Einkaufen als Erlebnis: So will die Stadt dem Einzelhandel helfen

12.8.2020, 06:00 Uhr

"In der Lorenzer Passage geht es um Beleuchtung, Verkleidung und Anstriche. Vor allem das Äußere soll mit relativ wenigen Mitteln aufgewertet werden. Wir bauen die Passage nicht komplett um", sagt Wirtschaftsreferent Michael Fraas. Das unterirdische Verbindungsstück soll freundlicher werden und die kaputten Teile wie die nicht mehr benutzbaren Schließfächer und die defekte Wasserwandberieselung werden wohl entfernt. Die Decke muss ausgebessert werden. "Es soll so bald wie möglich losgehen", sagt der Wirtschaftsreferent.

Dass die Passage in der vergangenen Jahrzehnten so heruntergekommen ist, liegt nach Ansicht von Fraas an den schwierigen Eigentumsverhältnissen. "Seit der Insolvenz von Karstadt im Jahr 2009 hatten wir keinen richtigen Ansprechpartner." Mehrere Anläufe von der Stadt, die Passage attraktiver zu machen, scheiterten deshalb, weil die Zuständigkeiten nicht geklärt werden konnten. Doch nach der drohenden Schließung des Karstadt-Warenhauses an der Lorenzkirche konnten die Eigentumsverhältnisse doch noch entwirrt werden. "Künftig sind nur noch der Karstadt-Eigentümer und die Stadt zuständig", so Fraas.

Die Aufwertung der Passage und des Umfelds hat die Stadt dem Galeria-Karstadt-Kaufhof Konzern zugesagt, damit das Warenhaus nicht wie ursprünglich geplant, geschlossen wird. Auch ist der Vermieter der Immobilie dem Warenhauskonzern mit einer deutlichen Mietminderung entgegengekommen. Aus gut unterrichteten Kreisen heißt es, dass die Miete um rund 30 Prozent gesenkt wurde. Zur Aufwertung des Umfelds gehört auch, dass das Hörmannsgäßchen, zwischen Adlerstraße und Karolinenstraße, entwidmet wird und damit nicht mehr öffentlich zugänglich bleiben muss. Karstadt kann es deshalb für seine Verkaufsaktivitäten nutzen. "Es hatte ausschließlich historische Gründe, dass das Gässchen blieb. Künftig kann es Karstadt alleine nutzen. Die Regelung für Karstadt ist eindeutig", sagt Fraas.


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Um den Einzelhandelsstandort in in der Nürnberger Innenstadt zu fördern, der durch den Internethandel erheblich unter Druck steht, planen Stadt, Unternehmen und Verbände neue Initiativen. Ziel ist, Einkaufen zu einem Erlebnis zu machen, damit mehr Menschen in die Innenstadt kommen. Wöhrl baut deshalb ein neue Kaufhaus. Breuninger hat den Umbau schon hinter sich und lockt seit kurzem Kunden mit einem Café an. Große Kaufhäuser tun sich natürlich leichter mit Investitionen in den Standort als kleine Einzelhändler.

Mehr Menschen in die Innenstadt zu locken, die dort Geld ausgeben, dient auch dazu, die möglichen Folgen von Corona abzumildern. "Wir haben noch keine Leerstände durch Corona, aber das kann sich ändern", sagt Fraas. Die Stunde der Wahrheit komme im Oktober. Dann werde die Liste mit den Betrieben, die sich in Insolvenz befinden, erstellt.


Shoppen trotz Corona: Handel fordert digitale Tickets für Cafés und Shops


Das Wirtschaftsreferat hat sich deshalb sich mit dem Einzelhandel, der Gastronomie, Hotellerie, Tourismus- und Kulturvertretern sowie der IHK abgestimmt. Es wurde ein Leitfaden entwickelt, der den Besucher in den Mittelpunkt stellt und ein Thesenpapier mit dem Titel "Nürnberg. Innenstadt. Stark. Machen" erarbeitet. Diese "City Offensive" umfasst eine bessere Information für Besucher auf den unterschiedlichsten digitalen Kanälen. Es soll Themen-Touren zu speziellen Einzelhändlern geben. Geplant ist die Einrichtung von sogenannten Wohlfühlorten. Auch auf mehr Sauberkeit wird geachtet.

Wo können Kinder spielen?

Geplant ist darüber hinaus, ein Gesamtkonzept für Mobilität in der Innenstadt zu erarbeiten. Berücksichtigt wird dabei auch die Zunahme des Fahrradverkehrs sowie die E-Mobilität. Dazu gehört auch ein verbessertes Park-and-Ride-System. Die Stadt möchte eine Vermittlungsbörse für Kurzzeitnutzungen einrichten und mehr Außengastronomie zulassen. Die Aufenthaltsqualität der Grünflächen soll verbessert werden. Dabei, so der Vorschlag, können auch kulturelle Veranstaltungen helfen. "Wir wollen mehr auf Nürnberg aufmerksam machen. Es geht nicht mehr nur um den reinen Einkaufsort, sondern auch um Essen, Trinken und um Kultur", sagt Fraas. Bei Umfragen, warum man in die Innenstadt geht, rangieren Essen und Trinken mit großem Abstand auf den ersten Plätzen. Erst danach kommen Einkaufen und kulturelle Ereignisse. Der Wirtschaftsreferent denkt sogar daran, einen Kinderspielplatz in der Innenstadt einzurichten.

Bei seinen Gesprächen mit Einzelhändlern ist Fraas zu der Erkenntnis, gekommen, dass Parkplätze zwar ganz wichtig sind, sie aber auch neu geordnet werden können. "Die Autos sollen in die Parkhäuser, sie müssen nicht direkt vor dem Geschäft sein." Damit würden Plätze frei werden, wo sich Menschen hinsetzen können, um sich bewirten zu lassen.

Fraas möchte auch die Märkte weiter beleben. Doch macht er keine Hoffnung auf feste Markthallen. "Alle Markthallen benötigen Zuschüsse. Das kann Nürnberg sich nicht leisten."

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