Ein Sammler auf Abwegen

25.4.2013, 18:00 Uhr
Ein Sammler   auf Abwegen

© Michael Müller

„Die einen sammeln Briefmarken, andere ausgestopfte Frösche. Ich sammle Kunst.“ So einfach ist das. Und so sympathisch uneitel hört es sich an, wenn Herbert Martin erklärt, wie seine Liebe zur Kunst erwachte. 30 Jahre ist das her und — zum Glück — erwuchs daraus eine Leidenschaft, die er mit seiner Frau teilt. „Rund 100 bis 150 Einheiten“ haben die Martins inzwischen im Bestand. Das heißt in ihren Wohnräumen, in einem Depot und als Leihgaben zum Beispiel im Neuen Museum Nürnberg.

Stets hat sich das Ehepaar für junge Kunst interessiert. „Manche später sehr erfolgreichen Künstler wie Thomas Demand oder Michel Majerus haben wir uns deshalb sehr früh angelacht“, sagt Martin. Früh heißt eben auch erschwinglich. Die glatte, gefällige Kunst ist nicht das, was Martin fasziniert. „Ich liebe die Dinge, die Eigenkraft entwickeln“, sagt er. Das darf dann auch ruhig ein bisschen unorthodox sein und am liebsten auch eine ordentliche Portion Humor und Biss haben.

Seinen „Job“ in der Galerie Oechsner im Atelierhaus Defet hat der 73-Jährige sehr ernst genommen, hat regionale Ausstellungen besucht und junge hiesige Künstler im Atelier. Ausgewählt hat er elf Positionen, die ein breites Spektrum zeitgenössischen Kunstschaffens abdecken — von der gestisch-figurativen Malerei über Collagen bis hin zu Video und designnahen Objekten. Bert Löschner — im Erstberuf Produktdesigner, der dann Kunst und öffentlicher Raum in Nürnberg studiert hat — steuert witzige (benutzbare) Plastikstühle bei, deren Armlehnen sich sanft umgreifen. Viel heiße Luft hat er in diese Möbelskulpturen gesteckt.

Wie aus stinknormalen Materialien überraschend und überzeugend Kunst wird, demonstriert auch Ruth Neumeier. Ihre Collage aus den Endstücken von Kassenbons (die mit den roten Streifen drauf) wirkt unglaublich malerisch. Das Auge des Betrachters zu täuschen, ist auch die Strategie von Malika Eilers. Ihre Fotografien zeigen zunächst unspektakuläre Räume, hinter deren Geheimnis man erst kommen muss...

Ein tornisterähnliches Gebilde hat Robert Enderwitz mit Fahrradschläuchen umwickelt. Es erinnert an Krieg und Marschgepäck. „Er arbeitet mit vorgefundenen, billigen Materialien. Mir gefällt dieses Respektlose und Radikale. Das ist in dem Alter gut“, sagt Martin, der ganz allgemein die Präzision und Ernsthaftigkeit der jungen Leute lobt. Die Aufgabe bei Annette Oechsner hat ihm viel Spaß gemacht, was man wiederum der Ausstellung anmerkt.

Galerie Oechsner, Gustav-Adolf-Str. 33. Eröffnung heute 20 Uhr. Bis 8. Juni, Mi-Fr 11-18, Sa 11-15 Uhr.
 

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