Deutsche Kräuter und Gewürze für Antalya

1.5.2016, 19:44 Uhr
Deutsche Kräuter und Gewürze für Antalya

© Foto: Expo

Genau eine Woche vor dem Treffen, bei dem die Bedingungen für ein massives Engagement der Türkei zur Lösung der Flüchtlingskrise ausgehandelt wurde, hatte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt seinen Amtskollegen in Ankara die frohe Botschaft überbracht: Entgegen der usprünglichen Planung leistet Deutschland nun doch einen nennenswerten Beitrag zur Garten-Expo in Antalya, die Ende April gestartet ist.

Schmidts Ressort schmiedete dazu unter Hochdruck ein Konzept unter dem Motto „Innovations- und Zukunftspotenzial nachwachsender Rohstoffe“. Auf rund 800 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird zudem ein Gewürz- und Heilkräutergarten angepflanzt.

Die Überraschung in der Partnerstadt ist mindestens so groß wie die Freude, denn bisher hatte das Landwirtschaftsministerium eine Beteiligung an der Expo abgelehnt. Zu spät habe die Türkei mit der Bitte um Beteiligung angeklopft, hieß es zunächst in Schmidts Haus, viel zu teuer seien die Ausstellungsflächen. Auch die Stadt Nürnberg, nach einem handfesten, publikumswirksamen Beitrag zur Ausstellung in der Partnerstadt gefragt, winkte ab: Dies übersteige die finanziellen Möglichkeiten der Kommune.

Für die Macher der Expo, die fast eine halbe Milliarde Euro in das Prestigeprojekt investiert haben und auf 110 Hektar 25 000 Bäume, 75 000 Sträucher und mehr als eine Million Blumen pflanzten, war das eine schlimme Botschaft von vielen. Denn die großen und wichtigen Länder dieser Welt haben den Expo-Planern mehrheitlich die kalte Schulter gezeigt — türkische Medien fürchten daher, die Expo werde zum Fiasko.

Dass die acht Millionen Besucher zusammenkommen, die nötig wären, um die Kosten der Riesen-Gartenschau einigermaßen zu decken, war und ist unwahrscheinlich – auch angesichts der Tatsache, dass Russland alle Charterflüge in die Türkei verboten hat und viele Deutsche die Reise dorthin aus Furcht vor Terroranschlägen scheuen. Acht Millionen Gäste, so glauben viele Touristik-Experten, wird die ganze Türkei in diesem Jahr kaum willkommen heißen können – die Expo allein schon gar nicht.

Schmidts Zusage wird in Antalya nun auch als ein Zeichen der deutschen Solidarität gewertet. Der Onlinedienst „mygazete“ stellt sogar Mutmaßungen an, ob das „Signal“ des Fürther CSU-Politikers möglicherweise unentschlossene deutsche Touristen nach Antalya locken und so die drohende schlechte Urlauber-Bilanz aufhübschen könnte.

Warum der Minister plötzlich die Spendierhosen angezogen hat? Beobachter wollen nicht ausschließen, dass da das Kanzleramt nachgeholfen hat: Angela Merkel braucht die Türkei zur Lösung der Flüchtlingskrise und mag ihr derzeit kaum einen Wunsch abschlagen.

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