Diesmal am Plärrer: Nürnberg droht neue Großbaustelle

30.9.2019, 06:18 Uhr
Diesmal am Plärrer: Nürnberg droht neue Großbaustelle

© Horst Linke

Er ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt der Stadt -auf der Straße, wie auch als Haltestelle für U- und Straßenbahnen. Doch er ist auch ein Problemkind im öffentlichen Raum.

Am Plärrer gruppieren sich geballt Spielhallen und viel Ramsch, rund um den seit Jahren stillgelegten Brunnen lagern vorzugsweise Trinker, während Autos ohne Unterlass den hässlichen Platz umkreisen. Es ist ein wahrlich unansehnlicher Ort, der nun durch die baulichen Probleme der U-Bahnstation auch in Angriff genommen werden soll.

Die Optik ist nur ein Aspekt an diesem Platz. Seit Jahren tropft das Wasser durch den Deckel, der auf dem sehr großen Untergeschoss liegt – denn ursprünglich war hier auch eine vierte Linie vorgesehen. Inzwischen bröckelt an manchen Stellen der Putz. Es gebe zwar noch keine Sicherheitsprobleme, aber seit etwa drei Jahren sei das Thema akut, wie Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich sagt. Das werde von alleine nicht besser. An einer Sanierung komme man nicht vorbei.

Fontänenbrunnen ausgeschaltet

Der Deckel hat nach 50 Jahren seine Lebenszeit schlicht erreicht. Auch nicht gut war, dass sich der gepflasterte Fontänenbrunnen irgendwann ebenfalls als undicht erwies und das Wasser unkontrolliert Richtung U-Bahnschacht versickerte. Dieses Problem behob man, indem man den Brunnen bereits 2014 aus Sicherheitsgründen ausschaltete.

Der Plärrer ist nicht der einzige U-Bahnhof, der langsam marode wird. "Auf der Linie 1 werden langsam nach und nach alle fällig", so Ulrich. Doch aufgrund seiner Größe und den auf dem Platz verlaufenden Schienen wartet mit der Sanierung des Plärrers – nach den Arbeiten am Hauptbahnhofvorplatz – die nächste notwendige Großbaustelle auf Nürnberg.

Auch weil Ulrich in diesem Zusammenhang die Gelegenheit nutzen will, die Verkehrsführung auf der Straße zu verändern und den Platz umzugestalten. "Die Verkehrsführung am Plärrer ist sicher ein Meisterwerk der 70er Jahre, aber es wird Zeit, diese in die Verkehrsplanung des 21. Jahrhunderts zu überführen", so Ulrich.

Ursprünglich war der Plärrer als Kreisverkehr angelegt, der sich ausschließlich an den Bedürfnissen des Autoverkehrs orientiert. Doch die Zeiten haben sich längst geändert. "Wir müssen uns nach den Mobilitätsbedürfnissen aller richten", sagt Ulrich. Dazu gehörten neben Autofahrer nun mal auch Fußgänger und Fahrradfahrer – zudem solle der Plärrer auch grüner werden, mehr an Aufenthaltsqualität gewinnen. So weit das eben geht. Bäume kann man auf dem Deckel schon mal nicht pflanzen, da die Betondecke lediglich einen Meter dick ist. "Aber jenseits des Deckels ist dies ja durchaus möglich", wie Ulrich erklärt.

Weniger Fahrspuren?

Mehr als 20.000 Autos passieren den Plärrer pro Tag. "Da ist noch Luft nach oben, also könnte man über weniger Spuren nachdenken", sagt Ulrich. Denn im Grunde sei der Plärrer "übererschlossen". Auch sei fraglich, ob man die Parkplätze vor der Postbank und der Sparkasse sowie die Plätze für die Linksparker wirklich benötige. Aber das müsse die Debatte im Rat zeigen.

Den zu erwartenden erheblichen Verkehrsbehinderungen sieht Ulrich relativ gelassen entgegen. "Es lief auch am Hauptbahnhof überraschend gut." Mit den dort praktizierten Teilsperrungen habe man gute Erfahrungen gemacht. Das sei manchmal besser als Baustellen, über die man sich jahrelang ärgern müsse.

"Dann muss man da richtig ran gehen"

Es ist ein Mammutprojekt, das weit über einen Verwaltungsakt der Stadtplanung hinausgehen wird. "Wenn man das macht, muss man da richtig ran gehen", sagt Ulrich und hält es für denkbar, die Planungen über einen Wettbewerb laufen zu lassen.

Noch vor Weihnachten will er das Verfahren im Stadtplanungsausschuss vorschlagen, so dass man dann 2020 in die Planung gehen könnte. Klar ist schon heute, dass sich die Baustelle über Jahre hinziehen und für massive Behinderungen sorgen wird.

Ein neuer und etwas ansehnlicherer Platz, mit einer Verkehrsführung, in der auch Fußgänger und Radfahrer berücksichtigt werden, wären am Ende der Trost für Staus und Behinderungen.

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