Markthelden: Das sind die Gesichter hinter dem Nürnberger Christkindlesmarkt

23.12.2019, 08:53 Uhr
"Ping", macht die Stimmgabel, die sich Tanja Wagner vor jedem Weihnachtsklassiker ans Ohr hält. Sie muss schließlich den Ton angeben droben auf der Holztribüne vor der Frauenkirche. Als "Gesangverein Frohsinn Rohr" kündigt die Tafel linker Hand die 35 Männer und Frauen an, die gerade mit Inbrunst "Oh Tannenbaum" und 15 andere stimmungsvolle Lieder schmettern.
 
 Im Brotberuf ist die zarte Frau mit der grauen Wollmütze aus dem Landkreis Roth Tierärztin. Die Leidenschaft für die Musik pflegt sie eher privat, als Organistin in der Kirche oder eben als Chorleiterin des 1905 gegründeten Vereins, der vor 51 Jahren vom Männergesangverein zum geschlechtsneutralen Gesangverein wurde.
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Markthelden: Chorleiterin Tanja Wagner gibt den Ton an

"Ping", macht die Stimmgabel, die sich Tanja Wagner vor jedem Weihnachtsklassiker ans Ohr hält. Sie muss schließlich den Ton angeben droben auf der Holztribüne vor der Frauenkirche. Als "Gesangverein Frohsinn Rohr" kündigt die Tafel linker Hand die 35 Männer und Frauen an, die gerade mit Inbrunst "Oh Tannenbaum" und 15 andere stimmungsvolle Lieder schmettern. Im Brotberuf ist die zarte Frau mit der grauen Wollmütze aus dem Landkreis Roth Tierärztin. Die Leidenschaft für die Musik pflegt sie eher privat, als Organistin in der Kirche oder eben als Chorleiterin des 1905 gegründeten Vereins, der vor 51 Jahren vom Männergesangverein zum geschlechtsneutralen Gesangverein wurde. © Foto: Claudine Stauber

Eigentlich stand am Anfang eine schlechte Nachricht: Irmgard Krammer war 50, als sie ihren Job als Verkäuferin verlor — "zu jung, um nichts mehr zu tun und zu alt, um vermittelt zu werden", wie die 65-Jährige sagt. Doch Krammer ließ sich nicht entmutigen und gründete ein eigenes Geschäft. "Jetzt mache ich das, was mir Spaß macht." Das Ergebnis sind "Irmis MarmeLaden", die auf verschiedenen Märkten und seit sechs Jahren auch auf dem Christkindlesmarkt zu haben sind.
 
 Besonders gern verwendet Krammer Wildfrüchte wie Hagebutten, Berberitzen und Schlehen, die sie selber sammelt und weiterverarbeitet. Neben Marmelade hat sie auch Öl und Essig, Senf und Sirup im Angebot.
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Markthelden: Irmgard Krammer verzaubert mit Marmeladen

Eigentlich stand am Anfang eine schlechte Nachricht: Irmgard Krammer war 50, als sie ihren Job als Verkäuferin verlor — "zu jung, um nichts mehr zu tun und zu alt, um vermittelt zu werden", wie die 65-Jährige sagt. Doch Krammer ließ sich nicht entmutigen und gründete ein eigenes Geschäft. "Jetzt mache ich das, was mir Spaß macht." Das Ergebnis sind "Irmis MarmeLaden", die auf verschiedenen Märkten und seit sechs Jahren auch auf dem Christkindlesmarkt zu haben sind. Besonders gern verwendet Krammer Wildfrüchte wie Hagebutten, Berberitzen und Schlehen, die sie selber sammelt und weiterverarbeitet. Neben Marmelade hat sie auch Öl und Essig, Senf und Sirup im Angebot. © Foto: Silke Roennefahrt

In unserer Christkindlesmarkt-Serie stellen wir "Markthelden" vor. Ljubo Dabović ist seit 2006 für den Stand der montenegrinischen Stadt Bar verantwortlich und sammelt Spenden für behinderte Kinder und Jugendliche. Mit einem Schluck hinunter? Das könnte schwierig werden. Denn der Šljivac, den Ljubo Dabović am Markt der Partnerstädte ausschenkt, ist heiß. Das kann der Beliebtheit des Pflaumenlikörs allerdings nicht anhaben. "Ich habe viele Stammgäste", sagt Dabović, der seit 53 Jahren in Nürnberg lebt: "Junge Leute aus ganz Deutschland kommen zu mir – und dann muss ich immer einen Witz erzählen."
 
 Seit Nürnberg im Jahr 2006 freundschaftliche Beziehungen zur Stadt Bar in Montenegro aufgenommen hat, betreibt der 76-Jährige, der zugleich Präsident der Fränkisch-Montenegrinischen Gesellschaft ist, diesen Stand. Neben Likören und Schnäpsen gibt es dort auch Gewürze und Ajvar zu kaufen. Dabović sammelt Spenden für schwerbehinderte Kinder und Jugendliche in Montenegro. Er freut sich das ganze Jahr darauf, die anderen Standbetreiber wiederzusehen: "Wir sind wie eine kleine Familie." Wer also einen Witz von Dabović hören möchte, muss nur am Markt der Partnerstädte vorbeischauen.
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An diesem Stand gibt's Schnaps für einen guten Zweck

