Dieser Nürnberger will "Mr. Gay Germany" werden

12.10.2019, 06:50 Uhr
Dieser Nürnberger will

© Stefan Hippel

Nach dem "Warum" seiner Kandidatur gefragt, hat Pascal Oswald eine so klare Antwort parat, als ginge es schon jetzt darum, eine Jury zu überzeugen: "Weil ich zeigen will, dass es okay ist, so zu sein, wie man ist." Das mag simpel klingen, doch man glaubt es ihm: Der Nürnberger macht kein Geheimnis aus seiner Homosexualität – und das tun zu können, wünscht er sich auch für andere. Und weil für ihn nur eine größere Sichtbarkeit zu mehr Akzeptanz in der Gesellschaft führen kann, ist seine Bewerbung als "Mr. Gay Germany" nur logisch.

Wer sich nun wundert, weil er von diesem Titel noch nie etwas gehört hat, sollte sich deshalb nicht allzu sehr grämen. So ging es nämlich bis vor gar nicht so langer Zeit sogar Pascal Oswald. "Ich habe durch Zufall von einem Freund gehört, dass er den amtierenden ,Mister‘ kennengelernt hat, und dachte nur: Was ist das? Das will ich auch werden", erzählt er lachend.

Mehr als gutes Aussehen

Wer bei dem Titel "Mr. Gay Germany" aber nun an eine schwule Variante klassischer Schönheitswettbewerbe denkt, der irrt: Denn bei diesem Wettbewerb geht es um mehr als gutes Aussehen. Man suche einen "Helden der Szene", heißt es auf der Webseite. Jemanden mit dem "Mut, Unrecht aufzuzeigen", und dem "Selbstbewusstsein, für eine gerechte Sache einzustehen" – ein Vorbild eben.

Mit seinem Engagement hat Pascal Oswald gute Chancen, als solches wahrgenommen zu werden: In seiner Freizeit arbeitet der 24-Jährige ehrenamtlich für die Aids-Hilfe Nürnberg und unterstützt dort die Öffentlichkeitsarbeit. Denn auch hier gilt für ihn: Mehr Bekanntheit führt zu mehr Akzeptanz.

Auch wenn er selbst bislang wenig Erfahrungen mit Schwulenfeindlichkeit machen musste, ist ihm klar, dass beim Thema Toleranz noch einiger Nachholbedarf herrscht. Wenn er beispielsweise in seiner Geburtsstadt Erfurt händchenhaltend unterwegs war, sei es vorgekommen, dass er und sein Freund beleidigt wurden. In Nürnberg sei ihm das glücklicherweise noch nicht passiert, sagt er.

Das Angebot für Homosexuelle in Nürnberg findet er sehr vielfältig – von Bars über LGBT-Sportvereine bis zu Kunst- und Kulturvereinen wie Queer Culture Nürnberg, den schwul-lesbischen Verein Fliederlich und vielen weiteren Einrichtungen gebe es hier eine sehr lebendige Szene, sagt er. Auch das sei für ihn ein Grund gewesen, nach Nürnberg zu ziehen, als er vor drei Jahren sein Studium der Zahnmedizin in Erlangen begonnen hat.

Große Pläne für 2020

Und darauf bezieht sich auch die Kampagne, mit der er sich auf den Titel als "Mr. Gay Germany" bewirbt: Denn dass seine Studienstadt Erlangen als Großstadt keine Veranstaltung zum Christopher-Street-Day habe, könne so nicht bleiben, findet er – und will genau so eine im kommenden Jahr auf die Beine stellen. Man könnte also sagen, Pascal Oswald hat sich einiges vorgenommen für 2020.

Optimistisch ist er wohl zu recht: Von ursprünglich über 160 Bewerbern im Wettbewerb sind nur noch elf in der Auswahl. Die treten am Wochenende in einer ersten Wettbewerbsrunde gegeneinander an. Am Sonntag wird sich entscheiden, wer von ihnen im Dezember im Finale dabei sein wird, wenn der neue Repräsentant der Schwulen-Community gewählt wird – und ob der im nächsten Jahr womöglich aus Nürnberg kommt.

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