Verleihung Kulturpreis

Das Nürnberger Projekt 31 wird eine kleine Sensation verkünden

Rurik Schnackig

Lokales

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13.11.2022, 18:57 Uhr
Das Projekt schafft einen Ort, an dem jede(r) willkommen ist.

© Projekt 31 Das Projekt schafft einen Ort, an dem jede(r) willkommen ist.

Das selbstverwaltete Jugend- und Kulturzentrum Projekt 31 gehört zu den Preisträgern des diesjährigen Kulturpreises der Stadt Nürnberg. Wie die Stadt in einer Begründung vorab mitteilt, wirke die alternative Einrichtung bereits seit 20 Jahren weit über den eigenen Standort hinaus in die Stadtgesellschaft hinein. Hinter dem Bahnhof, An den Rampen 31 beheimatet (daher die Ziffer im Namen "Projekt 31"), haben sich die ehrenamtlich engagierten Mitglieder in den vergangenen Jahren immer mehr nach außen geöffnet.

In einer ehemaligen KfZ-Werkstatt haben die Mitglieder sich ihr Domizil eingerichtet.

In einer ehemaligen KfZ-Werkstatt haben die Mitglieder sich ihr Domizil eingerichtet. © e-arc-tmp-20211014_150732-8.jpg, NNZ

Neben veganem offenen Kochen, dem Gärtnern für alle und einem Umsonstladen werden beispielsweise Shows durchgeführt, bei denen jungen Musikern eine Chance gegeben wird, Auftrittserfahrung zu sammeln und so den Bekanntheitsstatus zu erweitern. Man teilt Essen, Kleidung, Dinge des täglichen Bedarfs. Die Satzung, so heißt es in der Jurybegründung der Stadt weiter, stellt das selbstverwaltete Jugendzentrum zudem auf ein klar demokratisches Fundament. Genutzt werden die Angebote von einem breiten Publikum unabhängig von der Größe des Geldbeutels. Dies alles werde einer „Stadt der Menschenrechte" gerecht.

In der Tafelhalle

Am Montag, 14. November, findet nun um 19.30 Uhr die Preisverleihung in der Tafelhalle statt. Die Mitglieder freuen sich natürlich über die offizielle und öffentlichkeitswirksame Anerkennung ihrer Arbeit und ihrer Leistungen. Doch das momentan größte Problem für den gemeinnützigen Verein ist damit noch nicht gelöst: der drohende Verlust des Hauses.

Die einstige und mit viel Aufwand umgebaute und an die Bedürfnisse angepasste Kfz-Werkstatt wird zur Miete bezogen. 2019 hat sie eine Investmentfirma gekauft, daraufhin sollte das Gebäude als Baugrundstück für einen Preis von ungefähr einer Million Euro weiterverkauft werden. Das Projekt 31 wehrte sich 2021 bereits gerichtlich gegen eine Räumungsklage - und bekam Recht. Zumindest einen Teilsieg konnten die Mitglieder des Projekt 31 damit erzielen: Der Erhalt der Räumlichkeiten bis Anfang 2025 war ihnen nun sicher.

Bangen um das Domizil

Danach allerdings wird das Haus wohl wieder im Verkauf sein. Und damit sind die Zukunftsängste des Projekt-Teams nur nach hinten geschoben. Schon seit bekannt wurde, dass die Immobilie veräußert wird und damit klar war, dass die bisherigen Nutzer es nicht schaffen werden, sie zu kaufen, sind sie auf der Suche nach neuen Räumen. Unterstützung erhielten sie dabei aus der Stadtpolitik; ein Dokumentarfilm über das "Projekt 31" wurde gedreht, Medien berichteten von der Suche. Doch entweder waren die Räume zu klein, nicht geeignet, nicht verfügbar oder schlichtweg nicht bezahlbar.

Nun aber, zur Preisverleihung, ist mit einer kleinen Sensation zu rechnen: Um das Projekt erhalten zu können, werde es der Verein nun doch selbst kaufen, wurde jetzt bekannt. Am Abend der Kulturpreisverleihung soll der Öffentlichkeit diese Entscheidung offiziell mitgeteilt und eine Kampagne, die diesen Zug ermöglicht, vorgestellt werden. Unter anderem mit Hilfe von Direktkrediten durch Förderer will man die immense Summe stemmen.

"Dabei hofften wir auch weiterhin auf die (finanzielle) Unterstützung einer solidarischen Gemeinschaft in der Stadt und über Stadtgrenzen hinaus", heißt es in der Mitteilung des Projekt 31. Nähere Details sollen dann am Abend der Preisverleihung vor Ort bekannt gegeben werden.

Die weiteren Preisträger

Der Stadtrat hatte im Juli 2022, die Vergabe der diesjährigen Kulturpreise der Stadt Nürnberg beschlossen. Für bis zu fünf Personen und Gruppen stehen 20.000 Euro für Kulturpreise pro Jahr zur Verfügung, die in gleichen Teilen vergeben werden. Darüber hinaus wird in diesem Jahr zusätzlich der große Kulturpreis in Höhe von 10.000 Euro verliehen. Die öffentliche Veranstaltung zur Preisübergabe findet am Montag, 14. November, um 19.30 Uhr in der Tafelhalle statt. Eintritt ist frei.

Neben dem Projekt 31 sind Preisträger: Konzeptkünstler Johannes Volkmann, die Punkband Akne Kid Joe, Autor Lucas Fassnacht, Künstler Ludwig Hanisch sowie Regisseur und Choreograf Barish Karademir.

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