DER STANDPUNKT: Überfällig

27.4.2015, 20:18 Uhr

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Doch die Grundsicherung oder eine Minirente reichen bekanntlich gerade für das Allernötigste. Gemeinschaft, Unterhaltung, eine Beschäftigung jenseits der Alltagsarbeit, also Kultur, sind da nicht eingerechnet. Dabei gehören „Brot und Spiele“ zusammen, wie die alten Römer wussten. Damit das auch für Menschen mit schmalem Geldbeutel gilt, war die Einführung eines „Kulturtickets“ in Nürnberg überfällig. Denn die Stadt, sonst oft Vorreiter in sozialen Fragen, hinkte hier deutlich hinterher.

Als Gegenstück und Ergänzung zu den Lebensmittel-Tafeln sind „Kulturtafeln“ zwischen Hamburg und München längst weit verbreitet. In unserer Region gilt Bamberg als Vorreiter. Seit vier Jahren wird die Kulturtafel dort von der Diakonie und dem Evangelischen Dekanat betrieben.

Ziel ist nicht nur, Bedürftigen für zwei, drei Stunden eine vergnügliche Abwechslung zu bescheren, sondern das spüren zu lassen, was Sozialpolitiker heute gerne „Teilhabe“ nennen: Wenn sie gelingt, finden Menschen heraus aus ihrer Ecke und Nische, vielleicht auch aus Lethargie und Depression, und entwickeln frischen Elan und neue Perspektiven. Wenn das Angebot – woran nicht zu zweifeln ist – gut angenommen wird, sollte Ähnliches auch in den anderen Kommunen des Großraums gelingen.

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