Die Menschen hinter den Kulissen des Norisrings

30.6.2009, 00:00 Uhr
Die Menschen hinter den Kulissen des Norisrings

© Fengler

Abends plagen Rene Eder häufig Kopfschmerzen. Schuld daran sind allerdings nicht die dröhnenden Motoren oder der Geruch von Schmiere, Lack und Öl. «Ich möchte, dass die Fahrer zufrieden sind, und versuche, für jedes Problem eine Lösung zu finden. Und das ist manchmal gar nicht so einfach», sagt der 34-Jährige, der am Norisring im Auftrag von Seat als Technischer Leiter arbeitet.

Kein Auto darf auf die Rennstrecke, ohne vorher von Eder und seinem Team begutachtet worden zu sein. «Meine Aufgabe ist es zu schauen, dass alle Autos ohne Probleme laufen, und dass sie dem Reglement entsprechen», sagt er. Jeder Wagen wird zunächst auf eine Hebebühne gefahren. Hier werden dann Gewicht, Beleuchtung und sämtliche technischen Systeme kontrolliert. «Auch die Kleidung des Fahrers checken wir durch», sagt Eder. Maschinenschlosser hat der gebürtige Österreicher ursprünglich mal gelernt. Aber das Wissen, das er für seinen Job benötigt, hat er sich größtenteils selbst angelernt.

Gardemädchen fungieren als Grid-Girls

In gewisser Weise ist Rene Eder so etwas wie ein zweiter Fahrer. Denn durch die Datenauslesung kann er das Fahrverhalten der Teilnehmer bis ins letzte Detail auswerten. «Ich kann ablesen, wie jemand bremst, wie er Gas gibt und diese Daten mit denen der anderen Starter vergleichen.» Manchmal kann Eder verzweifelten Fahrern, die nicht wissen, warum sie nicht schnell genug sind, auf diese Weise weiterhelfen. Ob die Rennteams schließlich die Tipps des Technischen Leiters annehmen, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Doch gerade wegen der vielen Herausforderungen liebt Eder seinen Job. «Ich kann für verschiedene Teams arbeiten, bin auf unterschiedlichen Events im Einsatz und komme viel herum», sagt er.

Viel herum kommen auch die Gardemädchen der FG Feucht-fröhlich. Allerdings sind sie normalerweise weniger auf Motorsport-Events denn vielmehr auf Faschingsveranstaltungen und Tanzturnieren anzutreffen. Seit fünf Jahren, erzählt Betreuerin Bruni Paschke, sind die 29 Mädels zwischen 15 und 25 Jahren am Norisring im Einsatz. Als sogenannte Grid-Girls ist es ihre Aufgabe, vor den Starts neben den Autos eine gute Figur zu machen. «Wir bekommen Schilder in die Hand gedrückt, und dann wird jede von uns einem Starter zugeteilt», erklärt die 15-jährige Eva Zimmer. Neben wem sie gerade gestanden hat, kann sie nicht mehr sagen, genausowenig wie ihre Freundin Lisa Heberlein. Die hatte mehr Augen für die «Prominenz», die sie in der Boxengasse entdeckt hat. Wenige Meter entfernt von ihr hat Club-Spieler Dominic Maroh gerade die Fahrbahn betreten. «Ich habe außerdem zwei Schauspieler von ,Gute Zeiten, Schlechte Zeiten‘ gesehen», erzählt Lisa strahlend. Heftiger Regen setzt ein, die Mädels rennen

zurück in ihre Umkleidekabine. Die Atmosphäre hier am Norisring, da sind sich die Gardemädchen von Feucht-fröhlich einig, ist trotzdem immer was ganz Besonderes.

Auch Stefan Heinrich freut sich immer, nach Nürnberg zu kommen. Im Kollegenkreis nennt man ihn nur «The Voice». Seit 2004 ist der 41-jährige Rüsselsheimer bei der DTM als Streckensprecher im Einsatz. «Das Schöne an meinem Beruf ist die Tatsache, dass ich so etwas wie ein Mittler bin», meint Heinrich. «Für die Kenner unter den Fans ist es einfach wichtig, dass man aktuell ist und Emotionen rüberbringt. Den Fans, für die so ein Rennen eher ein gesellschaftliches Ereignis ist, muss man vermitteln, was gerade auf der Strecke passiert.» Am Norisring-Wochenende ist Heinrich für die DTM und die Formel 3 Euro Serie zuständig. Da kommen schon mal zwölf bis 15 Stunden Sprechzeit zusammen. «Viel trinken, am besten Tee, dafür wenig Kaffee. Und nicht rauchen», verrät Heinrich sein Geheimrezept, um die Stimme zu schonen. Dann muss er wieder zurück auf die Strecke und seinen Posten in der Sprecherkabine einnehmen. Er lacht: «Meine Frau sagt immer, es ist schon besser, dass man mich nur hört.»

Gastspiel in der alten Heimat

Nur ungern lässt sich Judith Sepp zunächst interviewen. Schließlich gehört es zu ihrem Job, sich dezent im Hintergrund zu halten und lieber andere sprechen zu lassen. Seit einem halben Jahr arbeitet die 25-Jährige in der PR-Abteilung von Lamborghini in Bologna. Am Norisring muss sie Presseanfragen beantworten, Interviewpartner organisieren und VIPs betreuen. Weil mit der Lamborghini Super Trofeo ein neuer Markenpokal Premiere feiert, stehen die Berichterstatter vor dem Lamborghini-Hospitality-Zelt regelrecht Schlange.

«Der Job ist toll; vor allem, weil ich meine Sprachkenntnisse super einsetzen kann, und ich es mit schönen Autos zu tun habe», schwärmt Judith Sepp. Mit Nürnberg verbindet sie mehr als der Motorsport. Hier hat sie Sozialwissenschaften studiert. «Aufgewachsen bin ich aber in Ingolstadt», erzählt Judith Sepp und fügt scherzhaft dazu: «War ja klar, dass ich mal was mit Autos mache.»

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