Eichenprozessionsspinner: Erste Absperrungen in Nürnbergs Parks

25.6.2020, 10:43 Uhr
Eichenprozessionsspinner: Erste Absperrungen in Nürnbergs Parks

© Matthias Niese

Nürnbergs Parks waren am vergangenen Wochenende voll. Das sommerliche Wetter zog Tausende auf die Grünflächen, sie sonnten sich, tranken, trafen sich, trotz Corona. Einige Wege etwa im Marienbergpark im Norden der Stadt aber wurden zur Sackgasse - am Ende flatterte ein gelb-rotes Band.

"Allergiegefahr durch Eichenprozessionsspinner", stand darauf, "Raupen und Nester nicht berühren". Der Schmetterling hat sich an mehreren Eichen im Stadtgebiet eingenistet, unter anderem auch im Volkspark Dutzendteich und an der Würzburger Straße. Ein Befall, der durchaus sichtbar für Spaziergänger ist. 

Schlimmer als sonst, beruhigt Karl Peßler, sei es aber auch in diesem Jahr nicht. Er ist beim Servicebetrieb öffentlicher Raum (Sör) zuständig für die Abteilung Baumkontrolle. "Die späten Nachtfröste und Kältephasen haben dem Spinner offenbar schwer zu schaffen gemacht", sagt er, die Lage sei deshalb nicht sonderlich angespannt. Die Nester seien deutlich kleiner als in den Jahren zuvor, erklärt Peßler. "Es ist so, dass der Befallsdruck nicht so groß ist." Die Eichen seien zwar befallen, aber eben mit deutlich weniger Tieren - und damit auch weniger Gefahr für Allergiker. 

Eichenprozessionsspinner: Erste Absperrungen in Nürnbergs Parks

© Julia Ruhnau

Wie groß die Bedrohung durch den Spinner wirklich ist? "Der eine läuft sehenden Auges vorbei und spürt nichts, dem anderen erzählt man dass der Eichenprozessionsspinner in Nürnberg ist und das große Jucken beginnt", sagt Peßler.

Man nehme den Befall im Stadtgebiet aber keinesfalls auf die leichte Schulter. Der Aufwand, der zur Beseitigung des Eichenprozessionsspinners betrieben wird, ist durchaus groß. Aus Artenschutzgründen hat sich die Stadt bereits seit dem Jahr 1980 ein Verbot für Insektizide, Fungizide oder Herbizide auferlegt - die übrige Tierwelt soll damit geschützt werden. 

Den Spinnern droht der Flammentod

Stattdessen werden die Schmetterlinge aufwendig von Hand abgeflammt. "Das muss man sich aber nicht wie bei der Crème brûlée vorstellen", sagt Peßler. Mit einem kleinen Bunsenbrenner werden die Nester geöffnet und in einen Sack befördert. "Dann flammt man den Bereich, an dem sich die Nester befunden haben noch einmal ab."

Die Borke der Eiche sei so dick, dass der Baum keinen Schaden nimmt. "Wir müssen die Haare verbrennen und den Eiweißsstoff zersetzen, der allergische Reaktionen auslöst." Teils sei auch die Feuerwehr im Einsatz um betroffene Areale abzusperren, die Beseitigung übernimmt eine Fachfirma im Auftrag der Stadt. 

Umweltschützer halten die schonende Beseitigung für den Königsweg. Erst kürzlich kritisierte der Bund Naturschutz die Giftdusche über Frankens Wäldern. Im Kampf gegen den Schwammspinner etwa setzt Bayern auch auf die Unterstützung aus der Luft. Helikopter versprühen dabei das Pestizid Mimic mit dem Wirkstoff Tebufenozid großflächig mit Hubschraubern, besonders im Norden des Freistaates. Das Mittel ist in Deutschland zwar zugelassen, Naturschützer kritisieren aber die verheerende Wirkung auf andere Insekten.