In unserer Christkindlesmarkt-Serie stellen wir "Markthelden" vor. Ljubo Dabović ist seit 2006 für den Stand der montenegrinischen Stadt Bar verantwortlich und sammelt Spenden für behinderte Kinder und Jugendliche. Mit einem Schluck hinunter? Das könnte schwierig werden. Denn der Šljivac, den Ljubo Dabović am Markt der Partnerstädte ausschenkt, ist heiß. Das kann der Beliebtheit des Pflaumenlikörs allerdings nicht anhaben. "Ich habe viele Stammgäste", sagt Dabović, der seit 53 Jahren in Nürnberg lebt: "Junge Leute aus ganz Deutschland kommen zu mir – und dann muss ich immer einen Witz erzählen." Seit Nürnberg im Jahr 2006 freundschaftliche Beziehungen zur Stadt Bar in Montenegro aufgenommen hat, betreibt der 76-Jährige, der zugleich Präsident der Fränkisch-Montenegrinischen Gesellschaft ist, diesen Stand. Neben Likören und Schnäpsen gibt es dort auch Gewürze und Ajvar zu kaufen. Dabović sammelt Spenden für schwerbehinderte Kinder und Jugendliche in Montenegro. Er freut sich das ganze Jahr darauf, die anderen Standbetreiber wiederzusehen: "Wir sind wie eine kleine Familie." Wer also einen Witz von Dabović hören möchte, muss nur am Markt der Partnerstädte vorbeischauen. © Foto: Michael Matejka

Herkules und Rambo sind nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Sie lassen sich nicht von hupenden Autos und Abgasschwaden stören und nicht von Besuchern, die in ihre Mähnen fassen oder sie fotografieren wollen. Die Kaltblüter stehen einfach da und harren duldsam der Dinge. "Die sind an alles gewöhnt", sagt Kutscher Heinz Lehneis. Pferde und Postkutsche gehören zum Christkindlesmarkt wie Glühwein und Lebkuchen. Lehneis lenkt die Kutsche seit Jahrzehnten durch die Gassen. Herkules und Rambo, die beiden neun Jahre alten rheinisch-deutschen Kaltblüter, sind seit sechs Jahren dabei. Ihre Hufe sind speziell beschlagen, mit Stollen und Stiften, damit die Tiere auf der Rundfahrt nicht auf Asphalt oder Kopfsteinpflaster ausrutschen. Wenn die Kutsche vollbesetzt ist, ziehen sie etwa zwei Tonnen hinter sich her. Die Pferde bringen selbst jeweils um die 950 Kilo auf die Waage. Eine schmerzhafte Angelegenheit, wenn sie einem aus Versehen auf den Fuß steigen. "Aber nach einem halben Jahr ist es wieder gut", weiß der Kutscher.
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Markthelden: Herkules und Rambo sind geduldig

Herkules und Rambo sind nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Sie lassen sich nicht von hupenden Autos und Abgasschwaden stören und nicht von Besuchern, die in ihre Mähnen fassen oder sie fotografieren wollen. Die Kaltblüter stehen einfach da und harren duldsam der Dinge. "Die sind an alles gewöhnt", sagt Kutscher Heinz Lehneis. Pferde und Postkutsche gehören zum Christkindlesmarkt wie Glühwein und Lebkuchen. Lehneis lenkt die Kutsche seit Jahrzehnten durch die Gassen. Herkules und Rambo, die beiden neun Jahre alten rheinisch-deutschen Kaltblüter, sind seit sechs Jahren dabei. Ihre Hufe sind speziell beschlagen, mit Stollen und Stiften, damit die Tiere auf der Rundfahrt nicht auf Asphalt oder Kopfsteinpflaster ausrutschen. Wenn die Kutsche vollbesetzt ist, ziehen sie etwa zwei Tonnen hinter sich her. Die Pferde bringen selbst jeweils um die 950 Kilo auf die Waage. Eine schmerzhafte Angelegenheit, wenn sie einem aus Versehen auf den Fuß steigen. "Aber nach einem halben Jahr ist es wieder gut", weiß der Kutscher. © Foto: Sabine Stoll

Was die wenigsten wissen: Die Buden auf dem Christkindlesmarkt sind alarmgesichert. Nur, was nützt der beste Alarm, wenn niemand in der Nähe ist, der schnell reagieren kann? Dafür gibt es Miriam Keller und Samuel Lienerth. Sie arbeiten für eine Sicherheitsfirma und verbringen aktuell ihre Nächte auf dem Hauptmarkt. "Man lernt sich in dieser Zeit gut kennen, weil man sehr viel redet, ja", lacht der 32-Jährige. Klar, außer ihm und seiner Kollegin ist mitten in der Nacht idealerweise auch niemand auf dem Christkindlesmarkt unterwegs. Von 21 bis 7 Uhr dauert die Schicht. "Das geht aber schnell vorbei", sagt Miriam Keller, die fünf Pullover trägt. Bislang waren die Schichten ruhig: "Die Menschen sind sehr anständig." Aufgewärmt wird sich in einem kleinen Container, der zwischen den Marktbuden versteckt steht. "Wir sind da aber so gut wie nie drin", sagt Miriam Keller. "Unsere Aufgabe ist es ja nicht, rumzusitzen, sondern unsere Runden zu laufen, damit hier keiner auf dumme Gedanken kommt", ergänzt ihr Kollege.
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Markthelden: Die Security hat alles im Blick

Was die wenigsten wissen: Die Buden auf dem Christkindlesmarkt sind alarmgesichert. Nur, was nützt der beste Alarm, wenn niemand in der Nähe ist, der schnell reagieren kann? Dafür gibt es Miriam Keller und Samuel Lienerth. Sie arbeiten für eine Sicherheitsfirma und verbringen aktuell ihre Nächte auf dem Hauptmarkt. "Man lernt sich in dieser Zeit gut kennen, weil man sehr viel redet, ja", lacht der 32-Jährige. Klar, außer ihm und seiner Kollegin ist mitten in der Nacht idealerweise auch niemand auf dem Christkindlesmarkt unterwegs. Von 21 bis 7 Uhr dauert die Schicht. "Das geht aber schnell vorbei", sagt Miriam Keller, die fünf Pullover trägt. Bislang waren die Schichten ruhig: "Die Menschen sind sehr anständig." Aufgewärmt wird sich in einem kleinen Container, der zwischen den Marktbuden versteckt steht. "Wir sind da aber so gut wie nie drin", sagt Miriam Keller. "Unsere Aufgabe ist es ja nicht, rumzusitzen, sondern unsere Runden zu laufen, damit hier keiner auf dumme Gedanken kommt", ergänzt ihr Kollege. © Foto: Jürgen Petzoldt

