Debatte um „die Steine von Adolf“

27.11.2013, 00:00 Uhr
Debatte um „die Steine von Adolf“

© Stefan Hippel

Das bröckelnde Nazi-Gemäuer könnte hinter einer dicken Glaswand langsam zerfallen. Oder: Ein langgestrecktes Dach würde die Tribüne vor zerstörerischem Regen schützen und im heutigen Zustand erhalten. Oder, oder, allein neun unterschiedliche Arten des Umgangs mit dem Denkmal hat die „Initiative für Architektur und Öffentlichkeit“ gestern vorgestellt. Einen Favoriten will man nicht küren, bewusst nicht. Die Diskussion müsse offen bleiben.
Wie berichtet, ist die Zeppelintribüne jüngst vermessen worden. Jetzt soll an einigen Stellen geprüft werden, wie die auf 70 Millionen Euro geschätzte Sanierung greifen könnte. Das Thema sei ausdiskutiert, hat Oberbürgermeister Maly BauLust schon einmal entgegengehalten und auf die Leitlinien der Kommune verwiesen (siehe Links zum Thema).

Den Aktivisten, die seit dem Jahr 2000 an dem Thema arbeiten, ist das ein Dorn im Auge. Man habe das Gefühl, dass konzeptionell zu wenig passiere, hieß es. Ziel sei es vielmehr, die Bandbreite der Möglichkeiten aufzuzeigen. Bis hin zum Abbruch der Tribüne, inklusive Goldenem Saal.
Wer den Verein deshalb unter die Abriss-Befürworter einordne, erliege einem Missverständnis, betonte Sprecher Alexander Hentschel in der Gaststätte Bahnhof Dutzendteich, nur einen Steinwurf von dem maroden Koloss entfernt. Vom Abriss bis zur hundertprozentigen Rekonstruktion der Anlage, deren Fassade und Muschelkalktreppen zu 80 Prozent einsturzgefährdet sind, alles müsse noch mal auf den Prüfstand, forderte Hentschel.

„Wollen wir wirklich die Steine von Adolf wieder aufbauen?“, fragte der TH-Professor und Architekt Josef Reindl. Es sei offen, ob die Tribüne für die Erinnerungskultur unentbehrlich ist oder ob der nationalsozialistische Größenwahn nicht von einer Aussichtsplattform auf dem Silberbuck besser erkennbar wäre.
Tourismus, Norisring und Rock im Park, das seien die wirtschaftlichen Interessenten, die den Erhalt der Tribüne forderten. In der Debatte um die Zukunft dürften Sachzwänge keine Rolle spielen, so Künstler und BauLust-Mitglied Helge Wütscher. Zitat: „Die Messe hat auf dem Gelände schon gnadenlos zugegriffen und viel zerstört.“
BauLust fordert schon lange einen Masterplan für das ehemalige Reichsparteitagsgelände. Bei einem ganztägigen Symposium am 8. Februar 2014 soll aus verschiedensten Blickwinkeln neu diskutiert werden.
 

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