"Ein Erfolgsmodell": Erste Bilanz zur Gelben Tonne in Nürnberg

9.7.2020, 14:13 Uhr

© Marijan Murat, NN

Freude über die Gelben Tonnen, aber immer Ärger mit den Glascontainern: Das waren zwei der Themen, die gestern die Stadträte in dem für den städtischen Abfallwirtschaftsbetrieb (ASN) zuständigen Fachausschuss beschäftigten.

Bürgermeister Christian Vogel (SPD) hielt dabei seinen gefiederten Namensvettern vor, oft Löcher in die Gelben Säcke gepickt zu haben. So trügen sie eine Mitschuld daran, dass der Müll danach häufig vom Wind durch die Straßen getragen wurde. Die Umstellung auf Gelbe Tonnen zum Jahreswechsel habe sich daher positiv aufs Stadtbild ausgewirkt.

Auch Umweltreferentin Britta Walthelm (Die Grünen) – sie bezeichnete die Tonnen als "Erfolgsmodell" – und ASN-Werkleiter Reinhardt Arndt zogen eine positive erste Bilanz. Wobei Arndt einräumte, dass die Behältnisse zu Beginn "herrenlos und im Überfluss auf Gehwegen" herumgestanden hätten. "Dann aber hat alles seinen Platz gefunden."

SPD-Stadtrat Gerhard Groh kam auf die Unsitte zu sprechen, dass Bürger ihren Müll einfach an Glascontainern ablagern, und Inga Hager (ÖDP) wollte wissen, wer dafür Sorge trägt, dass das Umfeld der Container von Scherben gereinigt wird.

Arndt verwies hier auf die fehlenden Eingriffsmöglichkeiten der Kommune. Um die Entsorgung von Verpackung, Papier und Glas kümmerten sich ausschließlich private Systembetreiber. "Deswegen spricht man von einem dualen System."

Was die Zahlen des städtischen Abfallberichts für 2019 angeht, so sprach der ASN-Werkleiter von "stabilen Verhältnissen". Der Restmüll, den die Müllabfuhr abgeholt hat, ist beispielsweise um 1,7 Prozent auf 101 167 Tonnen gesunken, das Sperrmüllaufkommen dagegen stieg um 6,2 Prozent auf 32 380 Tonnen.

Das liege auch daran, so Arndt, dass die Leute ihre Möbel häufiger austauschen als früher. Bürgermeister Vogel empörte sich – wie schon kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung – über den Müll, der 2019 in Parkanlagen herumlag: "Damit könnte man dreimal das Langwasser-Bad füllen."

Lob bekam der ASN dafür, dass die Beschäftigten auch im Corona-Lockdown den Müll abholten. "Das ist für die Psyche der Bevölkerung extrem wichtig gewesen", meinte zum Beispiel Grünen-Stadtrat Marc Schüller. Arndt betonte, dass der ASN von Corona-Fällen verschont geblieben sei.

Allerdings sieht er durch die Viruskrise die städtischen Initiativen der Vorjahre, den Verbrauch von Pappbechern zu senken, konterkariert. Die Geschäfte hätten zuvor gut mitgemacht und den Bürgern die Möglichkeit gegeben, eigene Mehrwegbecher zur Befüllung mitzubringen – durch die Hygieneauflagen in Corona-Zeiten sei dies hinfällig geworden.

Die CSU-Fraktion wiederum macht sich Sorgen, weil es noch keinen Ersatz für die Deponie am Hafen gibt, die 2022 geschlossen werden soll. Eigentlich stand hier der Landkreis Nürnberger Land in der Pflicht, der bisher seinen Müll nach Nürnberg bringt und dafür laut Otto Heimbucher (CSU) ab 2022 eine Deponie zur Verfügung stellen sollte. Derzeit gibt es jedoch keine Lösung. Heimbucher und sein Fraktionskollege Klemens Gsell bezweifeln, dass es so schnell gelingen kann, eine Deponie zu errichten.

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