Deutsche Meisterschaft: Nürnberg als Hochburg des Laser-Run

3.8.2020, 15:00 Uhr
Durchatmen und dann abdrücken: Laser-Run besteht aus mehreren Runden Laufen und dem Schießen mit der Laserpistole.

© Sportfoto Zink / Oliver Gold Durchatmen und dann abdrücken: Laser-Run besteht aus mehreren Runden Laufen und dem Schießen mit der Laserpistole.

Mit einem schrillen Pfiff geht die Reise los - und ist nach knapp 20 Metern schon wieder vorbei. Durchatmen. Fokussieren. Auf zur zweiten Etappe. Chiara, der Nico aus Österreich und ihre Kontrahenten richten die Laserpistole und drücken ab. Mit einem stakkatoartigen Klacken setzen sie auf ein paar Bierbänken ab und richten ihre Waffe erneut aus. Nachladen. Nächster Schuss. Wer zuerst fünfmal getroffen hat, darf zur dritten Etappe aufbrechen und eine Runde um den Sportplatz der Bertolt-Brecht-Schule laufen.

Willkommen bei der Deutschen Meisterschaft im Laser-Run. Am Samstagmorgen um kurz nach 9 zeigt das Thermometer schon 29 Grad an, bis zum Mittag wird es noch auf knapp 35 Grad ansteigen. Wer zu lange in der Sonne steht, spürt das Wasser an seinem Rücken hinabfließen, ganz ohne Sport. Thomas Hierl hat sich deshalb einen Hut aufgesetzt, er steht ja nicht nur ein paar Minuten, sondern den ganzen Samstag über in der Juli-Sonne.

Hierl ist der Organisator der zweiten Deutschen Meisterschaft im Laser-Run überhaupt – und der zweiten, die in Nürnberg stattfindet. Im vergangenen Jahr haben er und seine Mitstreiter von der Abteilung Moderner Fünfkampf des TSV Katzwang die Premiere ausgerichtet, von der alle offensichtlich sehr begeistert waren. Also haben sie schon im vergangenen Jahr den Termin für 2020 gebucht, es konnte ja niemand ahnen, dass dann alles ein bisschen schwieriger werden würde.

Eine erfüllende Mischung

Doch von diesem Virus, das die Menschen auf der ganzen Welt gleichermaßen bedroht, wollten sie sich nicht bremsen lassen. 2015 haben sie bereits die U 19-Meisterschaft im Laser-Run ausgerichtet, zwei Jahre später eine eigene Abteilung in Katzwang gegründet, die immer weiter gewachsen ist und inzwischen knapp 60 Mitglieder hat.

Was diesen Laser-Run ausmacht? Thomas Hierl muss nicht lange überlegen. Der Moderne Fünfkampf ist eine sehr fordernde Disziplin, die von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, bereits 1912 ins Programm aufgenommen wurde. "Zu den athletischen Disziplinen Schwimmen und Laufen gesellen sich das von der Konzentrationsfähigkeit bestimmte Schießen und das die schnelle Aktion und Reaktion verlangende Fechten. Praktisch als Krönung muss der Athlet dann beim Reiten Mut und Einfühlungsvermögen auf einem zugelosten Pferd beweisen", schreibt der Deutsche Verband auf seiner Webseite.

"Das Erfolgsgeheimnis des Laser-Runs ist die Tatsache, dass die beiden Disziplinen Laufen und Schießen auch alleine hinreichend erfüllend sind", sagt Hierl. Denn es ist auch ohne Reiten, Fechten und Schwimmen ist es ja eine Herausforderung, mehrere Kilometer zu laufen und zwischendrin voll konzentriert am Schießstand zu stehen.

Die Namen von Chiara und dem Nico aus Österreich hört man über die Anlage, sie gehören an diesem Samstagvormittag zu den besten beim Wettbewerb der U 13. Dieser besteht aus drei Schießeinheiten sowie 3x400m Laufen, ab der U 19 bis in die Erwachsenenklassen sind es sogar 4x800 Meter, also acht Runden um den Sportplatz.

Viele Anrufe und E-Mails

Überhaupt, der Sportplatz. Die schöne Anlage in Langwasser mit ihrer großen Tribüne, mit dem großen Parkplatz, mit ihrer Weitläufigkeit, sie ist einer der Gründe, warum Thomas Hierl und seine Kollegen sich überhaupt die Mühe machen konnten, mitten in einer wieder schlimmer werdenden Pandemie eine gewisse Normalität zu schaffen, eine, auf die so viele Sportler offenbar sehnsüchtig gewartet haben. Die Zahl der Teilnehmer wuchs im Vergleich zum Vorjahr, knapp 90 Einzelstarter hatten sich vorab gemeldet, mit den Staffeln waren es sogar 137 Starts, die die Organisatoren bestmöglich arrangieren mussten.

Viele Telefonate hat Thomas Hierl deshalb in den zurückliegenden Monaten geführt, er hat unzählige E-Mails an den städtischen Sportservice geschrieben – und ist am Samstagmorgen um 5 Uhr aufgestanden. Nachdem sie die selbst entwickelte Technik nicht über Nacht unbewacht stehen lassen wollten, mussten sie diese im Morgengrauen aufbauen, bevor um 8 Uhr schon die Sportler ankamen – alle mit Maske. Thomas Hierl war selbst überrascht, dass tatsächlich alle so diszipliniert waren. "Wir wollten dem Wachstum des Laser-Run eine Chance geben und es nicht unterbrechen", sagt er – und wirkt, in der brütenden Sommerhitze, wie ein sehr glücklicher Mensch.

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