Die Schutzengel am Schulweg haben viel zu tun

3.7.2014, 05:58 Uhr
Die Schutzengel am Schulweg haben viel zu tun

© dpa

Die Hürde war hoch, die Anke Krämer überwinden musste. Doch dann entschied sich die 36-Jährige doch, darüber zu reden. Darüber, wie ein Auto ihr zweijähriges Kind überrollte. Das gleich vorweg: Der kleinen Christine geht es heute gut, das aufgeweckte Kind kam mit Schlüsselbeinbrüchen davon.

„Sie hatte einen großen Schutzengel“, sagt Werner Meier, Vorsitzender der Verkehrswacht Nürnberg. Eine Woche lang lag Christine nach ihrem Unfall, der an einem grauen Novembertag 2011 geschah, im Klinikum Süd. „Die Ärzte haben den Kopf geschüttelt, weil sie so viel Glück hatte“, erinnert sich die Mutter.

Das ist passiert: Anke Krämer war an der Kölner Straße im Nürnberger Norden zu Fuß unterwegs, Christine fuhr auf ihrem Laufrad wenige Meter voraus. Den Mercedes, der aus einer Einfahrt kam, sah sie zu spät. „Ich konnte in diesem Moment nicht schreien, ich war wie gelähmt“, so die Mutter, die beim Gedanken daran noch heute mit den Tränen kämpft. Der Wagen überrollte das Kind komplett. „Ich hatte Angst, dass das Auto mich tot macht“, sagt Christine im Film. Dann wird der mit weißer Kreide gezogene Umriss ihres kleinen Körpers auf dem Straßenpflaster eingeblendet.

Heute sitzt sie, ein Kuscheltier im Arm, mit Bruder und Mutter im Medienraum des Polizeipräsidiums. Sie sitzen hier, weil Bernhard Funk, Polizist und Verkehrserzieher, eine Idee hatte: Einen kurzen Film zu drehen, der von den schrecklichen Ereignissen dieses Novembertages handelt.

Heuer bereits 37 Unfälle

Den Grund für die Produktion dieses Streifens mit dem Titel „Die Welt da draußen . . . begreifen“: Die Zahl der Schulwegunfälle ist hoch. Und in diesem Schuljahr ist sie besonders hoch: „Die Zahl liegt immer zwischen 25 und 27“, sagt Werner Meier. Heuer wurden bereits 37 Unfälle mit Schulkindern registriert. „Jeder Schulwegunfall ist einer zu viel.“ Der sprunghafte Anstieg sei aber auffallend.

Kopfzerbrechen bereitet den Beamten das teils unvernünftige Verhalten von Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto vor die Schule fahren. Gebetsmühlenartig reden die 19 Verkehrserzieher stets auf Erziehungsberechtigte ein — doch viele scheinen nur das Verwarnungsgeld in Höhe von 15 Euro zu fürchten, wie Verkehrserzieher Bernhard Nier erzählt. „Wenn wir vor Schulen stehen, fahren die Eltern schön brav an den Halteverbotsbereichen vorbei. Sobald wir nicht gesehen werden, bleiben sie dort wieder stehen, um ihre Kinder aussteigen zu lassen.“

Um diesem Kreislauf zu entrinnen und bei Erwachsenen eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, ist dieser siebenminütige Film in der Medienwerkstatt der Polizei entstanden. Den authentischen Streifen aus der Sicht der Betroffenen werden die Verkehrserzieher an Elternabenden in Kindergärten und Grundschulen zeigen.

Einrichtungen, die Verkehrserzieher zu sich einladen möchten, Eltern den Film zeigen und darüber sprechen wollen, können sich bei Karl Kobl von der Verkehrspolizei melden. Telefonnummer: (09 11) 65 83 14 50.

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