Disco-Sterben in Nürnberg: "Vom Won-Aus profitieren viele"

12.6.2014, 06:00 Uhr
Während die Discokugeln im „Planet“ und im „Won“ bald ausgeleuchtet haben, wird in der „Nachtschicht“ nach einer Renovierung bald wieder gefeiert.

© dpa Während die Discokugeln im „Planet“ und im „Won“ bald ausgeleuchtet haben, wird in der „Nachtschicht“ nach einer Renovierung bald wieder gefeiert.

NZ: Herr Stus, wie erklären Sie sich das Aus vieler Großraumdiskotheken?

Jari Stus: Da gibt es mehrere Faktoren. In diesem Sommer spielt die Fußball-WM eine wichtige Rolle. Da die Spiele teilweise erst sehr spät beginnen, gehen die Leute danach nicht mehr in die Disco. Hinzu kommt, dass illegale Discos, also als Bar getarnte Diskotheken, den richtigen Discos das Geschäft kaputtmachen.

NZ: Wie muss man sich das vorstellen?

Stus: Bars, die Musik auflegen, haben sicherlich ihre Berechtigung, wenn sie besucht werden. Aber die Betreiber müssten sich auch an Regeln halten. Für Diskotheken gelten etwa viel strengere Brand- und Lärmschutzvorschriften. Diese einzuhalten kostet viel Geld. Auch im Hinblick auf Gema-Gebühren kommen auf Diskotheken viel höhere Kosten zu. Bei der Preispolitik, die als Scheindiskotheken getarnte Bars betreiben, indem sie etwa keinen Eintritt verlangen, können wir nicht mithalten.

NZ: Was muss passieren, damit echte Diskotheken doch überleben können?

Stus: Es muss seitens der Behörden geprüft werden, ob sich Bars an Regeln halten. Es kann schließlich nicht angehen, dass in alte Cafés einfach eine Musik- und eine Lichtanlage eingebaut werden, ein DJ auflegt, 200 Leute kommen und das Ganze noch als Bar durchgeht.

NZ: Liegt das Discosterben auch an einem veränderten Ausgehverhalten?

Stus: Das ist sicherlich auch ein Grund. Wenn man 20-Jährige heute fragt, was sie am Wochenende am liebsten machen, dann sagen sie „chillen“. Sie bleiben daheim, gehen ins Kino, schauen DVD, rauchen Shisha. Dass Discos nicht mehr so hoch im Kurs stehen, könnte aber auch am Geld liegen. Wenn junge Leute heute 800 Euro für ein Handy ausgeben und dazu einen Vertrag abschließen, dann müssen sie das Geld eben an einer anderen Stelle sparen. Beim Ausgehen sitzt es dann nicht mehr so locker.

NZ: Glauben Sie, die „Nachtschicht“ wird von dem Ende für das „Won“ und das „Planet“ profitieren?

Stus: Davon werden sicherlich viele profitieren. Zumindest das „Won“ ist schließlich gut besucht. Die Leute werden dann künftig natürlich woanders hingehen.

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