Das könnt ihr gegen die Rechten tun

22.11.2008, 00:00 Uhr
Das könnt ihr gegen die Rechten tun

© Karlheinz Daut

Zwei junge Ausländerinnen sitzen in einem Fast-Food-Restaurant. Sie werden von zwei Nazis angemacht: «Hey ihr scheiß Ausländer! Verpisst euch hier!» Ein anderer Gast, der die Situation zufällig beobachtet hat, geht mutig dazwischen. Nun wird er von den Nazis angegriffen . . .

Diese Szene ist ein Teil eines Rollenspiels, das die Schüler der Klasse 9b der Bismarckschule Nürnberg aufführen. Sie nehmen gemeinsam mit Lehrerin Petra Beyerlein am Workshop «Rechtsextremismus - wie können wir uns wehren? - Strategien im Umgang mit Rechtsextremen» teil.

Für die Neuntklässler ist das Thema Rechtsextremismus nicht neu. Erst vor einigen Monaten haben sie sich intensiv damit beschäftigt. Denn ihre Schule liegt im Stadtteil Rennweg, wo die meisten von ihnen auch wohnen. Durch den zog sich am Tag der Arbeit, am 1. Mai, ein Aufmarsch der NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands). Damals malten die Schüler viele bunte ProtestPlakate und hängten sie ans Schulhaus, an dem die Rechten vorbeizogen.

Dass das Ereignis längst nicht vergessen ist, beweisen die vielen Erzählungen während des Workshops, den Manu und Nabir vom DoKuPäd (Pädagogik rund um das Dokumentationszentrum) halten: «Wir durften damals nicht über die Straße laufen», sagt eine Neuntklässlerin. «Man kam sich richtig eingesperrt vor», berichtet ein anderer. «Es war fürchterlich», bestätigt die Lehrerin, die in der Gegend wohnt.

Hinter den Opfern stehen

Gegen NPD-Aufmärsche kann man Flagge zeigen. Mehr ist mit unserem Rechtssystem momentan ja nicht möglich. Aber im Alltag kann man wirklich was tun: «Man sollte sich mit den Opfern solidarisieren, andere Leute auf die Situation aufmerksam machen und die Polizei rufen. Doch bringt euch dabei nie selbst in Gefahr!», warnt sie.

Eure Eltern, Lehrer oder die Polizei solltet ihr auch informieren, wenn euch eine unbekannte Truppe kostenlos Nachhilfe anbietet. Neben Mathe kann euch nämlich bei so einer freiwilligen Hausaufgabenhilfe auch schnell mal rechtsextremes Gedankengut eingetrichtert werden. Vorsicht geboten ist auch bei scheinbar harmlosen Schulhof-CDs. Sie sind mit Musik bespielt, bei der die Texte aus Hetze und Hass bestehen.

Die Rechten, Rassisten und Nazis verbindet bei all der Propaganda immer eines: Für sie sind immer die anderen schuld. Erst recht, wenn sie schwächer als sie selbst sind. Nazis halten nichts von unserer Verfassung, von Wahlen und der Gleichheit hier lebender Menschen. Und sie wollen die Demokratie umstürzen.

Doch rechts zu denken, ist in Deutschland bisher nicht strafbar, es gilt ja Meinungsfreiheit. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit haben bei uns trotzdem nichts zu suchen. Auch du kannst helfen! Sprich den Kneipenwirt an, wenn am Nebentisch Nazi-Sprüche rumgehen. Steh dem angepöbelten ausländischen Mitschüler zur Seite und hole Hilfe. Ziehe in der U-Bahn die Notbremse, wenn jemand verprügelt wird. Oder rufe die Polizei, wenn du rechte Straftaten beobachtest. Den Helden muss niemand spielen. Wer aber schweigt, stimmt den Rechten zu! SONJA FLEISCHMANN

Infos zu weiteren Workshops und Studientagen unter www.dokupaed.de