Auf dem Foto wirkt diese freundliche "Marktheldin" überraschend ernst, dabei lächelt Nasmie Kel Ali in Wirklichkeit sehr gerne und sehr oft. Auf dem Fensterbrett des gekachelten Personalraums in der öffentlichen Rathaus-Toilette stehen ihre Lieblinge: prächtige Orchideen in allen Farben. Nebenan, wo die Kundschaft des Christkindlesmarkts ohne Unterlass durch zwei Drehkreuze in die Kabinen geschaufelt wird, hat die gebürtige Griechin eine Reihe kleiner Weihnachtskakteen platziert. "Weihnachten ist Stress", am Wochenende seien sie zu zweit, sagt sie in ihrem mühsamen Deutsch, für das sie sich gleich entschuldigt. Sie habe immer arbeiten müssen und nie Zeit für einen Sprachkurs gehabt. Nasmie Kel Alis Lächeln macht das alles wett. Es wird noch breiter, wenn ihre Kunden die Sauberkeit loben, was sie oft tun. Für die Firma Rahmer putzt die 59-Jährige hier tagsüber, ihr Mann übernimmt die Nachtschicht. Hier im Rathaus sei es angenehmer als im Hauptbahnhof, wo viel getrunken werde, sagt sie – und lächelt.
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Markthelden: Orchideen hinter dem Stillen Örtchen

Auf dem Foto wirkt diese freundliche "Marktheldin" überraschend ernst, dabei lächelt Nasmie Kel Ali in Wirklichkeit sehr gerne und sehr oft. Auf dem Fensterbrett des gekachelten Personalraums in der öffentlichen Rathaus-Toilette stehen ihre Lieblinge: prächtige Orchideen in allen Farben. Nebenan, wo die Kundschaft des Christkindlesmarkts ohne Unterlass durch zwei Drehkreuze in die Kabinen geschaufelt wird, hat die gebürtige Griechin eine Reihe kleiner Weihnachtskakteen platziert. "Weihnachten ist Stress", am Wochenende seien sie zu zweit, sagt sie in ihrem mühsamen Deutsch, für das sie sich gleich entschuldigt. Sie habe immer arbeiten müssen und nie Zeit für einen Sprachkurs gehabt. Nasmie Kel Alis Lächeln macht das alles wett. Es wird noch breiter, wenn ihre Kunden die Sauberkeit loben, was sie oft tun. Für die Firma Rahmer putzt die 59-Jährige hier tagsüber, ihr Mann übernimmt die Nachtschicht. Hier im Rathaus sei es angenehmer als im Hauptbahnhof, wo viel getrunken werde, sagt sie – und lächelt. © Claudine Stauber

Die schrägsten, buntesten und auch leichtesten Vögel begegnen einem in der Bude von San Carlos auf dem Markt der Partnerstädte. Sie sind aus dem Holz des Balsabaums geschnitzt, der zur Familie der Malvengewächse gehört. Bemalt werden sie von Hobbykünstlern, die auf Inseln im südlichen Lago Cocobolca leben, nicht weit von der nicaraguanischen Stadt San Carlos entfernt. Seit 30 Jahren bekommt der Städtepartnerschaftsverein Nürnberg – San Carlos diese bunten Tiere. Jedes Jahr kommt eine neue dazu, erzählt Johannes Potschka, der seit 20 Jahren an drei, vier Tagen etwa drei Stunden die San-Carlos-Bude betreut – ehrenamtlich natürlich, wie rund 60 der 120 Mitglieder. Die Vorsitzende Sabine Lachner und José Patina, der den Stand mitorganisiert, besuchen ihn kurz nach halb zwölf. Auf die Einnahmen ist der Verein angewiesen – und man ist bis dato zufrieden mit dem Jahr 2019. Auch fair gehandelte Kaffeebohnen, Rum aus Kuba und die heiße Spezialität "Hot Caipiranha" ziehen Stammkunden wie Neugierige an. Na denn: Feliz navidad!
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Markthelden: Vögel, Kaffee und Hot Caipiranha in der San-Carlos-Bude

Die schrägsten, buntesten und auch leichtesten Vögel begegnen einem in der Bude von San Carlos auf dem Markt der Partnerstädte. Sie sind aus dem Holz des Balsabaums geschnitzt, der zur Familie der Malvengewächse gehört. Bemalt werden sie von Hobbykünstlern, die auf Inseln im südlichen Lago Cocobolca leben, nicht weit von der nicaraguanischen Stadt San Carlos entfernt. Seit 30 Jahren bekommt der Städtepartnerschaftsverein Nürnberg – San Carlos diese bunten Tiere. Jedes Jahr kommt eine neue dazu, erzählt Johannes Potschka, der seit 20 Jahren an drei, vier Tagen etwa drei Stunden die San-Carlos-Bude betreut – ehrenamtlich natürlich, wie rund 60 der 120 Mitglieder. Die Vorsitzende Sabine Lachner und José Patina, der den Stand mitorganisiert, besuchen ihn kurz nach halb zwölf. Auf die Einnahmen ist der Verein angewiesen – und man ist bis dato zufrieden mit dem Jahr 2019. Auch fair gehandelte Kaffeebohnen, Rum aus Kuba und die heiße Spezialität "Hot Caipiranha" ziehen Stammkunden wie Neugierige an. Na denn: Feliz navidad! © Jo Seuss

Der Platz ist Fluch und Segen zugleich: Wer auf dem Christkindlesmarkt direkt neben dem 1.FCN postiert ist, findet vielleicht mehr Beachtung als sonst auf dem ausgedehnten Markt. Doch die Fans, die genau dorthin streben, schauen sich zwar um, eilen aber eben auch oft vorbei. "Macht nichts", sagt Elfi Glass im Stand des Roten Kreuzes (BRK), "wir verstehen uns gut mit denen." Im Übrigen sind sie und ihre Mitstreiter häufig als Auskunftsstelle gefragt, schon wegen der prominenten Lage direkt am Schönen Brunnen. "Die vielen Kontakte mit Besuchern aus aller Welt gefallen mir hier am meisten", erläutert Elfi Glass weiter. "Erst heute haben sich Rotkreuz-Mitglieder aus den USA und Hongkong auch in unser Gästebuch eingetragen."
 
