Der Frühling verlockt zur Familiengründung

14.3.2009, 00:00 Uhr
Der Frühling verlockt zur Familiengründung

© Niklas

Zu verdanken haben sie ihre stattliche Südstadt-Residenz Gerhard Groh, der für die Nistkästen seine Aufwandsentschädigung als Stadtrat anzapfte. «Ich wohne hier in der Gegend, und mir ist schon seit Jahren aufgefallen, dass an diesem Platz Nistkästen fehlen», begründet er sein Engagement, das naturgemäß bei den zwei Vertretern des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) auf ungeteilte Zustimmung stößt. Fünf Kästen für Vögel und zwei für Fledermäuse laden jetzt zur Benutzung ein.

Mit dem Anbringen der Kästen (das vorher natürlich mit den zuständigen städtischen Stellen abgestimmt wurde) allein ist es freilich nicht getan: «Man muss auch die Pflege sicherstellen», weiß Carmen Günnewig. Mit einer benachbarten Grundschule steht der LBV bereits in Verhandlungen.

Natürlich muss man kein Stadtrat sein, um Nistkästen anzubringen: Wer einen Garten oder eine andere geeignete Stelle sein Eigen nennt, kann sich selbst zum Vogel-Hausbesitzer aufschwingen. Sogar an Balkonen aufgehängte Kästen werden von großstadtgewöhnten Vögeln angenommen.

Geeignete Kästen findet man etwa im Internet-Shop des LBV (www.lbv-shop.de), aber auch im Fachhandel. Besonders geeignet für Familien, die sich kreativ austoben wollen, sind Nistkasten-Bausätze. Eine Sammlung von verschiedenen Bauplänen kann beim LBV in Hilpoltstein (Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein) zusammen mit der Farbbroschüre «Nisthilfen im Garten» für fünf Euro angefordert werden.

Einige grundlegende Tipps sollte der Vogelfreund beim Nisthilfen-Bau berücksichtigen: Wohl am wichtigsten ist der Schutz vor Katzen und Mardern. Dies kann durch freies Aufhängen gewährleistet werden, durch eine Manschette am Baum oder durch eine spezielle Kasten-Konstruktion.

Auch wenn zur Zeit Hochsaison für Nisthilfen ist, sollte man sich ruhig noch ein wenig Zeit lassen, bis alle Kästen platziert sind, empfiehlt Stefan Hofstätter: «Dann finden auch die Spätrückkehrer unter den Vögeln gegen Ende April/Anfang Mai noch einen Platz».

Die ideale «Blickrichtung» für einen Nistkasten ist nach Südosten, um Schutz gegen schlechtes Wetter zu gewährleisten.

Wenn die Behausung erst einmal angenommen wurde, ist natürlich Zurückhaltung angesagt, um die Vogel-Kinderstube nicht zu stören. Wenn der Nistkasten dann später im Jahr allerdings wieder verwaist ist, sollten die Überreste der vorangegangenen Brut entfernt werden.

«Wieso überlässt man nicht die Natur sich selbst?» ist eine Frage, die im Zusammenhang mit Nistkästen immer wieder auftaucht. Die Antwort lautet: Weil der Mensch mittlerweile dafür gesorgt hat, dass für viele Vögel nicht mehr ausreichend natürliche Höhlen für die Aufzucht der eigenen Brut zur Verfügung stehen.

Bei einem Blick in die Geschichte zeigt sich, dass die Motive zum Nistkastenbau nicht immer von edlen Gedanken geleitet waren: So gab es im 16. Jahrhundert so genannte «Startöpfe», mit denen die Vögel angelockt wurden, um später deren Nachwuchs zu verzehren. In anderen Fällen hatten es die Kasten-Erbauer auf die Eier abgesehen. Später wurde mit den Vogel-Behausungen dann biologische Schädlingsbekämpfung betrieben: Die Piepmätze sollten gegen Insekten in den Obstbäumen zu Felde ziehen. Dieser Aspekt ist auch heute noch aktuell, denn hungrige Vögel und Fledermäuse im Garten sind auf jeden Fall eine bessere Alternative als die «chemische Keule».

Literaturtipp: Klaus Richarz/Martin Horman: Nisthilfen für Vögel und andere heimische Tiere, Aula-Verlag, 24,95 Euro

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