Ein Restaurant voller Schimmel: Ekel-Prozess in Nürnberg

22.9.2016, 06:00 Uhr

Tagtäglich sind die Mitarbeiter des Nürnberger Ordnungsamtes in Gaststätten und Lebensmittelgeschäften unterwegs und prüfen, ob sauber gearbeitet wird und Hygienevorschriften eingehalten werden. Was ein Kontrolleur im April in einem China-Restaurant in Zerzabelshof in Küche und Lagerräumen vorfand, würde man umgangssprachlich wohl als Saustall bezeichnen.

In der Küche hingen angekochte Enten an improvisierten Gestängen, der Fleischsaft tropfte auf Arbeitsflächen und den Boden, der mit Pappkartons ausgelegt war. Aber auch beim Blick in die Kühlschränke sträubten sich dem Kontrolleur, der selbst gelernter Koch ist, die Haare: Lebensmittel lagen unverpackt quer durcheinander. Eine geöffnete Dose Ananas war innen schon stark angegriffen. "Durch die Säure löst sich das Metall, das kann dann in die Lebensmittel gelangen", erklärte der städtische Mitarbeiter vor Gericht. Auch in der Gefriertruhe herrschte Chaos: Unter anderem lag vorbereitetes Fleisch nicht abgedeckt in Eimern und wies zum Teil schon Gefrierbrand auf.

Lokal wurde sofort zugesperrt

Auf Dutzenden Fotos, die er bei seinem Besuch im April geschossen hatte, zeigte der Zeuge, wie es um die Sauberkeit bestellt war: Dreck, Schimmel, Verkrustungen, Fett an fast allen Küchengeräten, am Boden, in Lager- und Sanitärräumen. Auf einem weiteren Bild war eine Armada Putzmittel zu sehen. "Da stehen jede Menge Fettlöser, man muss sie nur verwenden", sagte der Lebensmittelkontrolleur und schüttelte den Kopf.

Angesichts der ekelerregenden und unhygienischen Zustände sperrte der Prüfer das Lokal sofort zu. Der Wirt versprach zu putzen. Bei einer Nachkontrolle am nächsten Tag war der Prüfer aber noch nicht mit dem Ergebnis zufrieden. Erst nach einem weiteren Tag hatten die Chinesen Küche und Lagerräume soweit gereinigt, dass das Ordnungsamt den Betrieb wieder freigab. "Seither hat es keine größeren Beanstandungen mehr gegeben", so der Ordnungsamt-Mitarbeiter, der regelmäßig bei seinem "Problemkunden" vorbeischaut.

"Meine Leute haben nichts gemacht"

Nun mussten sich der 44 Jahre alte Wirt und seine beiden Köche im Alter von 36 und 39 Jahren vor dem Nürnberger Amtsgericht wegen Verstößen gegen das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) verantworten. "Ich habe meinen Leuten immer wieder gesagt, ihr müsst sauber machen. Sie haben aber nichts gemacht", jammerte der chinesische Gastronom, der das Lokal seit mittlerweile zehn Jahren führt und fließend Deutsch spricht, vor Gericht. Die beiden Köche, die ebenfalls aus China kommen, sich hierzulande aber noch kaum verständigen können, gaben über eine Dolmetscherin an, sie hätten keine Ahnung von den hiesigen Hygienevorschriften gehabt.

Diese Rechtfertigungen ließ Amtsrichter Matthias Biehler nicht gelten: "Sie müssen ihren Leuten sagen, wie sie arbeiten sollen", mahnte er den Wirt. "Wenn die Köche Ihren Anweisungen nicht folgen, müssen Sie energischer sein oder sich andere Mitarbeiter suchen", fand der Richter.

Der Mann ist einschlägig vorbestraft

Der 44-jährige Gastronom fiel schon öfter wegen mangelnder Sauberkeit in seinem Lokal auf: Zweimal, nämlich in den Jahren 2009 und 2012, kassierte er wegen gravierender Verstöße gegen das LFGB jeweils eine Geldstrafe.

Wegen der einschlägigen Vorstrafen mussten die Konsequenzen diesmal härter ausfallen: Amtsrichter Biehler verurteilte den 44-Jährigen zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Außerdem muss der Gastronom 1000 Euro an einen gemeinnützigen Verein bezahlen. Die beiden Köche kassierten Geldstrafen in Höhe von jeweils 1800 Euro (60 Tagessätze zu je 30 Euro).