Das etwas andere Fasten: Verzichten für die Umwelt

26.2.2020, 12:02 Uhr
Einfach mal das Fahrrad für das Auto und den Zug gegen das Flugzeug eintauschen. In der Fastenzeit soll möglichst lange auf viele Gewohnheiten verzichtet werden. Verschiedene Initiativen machen es dem Bürger leicht, aktiv zu werden.

© Jens Schulze Einfach mal das Fahrrad für das Auto und den Zug gegen das Flugzeug eintauschen. In der Fastenzeit soll möglichst lange auf viele Gewohnheiten verzichtet werden. Verschiedene Initiativen machen es dem Bürger leicht, aktiv zu werden.

Nicht nur Kirchen, Einzelpersonen und Familien machen sich verstärkt Gedanken um ihre Lebensweise, auch Kommunen und Städte verschreiben sich mittlerweile der Fastenzeit. Im Mittelpunkt: die Umwelt. Die CO2-Fasten-Challenge des Initiativkreises der Klimaschutzmanager der Metropolregion Nürnberg bietet hierbei eine gute Gelegenheit, das grüne Vorhaben umsetzen. In 40 Tages-Aufgaben werden auf der Homepage die verschiedensten Tipps und Tricks zum Einsparen von Kohlendioxid gegeben. Das Ziel der Initiatoren ist es, dass sich die Menschen aktiv am Kampf gegen den Klimawandel beteiligen. 2015 gründete sich dieser regionale Initiativkreis, der sich um die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen auf kommunaler Ebene kümmert.

"Öffentliche Hand muss Vorbild sein"

Derzeit engagieren sich rund 30 Landkreise und Städte, von Jahr zu Jahr wird der Kreis größer. „Das zeigt, dass die Wichtigkeit des Themas immer präsenter wird“, sagt Tamara Moll von der Stabsstelle Umwelt, Klima und Energie der Verwaltungsgemeinschaft Uttenreuth. Alle Kollegen haben das gleiche Ziel: das Umweltbewusstsein der Bürger stärken. Die Mitglieder im Initiativkreis sehen sich nicht als Konkurrenten, sondern als Gemeinschaft, die gemeinsam viel erreichen kann.„Die öffentliche Hand hat eine Vorbildfunktion und muss mit guten Beispiel voran gehen“, sagt Moll. Wenn beispielsweise Radwege ausgebaut werden, mobilisiert das die Bürger, öfter mit dem Rad zu fahren. Um diese stärker einzubinden, entwickelten die nordbayerischen Klimaschutzmanager die CO2-Challenge. Im vergangenen Jahr wurde ihr Initiativkreis mit dem Preis „Klimaaktive Kommune – Klimaaktivität zum Mitmachen“ des Bundesumweltministeriums und des Deutschen Institut für Urbanistik ausgezeichnet.

Das Klimafasten liegt im Trend

Mehr als 60.000 Zugriffe gab es im vergangenen Jahr auf die Homepage des CO2-Wettbewerbs. Moll ist mit dem bisherigen Verlauf „maximal“ zufrieden. „Ein Teilnehmer kam sogar aus Shanghai“, sagt sie. Die Tagesaufgaben sind vielfältig. Zu Themen wie Mobilität, Energieverbrauch, Konsum, Abfallvermeidung oder Recycling gibt es auf der Homepage Anleitungen zur Durchführung der Challenge sowie Hinweise zum CO2-Verbrauch und dem Energieeinspar-Potential. Natürlich hängen die Aufgaben des Wettbewerbs oft von den Lebensbedingungen der Teilnehmer ab. Was für Stadtbewohner eine einfache Aufgabe ist, kann Personen auf dem Land vor größere Herausforderungen stellen. Einen Tag lang das Auto stehen lassen oder 24 Stunden kein Internet benutzen, das klappt nicht bei jedem. Dennoch sind viele der Vorschläge leicht in die Praxis umzusetzen, da sich schon mit einfachen Tricks eine Menge CO2im Haushalt einsparen lässt. So wird den Teilnehmern gezeigt, dass sie auch dann fasten, wenn sie beim Kochen den richtigen Deckel auf den Topf setzen oder bei der Beladung der Waschmaschine auf die richtige Füllmenge und eine relativ umweltgerechte Dosierung des Waschmittels achten.

Alexandra Lippert aus Bayreuth nahm 2019 zum ersten Mal an der CO2-Fasten-Challenge teil. Zuvor versuchte sie immer mal wieder, auf Süßigkeiten und andere Sachen zu verzichten, hielt es aber nicht die komplette Zeit durch. „Jetzt ist das Frustrationspotential niedrig, da man jeden Tag etwas verändern kann“, sagt sie über die Challenge. Lippert hat sich an allen Aufgaben versucht und vieles danach in ihren Alltag integriert. Auch ihre Kinder hatten Spaß an den unterschiedlichen Herausforderungen, ihr elfjähriger Sohn stopft seitdem seine kaputten Socken selber. Die Fastenzeit nutzen sie dieses Jahr wieder bewusst, um ihren Konsum Stück für Stück zu überdenken und zu reduzieren. „Ein kompletter Verzicht auf etwas ist oftmals nicht zielführend. Es sind die kleinen Schritte, die wirken“, ist sie sich sicher.

Kirchen machen ebenfalls mit

Neues probieren und gemeinsam etwas verändern, das ist auch das Motto des Bistums Eichstätt. In Zusammenarbeit mit mehreren evangelischen Kirchen in ganz Deutschland haben sie eine Fastenaktion für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit ins Leben gerufen. Zu sieben nachhaltigen Themen geben die Kirchen Impulse. Wie viele Lebensmittel werfe ich weg? Wie viel Strom verbraucht mein PC? Ähnlich wie bei der CO2-Fasten-Challenge soll das Umweltbewusstsein geschärft werden. Unter dem Hashtag #sovieldubrauchst können Teilnehmer ihre Erfahrungen auf Instagram und Facebook teilen. Beide Aktionen zeigen: Auf etwas zu verzichten, ist nicht schlimm, denn am Ende gewinnen alle – vor allem das Klima.

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