Das große Krabbeln im Nürnberger Kindermuseum

8.9.2012, 07:00 Uhr
Das große Krabbeln im Nürnberger Kindermuseum

© Roland Fengler

Dieser Faszination gingen zehn Jugendliche fünf Tage lang auf den Grund. „Spinnenfrauen fressen manchmal ihren Mann“. erklärt Adrian (12). Mit den anderen Kinder lebt er in einer Wohngruppe im Nürnberger Kinder- und Jugendhaus Stapf.

Zitterspinnen neben den Chamäleons

Das Museum eignet sich perfekt für den Workshop: Im zweiten Stock reihen sich die Terrarien aneinander – es kreucht und fleucht. Neben den Chamäleons sind jetzt Zitterspinnen eingezogen. „Die haben wir mit Keschern auf der Wiese gefangen“, erzählt Adrian, während sein Zwillingsbruder Benjamin ein Exemplar unter dem Mikroskop untersucht. „Hier sieht man. dass Spinnen acht Beine und sechs Augen haben, Insekten, haben nur zwei Augen und sechs Beine“, weiß Benjamin.

„Seit einem Jahr haben wir jetzt eine Umweltstation und deswegen dieses Projekt ins Leben gerufen“, sagt Chaudhri. Mit Armin Roder (48), Regionalbetreuer beim Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV), starteten die früheren Studienkollegen ihre erste Kooperation.

Mit einer speziellen Brille können die Jugendlichen nachempfinden, wie Spinnen sehen. „Sie bilden aus verschiedenen Ausschnitten ein Gesamtbild“, sagt Adrian. Etwas verschwommen, aber so schlecht sehen die kleinen Kellerbewohner gar nicht.

Das große Krabbeln im Nürnberger Kindermuseum

© Roland Fengler

Die Scheu vor den langbeinigen Tieren haben die 12- bis 15-Jährigen längst verloren. Nach dem informativen Lehrgang präsentierten die Teilnehmer am Freitag ihre Arbeitsergebnisse. Zu Gast war eine weitere Wohngruppe des Stapf, die wie gebannt an den Lippen der Jugendlichen hing. Adrian präsentierte selbstgebastelte Spinnennetze, Charlotte (12) und Veronika (13) enthüllten eine Riesenspinne. „Die haben wir mit Teilen vom Recyclinghof gebaut“, sagt Charlotte und beschreibt die Körperteile des überdimensionalen Exemplars. Doch es gibt tatsächlich Spinnen, die alles andere als klein sind. „Wisst ihr noch, dass einige Arten bis zu 30 Zentimeter groß werden können?“, fragt Chaudhri in die Runde. Hier schockt das niemanden, denn die Kinder warten auf den Höhepunkt: Rosalie.

Die Vogelspinnendame durfte samt neuem Terrarium im Kinder- und Jugendmuseum einziehen. Der haarige Neuzugang soll gefüttert werden, doch die Aufregung scheint ihm auf den Magen zu schlagen – Rosalie hat keinen Appetit auf die Heuschrecke. Macht nichts, dann eben raus mit ihr. „Wer möchte?“, fragt Chaudhri. Alle Hände schnellen nach oben. „Am Anfang der Woche waren wir alle zögerlich, auch ich hatte Respekt vor so einer Vogelspinne“, gibt Roder zu, „doch jetzt haben wir alle einen anderen Bezug zu den Tieren. Sie sind ja nützlich und fressen Stechmücken.“

Diesmal fällt die Wahl auf Charlotte, vorsichtig setzt sie sich Rosalie auf die Hand. „Keine Angst, besonders giftig ist sie nicht“, beruhigt Chaudhri die Kinder, die zum Zuschauen gekommen sind. Ein Biss ist mit einem Wespenstich zu vergleichen. In Zukunft sollen auch andere Jugendliche etwas von Rosalie und dem Projekt der Gruppe haben. „Wir machen daraus ein ,Museum-im-Koffer‘, Schulen oder Vereine können sich Rosalie und die dazugehörigen Informationen dann ausleihen und sich näher mit dem Thema Spinne beschäftigen“, erklärt die Biologin.

Die Kinder haben ihre Einstellung zu Spinnen geändert. „Die haben doch mehr Angst vor uns, als wir vor ihnen. Also sind sie eigentlich ganz süße Tiere“, sagt Natascha.

kindermuseum-nuernberg.de

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