 Im Sortiment aus Nützlichem und Schönem seien die Entchen und das Lichtwachs am stärksten gefragt. "Und an Heiligabend dann die Teddys." Da steht die frühere Kauffrau wieder hinter dem Tresen. Als Freiwillige ist sie erst vor vier Jahren zum BRK gekommen und war Helferin in der großen Flüchtlingsunterkunft an der Tillystraße. Die ist längst aufgelöst, Elfi Glass aber engagiert sich weiter.
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Markthelden: Elfi Glass vom Ehrenamtliche-Team des Roten Kreuzes

Der Platz ist Fluch und Segen zugleich: Wer auf dem Christkindlesmarkt direkt neben dem 1.FCN postiert ist, findet vielleicht mehr Beachtung als sonst auf dem ausgedehnten Markt. Doch die Fans, die genau dorthin streben, schauen sich zwar um, eilen aber eben auch oft vorbei. "Macht nichts", sagt Elfi Glass im Stand des Roten Kreuzes (BRK), "wir verstehen uns gut mit denen." Im Übrigen sind sie und ihre Mitstreiter häufig als Auskunftsstelle gefragt, schon wegen der prominenten Lage direkt am Schönen Brunnen. "Die vielen Kontakte mit Besuchern aus aller Welt gefallen mir hier am meisten", erläutert Elfi Glass weiter. "Erst heute haben sich Rotkreuz-Mitglieder aus den USA und Hongkong auch in unser Gästebuch eingetragen." Im Sortiment aus Nützlichem und Schönem seien die Entchen und das Lichtwachs am stärksten gefragt. "Und an Heiligabend dann die Teddys." Da steht die frühere Kauffrau wieder hinter dem Tresen. Als Freiwillige ist sie erst vor vier Jahren zum BRK gekommen und war Helferin in der großen Flüchtlingsunterkunft an der Tillystraße. Die ist längst aufgelöst, Elfi Glass aber engagiert sich weiter. © Foto: Wolfgang Heilig-Achneck

Kevin Slavin sorgt mit seinen Kollegen vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) dafür, dass es am Christkindlesmarkt keine Schmuddelgassen gibt. Der kräftige Amerikaner füllt ab fünf Uhr morgens seine graue 240-Liter-Tonne.
 Sör hat rund um den Christkindlesmarkt 50 Abfallkörbe aufgestellt, damit keine Taschentücher und Verpackungen auf dem Pflaster landen. Der Markt soll jederzeit appetitlich sauber wirken. Die volle Tonne parkt Slavin am Müllhof hinter der Frauenkirche. Er macht seine Arbeit am Hauptmarkt gern. "Ich liebe den Christkindlesmarkt. Ich sehe so viele fröhliche Gesichter, alle sind gut gelaunt", erzählt der Sör-Mitarbeiter, "eine tolle Multikulti-Stimmung. Hier kommen Asiaten, Amerikaner, Italiener und Deutsche zusammen." Slavins Frühschicht endet um 13.45 Uhr, der Spätdienst löst ihn dann ab. Jetzt ist der gelernte Zweiradmechaniker Privatmann. An manchen Tagen bummelt er mit seiner Familie über den Hauptmarkt – ohne orangen Overall. "Für mich ist das Weihnachtsinspiration."
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Kevin Slavin hält die Budengassen sauber

Kevin Slavin sorgt mit seinen Kollegen vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) dafür, dass es am Christkindlesmarkt keine Schmuddelgassen gibt. Der kräftige Amerikaner füllt ab fünf Uhr morgens seine graue 240-Liter-Tonne. Sör hat rund um den Christkindlesmarkt 50 Abfallkörbe aufgestellt, damit keine Taschentücher und Verpackungen auf dem Pflaster landen. Der Markt soll jederzeit appetitlich sauber wirken. Die volle Tonne parkt Slavin am Müllhof hinter der Frauenkirche. Er macht seine Arbeit am Hauptmarkt gern. "Ich liebe den Christkindlesmarkt. Ich sehe so viele fröhliche Gesichter, alle sind gut gelaunt", erzählt der Sör-Mitarbeiter, "eine tolle Multikulti-Stimmung. Hier kommen Asiaten, Amerikaner, Italiener und Deutsche zusammen." Slavins Frühschicht endet um 13.45 Uhr, der Spätdienst löst ihn dann ab. Jetzt ist der gelernte Zweiradmechaniker Privatmann. An manchen Tagen bummelt er mit seiner Familie über den Hauptmarkt – ohne orangen Overall. "Für mich ist das Weihnachtsinspiration." © Hartmut Voigt

Zu Weihnachten sollte man aufs Schwein achten. Dieser saustarke Grunzsatz wurde vor zwei Jahren zunächst vernachlässigt. Fast jeder Nürnberger kannte das hölzerne Schwein, das es sich zwischen Maria und Josef nebst Jesuskind sowie Ochs und Esel in der Krippe an der Kinderweihnacht bequem gemacht hatte. Selbst Tierrechtsorganisationen schwiegen still, die Haltung wurde als artgerecht eingestuft. Doch dann die böse Überraschung: Das Schwein war weg. Der Schaustellerverband fahndete, die Polizei ging von einer schweren Form des Pignappings aus. Große und kleine Kinder weinten bittere Tränen, gehörte doch das Schweinderl seit 1999 zur Kinderweihnacht wie die gebrannten Mandeln in der Tüte.
 
