Der FCN will nach oben, auch mit der Mitgliederzahl

5.8.2014, 05:58 Uhr
21.500 Dauerkarten hat der Club verkauft. Gern hätte man auch so viele Mitglieder.

© Zink 21.500 Dauerkarten hat der Club verkauft. Gern hätte man auch so viele Mitglieder.

"Sind Sie Vollzahler? Oder sind Sie Vereinsmitglied?“, fragt die freundliche junge Dame hinter der Ladentheke den jungen Mann auf der anderen Seite. Nein, antwortet der, das sei er nicht. Noch nicht. „Dann wird’s Zeit“, sagt die Frau, die im Fan-Shop des 1. FC Nürnberg in der Ludwigstraße Fan-Artikel und Tickets verkauft.

Der Club-Fan ihr gegenüber lächelt, schnappt sich die drei Eintrittskarten für das morgige Heimspiel gegen Erzgebirge Aue - und zieht von dannen. Die Tickets hat ihm die Verkäuferin in einen Antrag auf Mitgliedschaft verpackt. Ob er ihn ausfüllt? Sie weiß es nicht. Der Versuch zähle.

Die Szene ist nach Günther Kochs Geschmack. Auch wenn man bezweifeln darf, dass der junge Mann dem etwas älteren Koch, Radio- und Fernsehreporter und seit fast drei Jahren Aufsichtsrat beim Club, so leicht entkommen wäre. Denn Koch hat sich des Themas Mitgliedschaft angenommen - und lässt keine Gelegenheit aus, um Fans zu werben, „tatsächlich Teil des Vereins zu werden“. Dann nämlich könne man auch stolz behaupten: „Ich bin der Club!“

15.537 sind dabei

Bei 15.537 Mitgliedern blieb der Zähler auf www.fcn.de am Freitagnachmittag stehen. Daneben lächelt Edeltraud Wodtke von der Homepage, Fan seit mehr als 70 Jahren, steht neben ihrem Bild. Ein anderes Foto zeigt Marcel Schmit, Mitglied seit fünf Jahren, steht unter seinem Zitat. Das lautet: „Der Club ist für mich: Voll cool.“ Auf beide Zeitangaben darf man inzwischen drei Jahre drauflegen. Denn so alt sind die beiden Bilder inzwischen, die zur großen Kampagne gehören, die der Club 2011 gestartet hat - um mehr Mitglieder zu generieren. Das Bild vom rotblonden
Marcel mit den unzähligen Sommersprossen im Gesicht und dem Ball unterm Arm ist bei vielen hängen geblieben.

Und: Es hatte Erfolg. „Damals hatten wir 7000 Mitglieder, in drei Jahren haben wir die Zahl also verdoppelt“, rechnet Katharina Wildermuth vor. Aber ähnlich wie Aufsichtsrat Koch sieht die Club-Sprecherin den Verein noch lange nicht am Ende. 20.000 sei das Ziel, vorerst. Aber nicht das letzte: „Irgendwann wollen wir natürlich dorthin, wo zum Beispiel Vereine wie der VfB Stuttgart sind, mit 45.000.“

Tatsächlich liegt der Club, immerhin Traditionsverein, in Sachen Mitglieder unter seinen Möglichkeiten - sagen nicht nur die Macher im Verein, sondern auch die Zahlen. Im vergangenen Jahr kamen die Bundesligaclubs im Schnitt auf 46.500 Mitglieder - ohne den Mitglieder-Krösus FC Bayern München (über 220.000) Mitglieder. Aber auch in der Zweiten Liga bleibt der Club hinter so manchem Verein zurück - Düsseldorf (knapp 24.000), St. Pauli oder 1860 München (knapp 20.000) liegen vor dem 1. FCN.

"Quälen Sie mich nicht“, sagt Günther Koch, angesprochen auf die anderen Vereine. Er kenne die Zahlen. Und er weiß, wie man schnell auf 50.000 Vereinsmitglieder hochschnellen würde - „wir haben schließlich 35.000 Anhänger, die in Fan-Clubs organisiert, aber nicht alle Teil des Vereins sind“. Darin sieht Koch auch eine Problematik. Auch Katharina Wildermuth weiß nämlich: „Die Mitglieder von offiziellen Fan-Clubs genießen nahezu die gleichen Rechte wie Mitglieder.“ Dabei geht es um Vorkaufsrechte für Tickets, Prozente bei Fan-Artikeln.

Er würde sich für FanClubs das Modell wünschen, das der größte Teil der Anhängerschaft, der Supporters-Club, gewählt hat. Dort darf nur mitmachen, wer Mitglied beim 1. FC Nürnberg ist - „und das halten wir strikt ein“, weiß Peter Maul aus dem Supporters-Vorstand. Man wolle den Verein stärken - und ist nicht gerade glücklich über andere Fan- Clubs, die damit werben, dass es bei ihnen die Vorteile fast zum Nulltarif gibt.

Beiträge einfacher

Für Koch ist’s Ehrensache. „Man ist dann tatsächlich Teil dieses eingetragenen Vereins - von denen es im Profifußball jetzt schon immer weniger gibt.“ Das käme auch bei den Mitgliederversammlungen zum Tragen, wo jeder Rederecht genießt. Einen finanziellen Anreiz gibt Koch auch: „Die Ermäßigung für Dauerkarten erhalten nur echte Mitglieder.“

Da aber, weiß der Aufsichtsrat, müsse man vorsichtig sein. Derzeit überarbeitet der Club, genauer: die Satzungskommission, die Bedingungen für eine Mitgliedschaft, will sie vereinfachen. Zum Beispiel zahlen Fans, die mehr als 50 Kilometer weg wohnen, nur 60 Euro - wer in Nürnberg wohnt, 95 Euro (Erwachsene). Das will man vereinfachen, muss aber vorsichtig sein. „Wenn Mitglieder durch die Rabattierung einen geldwerten Vorteil haben, weil sie bei Dauerkarte und Co. mehr sparen, als sie Beitrag zahlen, gibt es Probleme mit dem Finanzamt.“ Die will man nicht - sondern einfach nur: noch mehr Mitglieder.

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