Ein «stainhaus ze Lauffenholtz in dem weyer»

15.7.2008, 00:00 Uhr
Ein «stainhaus ze Lauffenholtz in dem weyer»

© Rusam

Schon um die Mitte des 13. Jahrhunderts errichteten Ulrich und Heinrich, die beiden Söhne des Mögeldorfer Amtsmanns Reimar, hier in einem Altwasser der Pegnitz ein festes Haus. Ihre Wasserburg wurde zum Stammsitz der Ministerialen von Laufamholz. Der Vater Reimar, ein hochangesehener Dienstmann des staufischen Königshauses, war schon 1213 als Reichsbutigler auf die Nürnberger Burg versetzt worden und war damit der oberste Beamte des ganzen Reichsgutes um Nürnberg.

Wehrhaft vor der Stadtmauer

Im 14. Jahrhundert strebte das zu Macht und Reichtum gekommene Patriziat nach Landbesitz im Nürnberger Umland. Und so gelangte über die Burggrafen als Zwischenbesitzer Unterbürg an Leupold Groß - er war der Sohn des Stifters des Heiliggeist-Spitals und ein angesehener Nürnberger Bürger. 1363 stellte er der Stadt eine Öffnungsverschreibung auf sein «stainhaus ze Lauffenholtz in dem weyer gelegen» aus.

Der Reichsstadt stand nun das Recht zu, in Kriegszeiten die Burg zur Verteidigung mit nürnbergischen Truppen zu belegen. Diese Öffnungsverschreibung war die erste um Nürnberg und bezeugt damit die damalige militärische Bedeutung Unterbürgs und der Herrensitze überhaupt, die eine Art vorgeschobene Verteidigungslinie vor den Mauern Nürnbergs bildeten. 1390 wurde die Öffnungsverschreibung von dem späteren Besitzer Ulrich Groland für seine «vesten Lauffenholtz» erneuert. Diese Bezeichnung verschwand aber im Laufe der Zeit und es bürgerte sich allmählich der uns heute geläufige Name Unterbürg ein.

1491 kam der Besitz an die Derrer, welche die «Derrerburg» - wie man zu sagen pflegte - fast 250 Jahre lang in Besitz hatten. 1498 ließ Anton Derrer nahe dem Schloss am Hang die Quellkapelle «Zur schmerzhaften Mutter» erbauen. Noch im gleichen Jahr wurde sie vom Eichstätter Weihbischof geweiht. 1510 verfügte jedoch Papst Alexander VI. nach einer Beschwerde durch den Rat der Stadt einen Abrisserlass - so hörte man in Rom auf Nürnberg! Abgerissen wurde die Kapelle aber trotzdem nicht. Geplündert und verwüstet wurde sie erst ein halbes Jahrhundert später im Markgrafenkrieg 1552.

Mehr als vier Jahrhunderte später, im Jahre 1986 stellte man das in der Zwischenzeit doch arg heruntergekommene Baudenkmal endlich unter Denkmalschutz und sanierte vier Jahre später auch die Kapelle. Stimmungsvoll liegt sie nun am Hang unter einer 250-jährigen Linde. Einmal im Jahr findet dort eine ökumenische Maiandacht statt, die sich großer Beliebtheit bei der Bevölkerung der Umgebung erfreut.

Mit der «Derrerburg» ist auch der Überfall des berüchtigten Plackers (Straßenräubers) Cunz Schott vom Rothenberg auf den jungen Bürgermeister Wilhelm Derrer im Jahr 1499 nahe bei Erlenstegen verbunden. Schott nahm Derrer gefangen, befahl ihm, die rechte Hand auf einen Baumstumpf zu legen und schlug sie ihm ab. Dann steckte er sie ihm mit der höhnischen Bemerkung in das Wams, er könne seinem Herren (das heißt der Stadt Nürnberg) zeigen, wie Schott mit seinen Feinden verfahre. Die Reichsstadt versuchte vergeblich, Schott zu fangen, aber dieser trieb sein Unwesen noch lange und blieb unbestraft.

Der Historismus liebte es neugotisch

Im vorletzten Jahrhundert wechselten die Besitzer häufig. 1885 kaufte der Nürnberger Spediteur Heiling das Anwesen. Er ließ Fenster - im Geschmack der damaligen Zeit mit neugotischen Kielbogen - gleichmäßig über Palas und Turm verteilen. In den mächtigen Wehrturm baute man eine Wendeltreppe ein. «Auf der Ostseite» wurde - wie der Architekturkritiker Nagel es formulierte - «eine große hässliche zweigeschossige Veranda vorgebaut und auf der Südseite ein zweigeschossiger Balkon aus Gusseisen». Den Weiher um die Burg legte man größtenteils trocken, die Brücke verschwand. Ganz anders beurteilte freilich Lehner-Burgstall 1913 die baulichen Veränderungen: «Seitdem hat das Haus eine völlige Wiedergeburt durchgemacht und gehört zu den lieblichsten Punkten unserer Landschaft.»

Ein Luftangriff des Jahres 1943 zerstörte das Turmdach. Jahrzehnte war dann der Turm mit einem flachen Notdach bedeckt. 1983 kaufte der damalige Club-Präsident und Immobilienhändler Gerd Schmelzer Unterbürg. Trotz erheblicher zusätzlicher Kosten durch Auflagen für die im Wasserschutzgebiet gelegenen Gebäude führte Schmelzer eine Totalrenovierung durch, bei der auch das Dach des Turmes mit den Eck-Erkerchen wieder entstand. Das Schlösschen erstrahlt seither in neuem Glanz. Unterbürg ist wieder zu einem Kleinod unter den Alt-Nürnberger Kulturdenkmälern vor den Toren der Stadt geworden.

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