Edeka-"Räumungsverkauf" sorgte bei Anwohnern für Schreck

18.1.2021, 10:00 Uhr
Edeka-

"Zum Glück, Milch ist noch da!" Die Mutter zweier Kinder hatte schon befürchtet, dass es in den letzten Tagen nichts mehr gibt. Der Edeka Partner-Markt, der den angenehm altmodischen Namen "nah & gut" trägt, ist für die Mittdreißigerin aus dem Stadtteil Falkenheim eine wichtige Anlaufstelle. "Es gibt hier ja nicht viel", sagt sie - und fügt hinzu: "Außerdem komme ich wirklich gern her. Die Stimmung ist super, man findet immer irgendeinen Grund zu lachen."

Rührende Briefe

Tatsächlich ist dies gerade in Zeiten wie diesen etwas, das die Kunden besonders hoch schätzen. "Wir haben in den vergangenen Tagen aufmunternde und rührende Briefe von Kunden bekommen", sagt Marktleiterin Claudia Friedl. Viele Nachfrage habe es gegeben. Nein, man schließe nicht für alle Zeiten. Ja, das Personal - immerhin 23 Teil- und Vollzeitkräfte - sei während der Bauphase in anderen Filialen untergebracht und werde dann wieder die Arbeit an gewohnter Stelle fortsetzen.

Am vergangenen Samstag war der letzte Tag in diesem Gebäude, das sichtbar zu klein für heutige Anforderungen ist. Die jetzt 360 Quadratmetern sollen auf 1000 Quadratmeter anwachsen. Noch in diesem Monat soll der Abriss des Bestandsgebäude aus den 60er Jahren beginnen und bis März abgeschlossen sein. Ende des Jahres will das Team von Inhaber Martin Schätz die Kunden im Neubau begrüßen. Dann soll es neben dem vergrößerten Angebot auch einen Café-Bereich geben.

Auto ist nötig

Die Planung für den flachen Neubau mit einem runden Verlauf und breiter Fensterfront ist bereits genehmigt - nachdem seitens des Bauherren noch eine Dachbegrünung als Änderung aufgenommen wurde. "Die Bedenken der Anwohner wurden weitgehend berücksichtigt", sagt ein zufriedener Albrecht Kippes. Der Vorsitzende des Bürgervereins Siedlungen Süd hofft auf eine zügige Fertigstellung. Denn, wie auch Nachbar Manfred Burger sagt, die Schließung werde die Anwohner empfindlich treffen. "So konnte ich halt mal schnell rüberlaufen", sagt er bedauernd.

Die Altenativ-Vorschläge sind die Märkte in der Thomas-Mann-Straße, sowie in der Kurt-Triest-Straße - beide Varianten aber sind rund fünf Kilometer von der Schießplatzstraße entfernt. Ebenso verhält es sich mit der Kaufland-Fiiliale am Dianaplatz. Schnell mal hinzulaufen ist da keine gute Idee und es offenbart sich der Mangel an Vollsortimenter in der Gartenstadt, der von vielen Seiten seit dem Abriss der Edeka-Filiale an der Julius-Loßmann-Straße immer wieder thematisiert wird.

Anwohner halten zusammen

Gerade ältere Bewohner haben nun das Nachsehen. Wer kein Auto hat, ist aufgeschmissen. Doch was den Nürnberger Süden an dieser Stelle auszeichnet, ist ein Zusammenhalt, der sich sonst eher in dörflichen Regionen finden lässt: Die Welle der Hilfsbereitschaft ist bereits in Gang gesetzt: Schon seit Wochen hängen Angebote im Markt aus, Kunden bieten an, bei Bedarf für andere künftig etwas mitzubringen.

Norbert Schneider, Vorsitzender der SPD Siedlungen Süd hat sofort reagiert und ein Angebot geschaffen: Unter info@spd-siedlungen-sued.de können sich Stadtteilbewohner anmelden. "EIne Person mit FFP2-Maske können wir zum Einkaufen fahren", sagt Schneider. Unterstützung sichert auch der Bürgerverein Siedlungen Süd zu, der zwischen Helfenden und Hillfesuchenden vermittelt (bv-siedlungen-sued@gmx.de).

Für Manfred Burger und andere Anwohner wird die Einkaufssituation sicher nicht einfacher. "Aber wir sind froh", sagt der direkte Nachbar und spricht damit für viele Stadtteilbewohner, "dass es in absehbarer Zeit an dieser Stelle mit einem modernen Markt weitergehen wird."

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