Die Liebe weiß es besser

30.10.2008, 00:00 Uhr

Es basiert auf dem im Mai 2006 als bestes Jugendbuch des Monats ausgezeichneten Briefroman «Leihst du mir deinen Blick» von Valérie Zenatti. Darin verarbeitet die in Paris lebende Autorin eigene Erfahrungen. Sie wurde 1970 in Nizza geboren, übersiedelte als 13-Jährige mit ihren Eltern nach Beerscheba in Israel und leistete dort fünf Jahre später ihren Militärdienst ab.

Wer in Israel aufwächst, wächst mit Hass, Gewalt und Vorurteilen auf. Kaum ein israelischer Jugendlicher hat eine realistische Vorstellung vom Leben derjenigen, die ganz nah und doch so weit entfernt, jenseits von Mauer und Stacheldraht im Gazastreifen leben. «Die Palästinenser» sind für viele von ihnen ein Synonym für Schuld, Selbstmordattentäter und Bombenleger. Die 15-jährige Tal aus Jerusalem aber will irgendwann einmal wissen, was wirklich dahintersteckt und wie palästinensische Mädchen über die unüberwindbar scheinende Feindschaft gegenüber den Juden denken.

Ihre Flaschenpost erreicht keine Gleichaltrige, sondern einen Palästinenser - «Gazaman» Naim. Er sitzt im Gazastreifen, dort wo die Israelis die Übergänge «wie einen Wasserhahn auf- und zumachen» und ist voller Bitterkeit. Tal und Naim beginnen per E-Mail einen Gedankenaustausch. An dessen Ende zeigt sich, dass beide in einer ähnlichen Situation sind und dass sie sich nichts sehnlicher wünschen, als ein ganz normales Leben.

Regisseurin Anne Aichinger - sie lehrt an der Hauptschule - ließ die Geschichte einer Annäherung in winzigen Schritten in einer eindringlichen Inszenierung lebendig werden. Getragen wurde das Geschehen auf der Bühne in erster Linie von dem intensiven Spiel der drei Hauptdarsteller, Denice Wimmer (Tal), Sebastian Häupler (Naim) und Christopher Augustin-Bugg. Sie meisterten die schwierige Aufgabe mit Bravour, lange Textpassagen möglichst ohne Pathos packend zu gestalten. Sensibel und ohne das Stück je zu überfrachten, platzierte Aichinger punktuell und passgenau Musik (gespielt von der Schulband), Bildmaterial als Bühnenhintergrund und minimalistische, wie Blitzlichter wirkende Spielszenen.

Das Publikum in der Aula der Wilhelm-Löhe-Gesamtschule war wie gebannt und belohnte die bemerkenswerte Aufführung mit tosendem Beifall. Der Lohn für ein halbes Jahr an Proben und einen enormen Aufwand hinter den Kulissen, wo rund 40 Helfer dafür sorgten, dass Sprache, Bild und Ton stimmten.

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