"Der Zauberer von Oz" in Nürnberg: In jedem steckt Magie

8.11.2015, 20:22 Uhr

© Foto: Hans von Draminski

Baums um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert geschriebener „Wizard of Oz“, ein Kinderbuch mit Fortsetzungen, wurde durch den Hollywoodfilm von 1939 mit Judy Garland in der Hauptrolle weltbekannt.

Wer heute die abenteuerliche Reise des Bauernmädchens Dorothy vom ländlichen Kansas ins Zauberland Oz auf die Bühne bringen will, muss sich konsequent vom leicht angestaubten Flair dieser Vorlage lösen und eigene Wege gehen.

Was den musikalischen Leiter Gerald Uhlmann dazu bewog, für den „Zauberer“ eigene Songs zu schreiben, in denen der unsterbliche Welthit „Somewhere Over The Rainbow“ immerhin als kurzes Zitat in einem deutlich weniger träumerischen Lied Dorothys auftaucht.

Was zum Tonfall eines Stückes passt, dessen Protagonisten viel modernere Konturen haben als gängige Märchen-Archetypen. Dorothy, die von Laura Vogel mit Witz und Cleverness verkörpert wird, verhält sich so, wie es ein Mensch des Jahres 2015 tun würde, wenn eine Situation zwar auf den ersten Blick absurd wirkt, sich aber schnell als sehr real entpuppt. Statt Panik ist Problemlösung angesagt, wenn man wieder nach Hause möchte.

Dass der Heimweg über die Smaragdstadt des Zauberers von Oz führt, ist die klassische Ausgangssituation für eine von Regisseurin Angelika Uhlmann zügig und mit sanfter Ironie erzählte Entwicklungsgeschichte. Dorothy geht auf Wanderschaft und findet skurrile Gefährten, die bald zu Freunden werden: eine Vogelscheuche, die sich nach Verstand sehnt (anrührend: Daniel Uhlmann), ein leicht eingerosteter Blechmann, der einst ein Mensch war und gerne wieder ein Herz hätte (augenzwinkernd komisch: Felix Oberst) und ein ängstlicher Löwe, der Mut braucht (sympathisch: Tim Herzog).

Charmante Hündin

Joker und „Prima inter Pares“ ist Dorothys Hündin Toto, deren selbstverständliche Klugheit von der elfjährigen Justina Rötsch mit viel Charme und Sinn für punktgenaue Pointen umgesetzt wird.

Dass der Zauberer von Oz nicht ist, was er oder sie zu sein scheint, dass er den Reisenden auferlegt, die böse „Wicked Witch of the West“ aus dem Weg zu schaffen, ehe die Wünsche erfüllt werden, bremst die kleine Gruppe schräger Helden, die von tierischen „Sidekicks“ wie „Miss Maus“ (herzig: Anja Rager) unterstützt wird, keine Sekunde lang.

Natürlich werden sie ihren Auftrag erfüllen, werden einen Schlafgas-Angriff der bösen Hexe, die vom 18-jährigen Musicalbühnen-Urgestein Jana Klob souverän und präsent mit Leben gefüllt wird, ebenso überstehen, wie Kämpfe mit fliegenden Affen und hinterhältigen Krähen. Weil sie lernen, dass sie als Team am stärksten sind. Und dass in ihnen mehr steckt, als ihnen bewusst ist. Die Magie, die sie am Ende im Chor besingen, steckt in jedem Menschen – man muss sie nur wecken.

Alberichstraße 9, Termine und Karten über www.musicalbuehne.de — Rabatt für ZAC-Card-Inhaber.

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