 Dann ein Erfolg: Ein Mädchen, Sophie, hatte den flüchtigen Schnüffler im Gebüsch in der Nähe entdeckt – und durfte ihn nun benamsen: Else heißt die Krippenbewohnerin seitdem. Heuer trägt sie stolz ein Schleifchen am Schwänzchen und ist der eigentliche Star. "Nach dem Jesuskind", sagt Else schnell.
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Markthelden: Entführtes Schwein Else ist der Star der Krippe

Zu Weihnachten sollte man aufs Schwein achten. Dieser saustarke Grunzsatz wurde vor zwei Jahren zunächst vernachlässigt. Fast jeder Nürnberger kannte das hölzerne Schwein, das es sich zwischen Maria und Josef nebst Jesuskind sowie Ochs und Esel in der Krippe an der Kinderweihnacht bequem gemacht hatte. Selbst Tierrechtsorganisationen schwiegen still, die Haltung wurde als artgerecht eingestuft. Doch dann die böse Überraschung: Das Schwein war weg. Der Schaustellerverband fahndete, die Polizei ging von einer schweren Form des Pignappings aus. Große und kleine Kinder weinten bittere Tränen, gehörte doch das Schweinderl seit 1999 zur Kinderweihnacht wie die gebrannten Mandeln in der Tüte. Dann ein Erfolg: Ein Mädchen, Sophie, hatte den flüchtigen Schnüffler im Gebüsch in der Nähe entdeckt – und durfte ihn nun benamsen: Else heißt die Krippenbewohnerin seitdem. Heuer trägt sie stolz ein Schleifchen am Schwänzchen und ist der eigentliche Star. "Nach dem Jesuskind", sagt Else schnell. © Foto: Michael Matejka

"Voooorsicht", brüllt Stefan Abitz und drückt dann einen grünen Knopf. "Jaaaa", antworten zwei Kinder, die die drehende Tasse auf der oberen Etage des Karussells schon lange in Bewegung gesetzt haben. Das große Dampfkarussell auf der Kinderweihnacht bietet Platz für 89 Kinder und Erwachsene.
 "Dreijährige und Jüngere wollen meistens noch mit Mama fahren", weiß Abitz. Der 56-Jährige arbeitet seit elf Jahren auf dem Christkindlesmarkt, er startet und stoppt dort das Karussell und sammelt die Fahrkarten ein. Manche Besucher trifft er immer wieder: So hat er einen Jungen groß werden sehen, den er Jahr für Jahr aus dem Rollstuhl in seinen Lieblingsplatz am Karussell, die Kutsche, hebt.
 
 Den Rest des Jahres ist Stefan Abitz auf Volksfesten in ganz Bayern unterwegs. Dort betreut er meist das Entenangeln und hat gelernt, dass es auf die Geduld ankommt. So auch am berühmten Dampfkarussell: Wenn ein Kind an seinem Karussell nicht weiß, ob es auf dem Tiger oder dem Pferd sitzen will, dann rät er stets: "Warte noch eine Runde."
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Markthelden: Stefan Abitz bringt das Kinderkarussell in Fahrt

"Voooorsicht", brüllt Stefan Abitz und drückt dann einen grünen Knopf. "Jaaaa", antworten zwei Kinder, die die drehende Tasse auf der oberen Etage des Karussells schon lange in Bewegung gesetzt haben. Das große Dampfkarussell auf der Kinderweihnacht bietet Platz für 89 Kinder und Erwachsene. "Dreijährige und Jüngere wollen meistens noch mit Mama fahren", weiß Abitz. Der 56-Jährige arbeitet seit elf Jahren auf dem Christkindlesmarkt, er startet und stoppt dort das Karussell und sammelt die Fahrkarten ein. Manche Besucher trifft er immer wieder: So hat er einen Jungen groß werden sehen, den er Jahr für Jahr aus dem Rollstuhl in seinen Lieblingsplatz am Karussell, die Kutsche, hebt. Den Rest des Jahres ist Stefan Abitz auf Volksfesten in ganz Bayern unterwegs. Dort betreut er meist das Entenangeln und hat gelernt, dass es auf die Geduld ankommt. So auch am berühmten Dampfkarussell: Wenn ein Kind an seinem Karussell nicht weiß, ob es auf dem Tiger oder dem Pferd sitzen will, dann rät er stets: "Warte noch eine Runde." © Foto: Lidia Piechulek

Es gibt ein Leben vor dem Christkindlesmarkt - und das dampft und klappert schon im Morgengrauen. Wer Glühweintassen füllt, muss später spülen. und das dampft und klappert schon im Morgengrauen. Wer Glühweintassen füllt, muss später spülen. Das Zentrum der porentiefen Sauberkeit hinter der Frauenkirche ist mit rot-weißen Planen kaschiert und steckt in zwei Containern. Schon morgens um fünf Uhr ziehen die 450-Euro-Mitarbeiter von Manfred Wedel (74) durch die Budenstraßen und sammeln Körbe mit schmutzigen Tassen ein.
 
