wollen, möchten sich älteren Menschen gerne aussuchen. Es seien vor allem Frauen, die sich nach Hausgemeinschaften erkundigen, erzählt die Vorsitzende von Hof e.V. Männer schieben das Problem der Hilfebedürftigkeit im Alter lieber auf. "Wenn wir Männer in unseren Wohnprojekten haben, dann kommen sie meistens, weil ihre Ehefrau sie überredet hat", erzählt Majchrzak-Rummel. Die Anzahl der alleinstehenden Männer, die offen für diese Art des Zusammenlebens sind, sei eher überschaubar.

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