Dem Kormoran geht es an den Kragen

7.3.2010, 00:00 Uhr
Dem Kormoran geht es an den Kragen

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Doch sie mussten nicht etwa fallen, weil sie krank oder altersschwach waren. Hoch droben hatten 40 Kormoran-Paare ihre Nester gebaut. Weil der Abschuss der Tiere verboten ist und die Regierung von Mittelfranken wegen der klagenden Teichwirte dem Vogel an den Kragen wollte, mussten die Bäume mit Nistplätzen daran glauben.

Gebetsmühlenartig betont der Chef des Wasserwirtschaftsamtes in Nürnberg, Josef Keckl, dass es eigentlich zwei zeitgleiche Abholz-Maßnahmen waren - eine gegen den Kormoran und eine, zur Sicherung der Gehwege am Nordufer des Sees. Rechnet man letztere mit ein, so waren es deutlich mehr als nur 70 gefällte Bäume. Keckl unterstreicht zudem, dass die Stadt in die Pläne eingeweiht war. Doch nach Auskunft des Umweltreferenten Peter Pluschke sei diese völlig machtlos gewesen. Denn für den Wöhrder See samt Uferbereich ist der Freistaat zuständig. Was dort passiert, entzieht sich dem Einfluss der Stadt. Sicher ist: Die Aktion ist auch fachlich mehr als fragwürdig. Die Kormorane, wie auch die Graureiher, deren Nester durch die Rodung ebenfalls vernichtet wurden, werden ihre Brutplätze in den Bäumen nebenan bauen. Die Regierung müsste den See schon völlig baumfrei sägen, wollte sie die Vögel von dort vertreiben.

Unsinnig ist auch die Annahme, der Kormoran unternimmt täglich einen Ausflug in den von Nürnberg 35 Kilometer entfernten Aischgrund, um sich dort den Bauch mit Karpfen vollzuschlagen - liegt doch den Vögeln mit dem Wöhrder See das ideale Nahrungsangebot vor den Schnäbeln.

Ärger bei Naturschützern

Was bleibt? Der Kahlschlag hat nicht nur optische Spuren hinterlassen. Landesbund für Vogelschutz und Bund Naturschutz machen ihrem Ärger Luft. Aufklärung fordern auch die Grünen und die ÖDP im Stadtrat wie auch die SPD-Landtagsabgeordnete Angelika Weikert. Das kann den massiven Eingriff zwar nicht rückgängig machen. Doch zeigt es, dass sich Bürger das nicht gefallen lassen und sie künftig mitreden wollen. Genau das hat die Regierung wohl verhindern wollen. ALEXANDER BROCK