Ein Hauch von Bethlehem strahlt auf der Marthakirche

9.1.2017, 06:00 Uhr
Für den Wiederaufbau der Marthakirche spendet die ungarisch-sprachige Gemeinde einen Bethlehemstern aus Bronze.

© Günter Distler Für den Wiederaufbau der Marthakirche spendet die ungarisch-sprachige Gemeinde einen Bethlehemstern aus Bronze.

Für den Wiederaufbau der Marthakirche spendet die rumänische Partnergemeinde Telechiu einen Bethlehemstern aus Bronze. Eine solche Turmzier ist an diesem Bau alles andere als selbstverständlich. Denn das Kirchlein, in dem Gerüste noch den ganzen Raum einnehmen, ist Domizil der evangelisch-reformierten Gemeinde, die der französischen und schweizerischen Tradition des Protestantismus folgt. Und die verzichtet konsequent auf bildliche Darstellungen und Symbole, selbst der Altar kommt ohne Kreuz aus.

Dass das Gotteshaus dennoch über einen der schönsten Glasfenster-Zyklen der Stadt verfügt, ist kein Widerspruch. Gehört die bemalten Scheiben doch seit dem 14. Jahrhundert zu dem Bau als Gesamtkunstwerk; der Reformierten Gemeinde dient die einstige Kirche eines Pilgerspitals jedoch erst seit dem 19. Jahrhundert als Versammlungsstätte. Zum Glück waren die Fenster vor dem Brand ausgebaut worden und so verschont geblieben.

Und jetzt ein ungewöhnlicher Dachschmuck: Etwas irritiert verfolgte ein Streifenpolizist das Geschehen: Verstieß die Montage hoch oben auf dem Dach womöglich gegen das Arbeitsverbot am Feiertag? Aber nein: Hier waren nur Ehrenamtliche am Werk. "Wie sich die Weisen an dem Stern orientierten, um zum vermeintlichen Königssohn in der Krippe von Bethlehem zu finden, dient er heute als Signal für Orte, wo Menschen Gott begegnen können", bekräftigt Pfarrer Dieter Krabbe.

Der Stern ist für St. Martha aber auch ein Zeichen der Verbundenheit mit den reformierten Geschwistern in Ungarn und Rumänien. Dort schmückt er alle reformierten Tempel, auch als Unterscheidungsmerkmal gegenüber den Kreuzen auf katholischen und orthodoxen Kirchen.

Und von dort fand die Bekrönung auch ihren Weg nach Nürnberg: Sie ist ein Geschenk der Gemeinde der ungarischsprachigen Minderheit in Telechiu im rumänischen Siebenbürgen. "Seit 25 Jahren verbindet uns eine Partnerschaft, wir haben schon viel Hilfe erhalten", erläutert Krabbes Kollege Erneszt Daniel Maior, "etwa für unseren Kindergarten."

Der Austausch kommt nicht von ungefähr: Auch in St. Martha wird regelmäßig ungarisch gepredigt. Hier haben rund 200 Exilungarn aus der Region ihr religiöses Zuhause. Die meisten von ihnen hatten ihrer Heimat nach dem gescheiterten Volksaufstand 1956 den Rücken gekehrt.

Beim Wiederaufbau des Gotteshauses sind inzwischen die Arbeiten für die Statik sowie die größeren Steinmetzarbeiten. Im Frühjahr soll das neue Dach aus vorgefertigten Elementen die bisherige Notabdeckung ablösen.

Wenn nichts dazwischen kommt, hofft die Gemeinde, bereits zu Weihnachten die Wiedereinweihung feiern zu können. Über die Steinmetzarbeiten informiert das "Baucafé" am 18. Januar um 19 Uhr im Gemeindesaal an der Königstraße 79.

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