Sozialraum-Analyse 2024

Diese Stadtviertel in Nürnberg und Fürth gelten als soziale Brennpunkte

Georgios Tsakiridis

E-Mail zur Autorenseite

18.3.2024, 20:22 Uhr
Sechs Jahre ist die letzte Sozialraumstudie mittlerweile her, Grund genug für die Stadtforschungsämter eine Neuauflage vorzulegen.

© IMAGO/Westend61, Ardan Fuessmann Sechs Jahre ist die letzte Sozialraumstudie mittlerweile her, Grund genug für die Stadtforschungsämter eine Neuauflage vorzulegen.

Sechs Jahre ist die letzte Sozialraumstudie mittlerweile her. Nun legen die Stadtforschungsämter eine Neuauflage vor. 71 Fürther und 242 Nürnberger Teilgebiete sind in die Berechnung mit eingeflossen. Doch wozu der Aufwand? "Ziel der Analyse ist es, in den Teilgebieten beider Städte Ähnlichkeiten zu identifizieren und gleichzeitig Unterschiede zu beschreiben", heißt es in der Mitteilung der Stadt.

Zunächst sei sichergestellt worden, dass immer mindestens 1000 Einwohner je Teilgebiet berücksichtigt wurden. Für Nürnberg und Fürth haben die Verantwortlichen zudem jeweils getrennte Analyseschritte durchgeführt, "um den sozialstrukturellen Unterschieden beider Städte Rechnung zu tragen." Zentrale Faktoren bei der Einordnung und Auswertung bilden die persönlichen Lebensverhältnisse (Demografie), die sozialen Lage (Arbeitsmarkt/Soziales) und die bebaute Umwelt (Wohnen).

Sozial angespannte Quartiere

Die aktuelle Analyse beschreibt sechs Typen von Sozialräumen in Nürnberg und Fürth, besonders interessant davon für diese Übersicht: die sogenannten "sozial angespannten Quartiere". "Sie zeichnen sich durch sozialräumliche Komponenten aus, die auf eine stärkere Armutskonzentration hinweisen." So stünden in den sozial angespannten Quartieren beider Städte Neu- und Altbauten von teils großen Mehrfamilienhäusern dicht beieinander, teilt das Amt mit. Alle Indikatoren, die auf Armutsgefährdung hinweisen, seien in diesen Quartieren in Nürnberg deutlich erhöht.

Diese Quartiere zeichnen sich in Nürnberg durch hohe Anteile von Ausländern, Arbeitslosen, Kindern in Bedarfsgemeinschaften, Grundsicherungsempfängern, Altbauwohnungen (vor 1949) und Wohnungen in großen Mehrfamilienhäusern sowie eine hohe Bebauungsdichte aus. Generell bewegt sich die Quote jeweils im Bereich von 35 Prozent oder mehr. Auffällig ist auch: Die Quartiere sind eher von mehr Alleinerziehenden und sehr großen Familien bewohnt. Für Nürnberg machen die Verantwortlichen diese Merkmale überwiegend im Süden und Westen der Stadt aus.

In die besagte Kategorie fallen Bezirke wie Ludwigsfeld, Galgenhof, Steinbühl, St. Leonhard und Sündersbühl, sowie nördlich der Gleise von Tafelhof bis nach Eberhardshof und Muggenhof in Richtung Fürth. Dort liegen die sozial angespannten Quartiere wie ein Ring um die City- und Innenstadtquartiere, mit einer deutlichen Ausweitung in den nordwestlichen Teil der Stadt. Fast der gesamte Bezirk Altstadt/Innenstadt gehört dazu, ebenso große Teile von Stadtpark, Stadtgrenze und Südstadt - auch hier durch einige der oben genannten Merkmale mit ähnlicher Quote vertreten.

Junge Familienquartiere

Dem gegenüber könnte man die sogenannten "jungen Familienquartiere" setzen. Diese Bezirke sind durch einen hohen Jugendquotienten charakterisiert. Bedeutet: Hier siedeln sich besonders jüngere Menschen (mit Kindern) an. In den jungen Familienquartieren in Nürnberg und Fürth finden sich überdurchschnittlich viele deutsche Haushalte. In Fürth sei zudem die Bindung in diesem Quartier mit Wohndauern von teils über 20 Jahren überdurchschnittlich stark. Charakteristisch für diese Quartiere sei der hohe Anteil an Neubauten.

In Nürnberg finden sich diese Merkmale auf dem Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs zwischen Rollnerstraße und Nordring, sowie im Süden und Südwesten der Stadt. Dazu gehören Teile von Maiach, Röthenbach West, Röthenbach Ost und Großreuth bei Schweinau. Sie stellen aber den am wenigsten vertretenen Sozialraumtyp in Nürnberg dar, wie aus der Studie hervorgeht. In Fürth finden sich deutlich mehr solcher Quartiere. Sie konzentrieren sich im Süden und Norden der Stadt. Exemplarisch stechen die Bezirke Dambach, Unterfürberg, Oberfürberg und Eschenau heraus. Auch große Teile der Bezirke Atzenhof, Burgfarrnbach, Unterfarrnbach, Schwand, Eigenes Heim und Stadeln sowie Herboldshof und Mannhof zählen zu diesem Typus.

Zurück zur Ursprungsfrage: Was passiert nun mit den gesammelten und aufbereiteten Daten? Die Ergebnisse "können für die vertiefenden Planungs- und Stadtforschungszwecke in den beiden Städten genutzt werden", steht im 16-seitigen Report. Das Amt warnt allerdings vor Pauschalisierungen.

"Bei der Sozialraumanalyse werden Gebiets- und keine Individualdaten untersucht – die Ergebnisse für die Analysegebiete erlauben keinen (pauschalen) Rückschluss auf einzelne Personen oder -gruppen", heißt es. Die beschriebenen Sozialraumtypen bieten lediglich einen Einblick in die sozialen und baulichen Strukturen der Städte, das bedeute aber nicht, dass die dort lebende Bevölkerung oder die Bebauungsstruktur homogen seien.

3 Kommentare