„Die Gerechtigkeit steht für mich an erster Stelle“

21.9.2018, 18:14 Uhr
Auch im Wahlkampf bleibt Claudia Arabackyj authentisch und hat keine Angst, auf einem Ratschbänkla Platz zu nehmen.

© Eduard Weigert Auch im Wahlkampf bleibt Claudia Arabackyj authentisch und hat keine Angst, auf einem Ratschbänkla Platz zu nehmen.

„Ich wähle A-Vau-De“, begrüßt ein älterer Mann Claudia Arabackyj bei ihrem Straßenwahlkampf in der Gartenstadt. Er habe seit Jahrzehnten SPD gewählt, doch nur wenn man die Protestpartei wähle, passiere etwas. Da muss die 46-jährige SPD-Landtagskandidatin für den Stimmkreis Nürnberg-Süd und Schwabach erst einmal innehalten, bevor sie versucht, dem Mann auszureden, „A-Vau-De“ zu wählen. Nach einigen Sätzen lacht der Mann und sagt: „Ich wähle doch wieder SPD. Die A-Vau-De gehört nicht in den Landtag, wenn man sieht, wie sie sich im Bundestag aufführt.“ Die Wähler wissen also, wie sie Druck ausüben können.

Bei Arabackyjs Rundgang an diesem Spätsommertag durch die Gartenstadt reagieren die Angesprochenen durchwegs positiv. Das ist insofern erstaunlich, denn in der einstigen SPD-Hochburg konnte die AfD zuletzt bis zu 19 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen. Die Genossen konzentrieren sich in ihrem Straßenwahlkampf darauf, die zu den Rechtsextremen abgewanderten Wähler wieder einzufangen. Die Gartenstadt hat großes SPD-Potenzial. „Da, wo geklingelt wurde, hat man bei der Wahl die besseren Ergebnisse. Es stärkt die Anbindung.“

Im Hauptberuf ist Arabackyj Werbekauffrau und seit 2002 im Nürnberger Stadtrat. Die gebürtige Erlangerin wuchs in einem sozialdemokratisch geprägten Haushalt auf. Schon in ihrer Schulzeit hat sie sich leidenschaftlich für Politik interessiert. „Die Themen von damals sind noch immer gültig. Mehr Demokratie an Schulen, weniger Druck, mehr Gesamtschulen, keine frühe Auslese.“

Seit fast 20 Jahren bei der SPD

Über die „Falken“ kam sie dann zur SPD, der sie seit fast 20 Jahren angehört. „Für mich ist das Thema Gerechtigkeit das zentrale gesellschaftliche Thema, und die SPD steht für Gerechtigkeit. Auch wenn manche darüber lächeln und es nicht immer formvollendet umgesetzt wird.“

Wenn sie in den Landtag gewählt wird, dann würde sie gerne jugendpolitische Sprecherin der Partei werden und Mitglied im Sozialausschuss sein. „Die Themen Pflege und Arbeitswelt interessieren mich am meisten.“ Außerdem soll das letzte Kindergartenjahr kostenlos werden und die Ticketpreise für den ÖPNV sinken. Die Arbeitsbedingungen etwa im Gastrobereich müssten unbedingt verbessert werden. „Der Freistaat darf Aufträge nur noch an Firmen, die nach Tarif zahlen, vergeben“, fordert Arabackyj.

Kritisch sieht die Wahlkämpferin, dass derzeit Sachfragen vom Migrationsthema überlagert werden, „überall, wo ich hinkomme. Auch dort, wo es keine Probleme mit Migranten gibt.“ Dass die CSU das Thema ständig anheizt, ärgert sie.

Gegnerin der Großen Koalition

Das schlechte Abschneiden der SPD bei den bayerischen Landtagswahlen in der Vergangenheit liegt nach Meinung der SPD-Kandidatin daran, dass die SPD eine Großstadtpartei ist und das ländliche Bayern an seinen konservativen Einstellungen und Idealen festhält. Dagegen hätten es die Grünen derzeit leichter, in der Gunst der Wähler voranzukommen. „Sie haben keinen Anspruch, Volkspartei zu sein und können sich deshalb nur auf das Thema Umwelt konzentrieren. Sie haben auch ihre Wähler noch nicht enttäuscht wie die SPD mit Hartz IV.“

Obwohl Arabackyj schon 16 Jahre im Stadtrat sitzt, ist sie authentisch geblieben und vermeidet eine abwaschbare Politiksprache.
Die Gegnerin einer Großen Koalition hätte es gerne, wenn mehr Arbeiter sich politisch betätigen würden. Die Politik sei oft zu akademisch ausgerichtet. Arabackyj ist sich sicher, dass sie es über die Liste schafft, obwohl sie dort nur auf Platz acht steht. „Ich werde bis zum 14. Oktober kämpfen, um das Gefühl zu haben, ich habe alles gegeben. Da Erst- und Zweitstimmen addiert werden und ich einen großen Stimmkreis habe, wird es für mich reichen. Wenn nicht, dann bleibe ich Stadträtin und suche mir einen neuen Job.“

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