Ein Busfahrer klagt an: Autofahrer sind oft rücksichtslos

23.9.2015, 09:50 Uhr
Ein Busfahrer klagt an: Autofahrer sind oft rücksichtslos

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Wenn Busfahrer Felix Brems in Nürnberg Schulen anfährt und dabei die Warnblinkanlage des Busses einschaltet, ist ihm das Verhalten einiger Autofahrer immer wieder unbegreiflich. An der Haltestelle Wolkersdorfer Berg zum Beispiel steigen viele Schulkinder aus. "Die Autos schießen trotzdem mit über 60 Stundenkilometer an uns vorbei", sagt Brems. Und an der Bus-Station Dr.-Carlo-Schmid-Straße, die direkt neben der Montessori-Schule liegt, sei es schon ein paar Mal zu gefährlichen Situationen gekommen. Manchmal überqueren Kinder nämlich hastig die Straße, um den Bus noch zu erwischen. Dabei schätzen sie die Entfernung der entgegenkommenden Autos falsch ein.

Die Straßenverkehrsordnung regelt das Fahrverhalten bei Bushaltestellen eigentlich klar: Steht ein Bus dort mit Warnblinklicht, darf man nur mit Schrittgeschwindigkeit an ihm vorbeifahren, das heißt, mit vier bis sieben Kilometern pro Stunde. Auch der Gegenverkehr muss sich an diese Vorschrift halten. Nähert sich der Bus einer Haltestelle, gilt Überholverbot.

Dass viele Fahrer die Regelungen nicht kennen oder ignorieren, hat 2014 auch der Autoclub Europa (ACE) festgestellt. Im Rahmen der Aktion "Brems mit. Fahr Schritt!" nahm der ACE bundesweit rund 340 Bushaltestellen unter die Lupe. Mit einem schlechten Ergebnis: Von insgesamt 5468 beobachteten Autofahrern überholten 3315 die blinkenden Busse ohne zu zögern, also mehr als 60 Prozent. 74 Prozent der Kraftfahrer passierten stehende Busse mit überhöhter Geschwindigkeit. Wer sich aber an die Verkehrsregeln hält, erntet nach diesen Beobachtungen nicht selten die Missbilligung anderer Autofahrer und wird sogar noch angehupt.

Felix Brems fordert, dass man an den Bushecks für einige Wochen große Warnhinweise klebt. Diese sollten den großen Titel tragen "Es könnte auch ihr Kind sein!" und die geltende Verkehrsordnung mit Text und Illustration erklären. Denn Brems befürchtet, manche würden die Regelungen schlichtweg nicht kennen, weil es sie in ihrer jetzigen Form erst seit 1995 gibt. Die VAG hat sich den Vorschlag von Busfahrer Brems angesehen und hält diese Art von Beschilderung für wenig sinnvoll. "Autofahrer werden durch textlastige und ausführliche Informationen bei der Fahrt eher abgelenkt", sagt Stefanie Dürrbeck, Sprecherin der VAG.

Mit kleinen Pfeilaufklebern auf Bushecks versucht die VAG bereits, die Fahrer zu besonderer Vorsicht an Haltestellen zu bringen. Eventuell gebe es für das nächste Schuljahr eine größere Informationskampagne zu dem Thema.

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