Eine neue Grundschule für St. Leonhard?

2.4.2008, 00:00 Uhr
Eine neue Grundschule für St. Leonhard?

© Nürnberg Luftbild, Hajo Dietz

Ganz erschrocken war Heike Hein, die Vorsitzende des Gemeinsamen Elternbeirats der Volksschulen, als sie die Grund- und Hauptschule St. Leonhard besuchte. Aus Platzmangel findet hier im Physikraum auch Religionsunterricht statt. Der Raum, in dem die Physiklehrer früher ihre Experimente vorbereiteten, ist längst zum Klassenzimmer umfunktioniert worden. Moderner Physikunterricht sei so nicht möglich, bedauert Hauptschulleiter Wilhelm Limmer.

Die gerade in dem Brennpunktviertel so wichtige Förderlehrerin muss sich mit ihren Schülern zum Lernen in Kleingruppen auf den Gang setzen. Und seit zweieinhalb Jahren müssen Schüler zudem in Container auf dem Hof ausweichen. Was an sich schon nicht sehr anheimelnd ist, außerdem aber auch den Schulhof so sehr verkleinert, dass kaum Platz zum Herumtoben bleibt.

«Die Volksschule muss schnell entlastet werden», forderte Heike Hein nach der Besichtigung und meldete die Missstände den Stadtratsfraktionen. Doch sie weiß genauso wie Limmer, dass die Mühlen der Politik langsam mahlen. «Schon vor zehn Jahren fehlten Fachräume, mussten bei uns Räume doppelt belegt werden», sagt der Schulleiter, der zumindest einen Grund zur Freude hat. Denn im Mai soll endlich die Fläche vor der Schule eingezäunt und dem Pausenhof zugeschlagen werden. «Eigentlich sollte das schon letztes Jahr passieren.»

Schulamtsleiter Manfred Schreiner erreichten die Klagen - und er zog einen Plan aus der Schublade, den er nach eigener Aussage schon vor zwei Jahren umsetzen wollte. Es biete sich an, auf dem ehemaligen Schlachthofgelände- neben Kindermuseum und Villa Leon - eine neue Grundschule für 16 Klassen zu bauen, meint Schreiner. Er sei sich mit dem staatlichen Schulamt einig, dass es mit dem derzeit geplanten Anbau an die Hauptschule St. Leonhard nicht getan ist. Weil der auf dem eingezwängten Grundstück viel zu klein ausfallen würde.

Die räumliche Trennung von Grund- und Hauptschule sei auch pädagogisch sinnvoll, findet Schulleiter Limmer, der von der Idee einer neuen Grundschule angetan ist. Bis die steht, werden aber vier bis fünf Jahre vergehen, sagt Schreiner. Zuerst muss der Schulausschuss im Mai zustimmen, dass die 150 000 Euro Planungsmittel für einen Anbau an die Volksschule, die bereits im Mittelfristigen Investitionsplan stehen, für einen Grundschul-Neubau umgewidmet werden. Dass der teurer wird als der mit 2,4 Millionen Euro veranschlagte Anbau, ist klar.

Schreiner rechnet mit einem Zuschuss der Regierung von Mittelfranken von 30 Prozent. Wenn in der Grundschule auch eine Krippe, ein Hort und vielleicht eine Beratungsstelle eröffnen, könnten zudem Mittel aus dem Bund-Länder-Programm «Soziale Stadt» fließen. Im Nordostbahnhofviertel sei das bei dem Umbau der Konrad-Groß-Schule und der Errichtung des Kinder- und Jugendhauses so gelaufen.

Um die Volksschule schnell zu entlasten, möchte Schreiner die 5. und 6. Klassen in die Grundschule Amberger Straße auslagern. Dort ist nach Abschaffung der Teilhauptschulen viel freier Platz entstanden. (Siehe auch die Vorstadtbrille auf Seite 2)