 Wedel selbst, seit zwölf Jahren Rentner und nur zur Weihnachtszeit als Dienstleister aktiv, überwacht das Ganze von einem winzigen Abteil aus. Beim Golfspielen sei er nach einem Gespräch mit einem Glühwein-Hersteller auf die Idee gekommen, professioneller Tassenspüler zu werden, erzählt Wedel, während es hinter ihm aus der Spülmaschine dampft. 20 volle Körbe in zehn Minuten laufen da durch. Ob alles picobello ist, wird von den Behörden übrigens streng geprüft. Bis 12 Uhr müssen die letzten sauberen Tassen mit Handwägelchen an die Stände geliefert sein.
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Markthelden: Manfred Wedel sorgt für saubere Glühweintassen

Es gibt ein Leben vor dem Christkindlesmarkt - und das dampft und klappert schon im Morgengrauen. Wer Glühweintassen füllt, muss später spülen. und das dampft und klappert schon im Morgengrauen. Wer Glühweintassen füllt, muss später spülen. Das Zentrum der porentiefen Sauberkeit hinter der Frauenkirche ist mit rot-weißen Planen kaschiert und steckt in zwei Containern. Schon morgens um fünf Uhr ziehen die 450-Euro-Mitarbeiter von Manfred Wedel (74) durch die Budenstraßen und sammeln Körbe mit schmutzigen Tassen ein. Wedel selbst, seit zwölf Jahren Rentner und nur zur Weihnachtszeit als Dienstleister aktiv, überwacht das Ganze von einem winzigen Abteil aus. Beim Golfspielen sei er nach einem Gespräch mit einem Glühwein-Hersteller auf die Idee gekommen, professioneller Tassenspüler zu werden, erzählt Wedel, während es hinter ihm aus der Spülmaschine dampft. 20 volle Körbe in zehn Minuten laufen da durch. Ob alles picobello ist, wird von den Behörden übrigens streng geprüft. Bis 12 Uhr müssen die letzten sauberen Tassen mit Handwägelchen an die Stände geliefert sein. © Foto: Claudine Stauber

Es beginnt mit einem Rülpser. Zumindest klingt das in meinen Ohren so, wenn der Weihnachtsmann am Eingang zur Kinderweihnacht ansetzt: In einem Kauderwelsch aus Schwyzerdütsch und Fränkisch soll er wohl Lust auf den Besuch machen. Das mag bei manchen funktionieren – bei uns nicht: Meine Kinder sind jedenfalls jedes Jahr aufs Neue erst mal bis ins Mark erschrocken, wenn sie ihn auf dem Mäuerchen sahen. Das mag auch daran liegen, dass er ohne Ankündigung zu quatschen beginnt, dabei seine blauen Augen hinter der Brille aufreißt und seinen Stoff-Husky im Schwitzkasten hat. Seine Handschuhe sind ziemlich verdreckt und auch sonst sieht der gute alte Weihnachtsmann ganz schön runtergerockt aus.
 
 Aber das ist ja auch irgendwie ein netter Kontrast zu der ständigen Besinnlichkeit. Dazu passt, welche Wünsche an ihn herangetragen wurden, wie er grunzt: Da wäre zum Beispiel der kleine Klaus. Der wünscht sich nichts mehr, als dass ihn der große Bruder nicht mehr verhaut. Na dann: Frohe Weihnachten!
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Markthelden: Der sprechende Weihnachtsmann auf der Kinderweihnacht

Es beginnt mit einem Rülpser. Zumindest klingt das in meinen Ohren so, wenn der Weihnachtsmann am Eingang zur Kinderweihnacht ansetzt: In einem Kauderwelsch aus Schwyzerdütsch und Fränkisch soll er wohl Lust auf den Besuch machen. Das mag bei manchen funktionieren – bei uns nicht: Meine Kinder sind jedenfalls jedes Jahr aufs Neue erst mal bis ins Mark erschrocken, wenn sie ihn auf dem Mäuerchen sahen. Das mag auch daran liegen, dass er ohne Ankündigung zu quatschen beginnt, dabei seine blauen Augen hinter der Brille aufreißt und seinen Stoff-Husky im Schwitzkasten hat. Seine Handschuhe sind ziemlich verdreckt und auch sonst sieht der gute alte Weihnachtsmann ganz schön runtergerockt aus. Aber das ist ja auch irgendwie ein netter Kontrast zu der ständigen Besinnlichkeit. Dazu passt, welche Wünsche an ihn herangetragen wurden, wie er grunzt: Da wäre zum Beispiel der kleine Klaus. Der wünscht sich nichts mehr, als dass ihn der große Bruder nicht mehr verhaut. Na dann: Frohe Weihnachten! © Rurik Schnackig

Was haben Chinesen, die eine Führung buchen, einheimische Touristen, die Briefmarken suchen, oder Nürnberger, denen noch am 24. Dezember ein Geschenk fehlt, gemeinsam? Sie landen bei den netten Damen von der Touristen-Info am Hauptmarkt. Am wahrscheinlichsten bei Margit Eggemann, die nicht nur seit 25 Jahren bei der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg arbeitet, sondern es in dieser Zeit auch immer geschafft hat, während des Christkindlesmarkts hier, statt an der Info in der Königstraße, zu arbeiten. "Da hatte ich Glück", sagt sie. "Ich bin nämlich ein riesiger Weihnachtsfan."
 
 Dass auch der Andrang während des Markts riesig ist, stört sie nicht im Geringsten. "Klar ist das eine der Hoch-Zeiten im Jahr. Aber selbst wenn’s hier mal rappelvoll ist, bleibt die Stimmung an Weihnachten immer herzlich." Und der Markt direkt vor der Tür bringe ja nicht nur Touristen in den Laden: "Das neue Christkind habe ich leider noch nicht aus der Nähe gesehen, aber über die Jahre haben schon einige Christkinder reingeschaut!"
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Der Weihnachtsfan von der Touristen-Info

Was haben Chinesen, die eine Führung buchen, einheimische Touristen, die Briefmarken suchen, oder Nürnberger, denen noch am 24. Dezember ein Geschenk fehlt, gemeinsam? Sie landen bei den netten Damen von der Touristen-Info am Hauptmarkt. Am wahrscheinlichsten bei Margit Eggemann, die nicht nur seit 25 Jahren bei der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg arbeitet, sondern es in dieser Zeit auch immer geschafft hat, während des Christkindlesmarkts hier, statt an der Info in der Königstraße, zu arbeiten. "Da hatte ich Glück", sagt sie. "Ich bin nämlich ein riesiger Weihnachtsfan." Dass auch der Andrang während des Markts riesig ist, stört sie nicht im Geringsten. "Klar ist das eine der Hoch-Zeiten im Jahr. Aber selbst wenn’s hier mal rappelvoll ist, bleibt die Stimmung an Weihnachten immer herzlich." Und der Markt direkt vor der Tür bringe ja nicht nur Touristen in den Laden: "Das neue Christkind habe ich leider noch nicht aus der Nähe gesehen, aber über die Jahre haben schon einige Christkinder reingeschaut!" © Foto: Volkan Altunordu

Was, die Mudra macht Ohrringe?", wundert sich eine Dame, als sie vor der Bude des Vereins Alternative Jugend- und Drogenhilfe steht. Jawohl – und Fächerketten, Lederarmbänder und Ringe gibt es ebenfalls, während Holztiere, Sterne und Mäppchen vom Dach runterbaumeln. Alles handgemacht – in den Kreativwerkstätten der Mudra, wie Tina Mittelbach sagt. Die Arbeitsanleiterin in der Nähwerkstatt hat die Schicht von 10 bis 15.30 Uhr, Haupt- und Ehrenamtliche teilen sich den Dienst am Christkindlesmarkt.
 
 Die Einnahmen sind wichtig für den Verein, der hier seit gut 20 Jahren vertreten ist. Dafür legen sich alle in den Werkstätten mächtig ins Zeug. Mittelbach und ihre Schützlinge haben grelle Geldbeutel aus Filz, schicke Waschbeutel und Taschen aus Planen hergestellt, die sie vom Menschenrechtsfilmfestival oder von der Schönen-Brunnen-Baustelle organisiert hat. Das Upcyceln ist ihr wichtig. So werden auch Kabelbinder und Kaffeekapseln zu Schmuck verarbeitet. Und Mittelbach verspricht: Auf Bestellung wird nachgeliefert.
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Markthelden: Mudra bastelt Recycling-Schmuck

Was, die Mudra macht Ohrringe?", wundert sich eine Dame, als sie vor der Bude des Vereins Alternative Jugend- und Drogenhilfe steht. Jawohl – und Fächerketten, Lederarmbänder und Ringe gibt es ebenfalls, während Holztiere, Sterne und Mäppchen vom Dach runterbaumeln. Alles handgemacht – in den Kreativwerkstätten der Mudra, wie Tina Mittelbach sagt. Die Arbeitsanleiterin in der Nähwerkstatt hat die Schicht von 10 bis 15.30 Uhr, Haupt- und Ehrenamtliche teilen sich den Dienst am Christkindlesmarkt. Die Einnahmen sind wichtig für den Verein, der hier seit gut 20 Jahren vertreten ist. Dafür legen sich alle in den Werkstätten mächtig ins Zeug. Mittelbach und ihre Schützlinge haben grelle Geldbeutel aus Filz, schicke Waschbeutel und Taschen aus Planen hergestellt, die sie vom Menschenrechtsfilmfestival oder von der Schönen-Brunnen-Baustelle organisiert hat. Das Upcyceln ist ihr wichtig. So werden auch Kabelbinder und Kaffeekapseln zu Schmuck verarbeitet. Und Mittelbach verspricht: Auf Bestellung wird nachgeliefert. © Foto: Jo Seuß

Sie steht es buchstäblich durch: Jeden Tag, von der Marktöffnung bis zur Schließung am Abend, hält Susanne Schröder in ihrer Bude die Stellung, ohne Abwechslung oder Vertretung. Allenfalls in ihrer Toilettenpause behalten die Kollegen vom Nachbarstand die liebevoll gestalteten Zwetschgenmännle im Auge. Die entstehen bei ihr das ganze Jahr hindurch – wie viele Hundertschaften es sind, weiß sie selbst nicht. "Schon in vierter Generation" führe sie die Tradition fort, sagt die Wendelsteinerin nicht ohne Stolz. Sie wuchs in die Bastelei mit den getrockneten Früchten, Stoffen, Gestricktem und allerlei sonstigen Utensilien hinein. Das sei, als ihre Kinder noch klein waren, eine schöne Nebenbeschäftigung gewesen. 
 Heute werden jeweils ab Herbst auch ihr Mann sowie die Töchter und Schwiegersöhne in die Produktion mit eingespannt. Gefragt sind neben Kreativität in der Gestaltung – jedes Jahr entstehen auch neue Figuren – vor allem die Kunstfertigkeit, den Draht durch die Zwetschgen zu ziehen, und zwar an den Kernen vorbei.
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Susanne Schrödel verkauft Zwetschgenmännle – natürlich alle handgefertigt

Sie steht es buchstäblich durch: Jeden Tag, von der Marktöffnung bis zur Schließung am Abend, hält Susanne Schröder in ihrer Bude die Stellung, ohne Abwechslung oder Vertretung. Allenfalls in ihrer Toilettenpause behalten die Kollegen vom Nachbarstand die liebevoll gestalteten Zwetschgenmännle im Auge. Die entstehen bei ihr das ganze Jahr hindurch – wie viele Hundertschaften es sind, weiß sie selbst nicht. "Schon in vierter Generation" führe sie die Tradition fort, sagt die Wendelsteinerin nicht ohne Stolz. Sie wuchs in die Bastelei mit den getrockneten Früchten, Stoffen, Gestricktem und allerlei sonstigen Utensilien hinein. Das sei, als ihre Kinder noch klein waren, eine schöne Nebenbeschäftigung gewesen. Heute werden jeweils ab Herbst auch ihr Mann sowie die Töchter und Schwiegersöhne in die Produktion mit eingespannt. Gefragt sind neben Kreativität in der Gestaltung – jedes Jahr entstehen auch neue Figuren – vor allem die Kunstfertigkeit, den Draht durch die Zwetschgen zu ziehen, und zwar an den Kernen vorbei. © Foto: Wolfgang Heilig-Achneck

Er selbst sieht vom Christkindlesmarkt wenig - aber das stört Hans Datz nicht allzu sehr. Unser Marktheld des Tages weist die Touristenbusse ein - und den Besuchern den Weg in Richtung Hauptmarkt. Einen kleinen Umweg empfiehlt er ihnen immer. Als allzu wichtigen Teil des Kosmos Christkindlesmarkt fühle er sich gar nicht unbedingt, sagt Hans Datz. Dabei erfüllt er eine wichtige Aufgabe: Er sorgt für Ordnung bei der Anfahrt der vielen Busse voller Menschen, die von nah und fern auf den Markt strömen. Genauer gesagt steht er in der Marienstraße, Nahe der Kreuzung zum Marientorgraben, und weist die Busse ein, die dort kurz halten dürfen, um ihre Passagiere in Richtung Altstadt zu entlassen. 
 "Das ist schon alles sehr gut organisiert von der Stadt", findet Datz. Pro Tag kümmert er sich um etwa 20 Busse – und empfängt natürlich auch die Besucher. Denen erklärt er dann den Weg zum Hauptmarkt, denn die meisten waren noch nie in Nürnberg. Aber ganz ohne Zwischenstopp schickt er die Besucher nicht los. "Ich empfehle den Leuten immer, die Lorenzkirche zu besuchen. Die ist so schön, man sollte nicht einfach daran vorbeilaufen." Er selbst bekommt vom Christkindlesmarkt kaum etwas mit. "Aber das macht mir nichts aus, ich bin einem Alter, da kenne ich das alles schon."
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Hans Datz dirigiert die Touristen-Busse

Er selbst sieht vom Christkindlesmarkt wenig - aber das stört Hans Datz nicht allzu sehr. Unser Marktheld des Tages weist die Touristenbusse ein - und den Besuchern den Weg in Richtung Hauptmarkt. Einen kleinen Umweg empfiehlt er ihnen immer. Als allzu wichtigen Teil des Kosmos Christkindlesmarkt fühle er sich gar nicht unbedingt, sagt Hans Datz. Dabei erfüllt er eine wichtige Aufgabe: Er sorgt für Ordnung bei der Anfahrt der vielen Busse voller Menschen, die von nah und fern auf den Markt strömen. Genauer gesagt steht er in der Marienstraße, Nahe der Kreuzung zum Marientorgraben, und weist die Busse ein, die dort kurz halten dürfen, um ihre Passagiere in Richtung Altstadt zu entlassen. "Das ist schon alles sehr gut organisiert von der Stadt", findet Datz. Pro Tag kümmert er sich um etwa 20 Busse – und empfängt natürlich auch die Besucher. Denen erklärt er dann den Weg zum Hauptmarkt, denn die meisten waren noch nie in Nürnberg. Aber ganz ohne Zwischenstopp schickt er die Besucher nicht los. "Ich empfehle den Leuten immer, die Lorenzkirche zu besuchen. Die ist so schön, man sollte nicht einfach daran vorbeilaufen." Er selbst bekommt vom Christkindlesmarkt kaum etwas mit. "Aber das macht mir nichts aus, ich bin einem Alter, da kenne ich das alles schon." © Foto: Maria Segat

Wann beginnen die Vorbereitungen für den Christkindlesmarkt? Christine Beeck, Leiterin des Marktamtes, weiß, dass die Antwort bei ihrem Gegenüber immer wieder für ungläubiges Staunen sorgt: "Für den Christkindlesmarkt 2020 haben die Vorbereitungen bereits begonnen". Es gibt also keine echte Christkindlesmarkt-freie Zeit. Für Christine Beeck ist es heuer das fünfte Mal, dass sie das "Städtla aus Holz und Tuch" in verantwortlicher Funktion begleitet. Einerseits, so sagt sie, gebe es dadurch Routine, auf der anderen Seite aber sind da immer wieder Überraschungen. Schließlich werden die Karten Jahr für Jahr frisch gemischt und die Händler müssen sich neu bewerben. Etwa 600 auf 200 Plätze. Darunter finden sich auch Kuriositäten – wie ein Schnapskarussell. Dies hat allerdings ebenso wenig Chancen wie Plastikschrott, wie Beeck sagt. Privat findet sie noch Zeit, über den weltberühmten Weihnachtsmarkt zu schlendern. Manchmal muss dann aber Abwechslung her: Zum Ende des "CKM" darf es ruhig auch mal ein Fischbrötchen sein.
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Christine Beeck plant schon für 2020

Wann beginnen die Vorbereitungen für den Christkindlesmarkt? Christine Beeck, Leiterin des Marktamtes, weiß, dass die Antwort bei ihrem Gegenüber immer wieder für ungläubiges Staunen sorgt: "Für den Christkindlesmarkt 2020 haben die Vorbereitungen bereits begonnen". Es gibt also keine echte Christkindlesmarkt-freie Zeit. Für Christine Beeck ist es heuer das fünfte Mal, dass sie das "Städtla aus Holz und Tuch" in verantwortlicher Funktion begleitet. Einerseits, so sagt sie, gebe es dadurch Routine, auf der anderen Seite aber sind da immer wieder Überraschungen. Schließlich werden die Karten Jahr für Jahr frisch gemischt und die Händler müssen sich neu bewerben. Etwa 600 auf 200 Plätze. Darunter finden sich auch Kuriositäten – wie ein Schnapskarussell. Dies hat allerdings ebenso wenig Chancen wie Plastikschrott, wie Beeck sagt. Privat findet sie noch Zeit, über den weltberühmten Weihnachtsmarkt zu schlendern. Manchmal muss dann aber Abwechslung her: Zum Ende des "CKM" darf es ruhig auch mal ein Fischbrötchen sein. © Archivfoto: Michael Matejka

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