Einst erfolgreichster Steher der Welt

1.9.2007, 00:00 Uhr
Einst erfolgreichster Steher der Welt

© Marr

Als Profi-Steher war Heinz Jakobi einst auf allen europäischen Bahnen bekannt und erfolgreich. Noch immer bekommt er Post von Sammlern aus dem In- und Ausland, die um Autogrammfotos bitten. «Das freut mich natürlich, wenn ich merke, dass ich von meinen früheren Fans noch nicht vergessen wurde», sagt der Nürnberger Steher-Altmeister stolz.

Der Radsport lag bei Heinz Jakobi bereits in der Wiege. Sein Vater Josef war schon 1909 als «Meisterfahrer von Bayern» Sieger in über 300 Bahn-Rennen und damit einer der erfolgreichsten deutschen Rennfahrer vor dem Ersten Weltkrieg. Ehrensache, dass sein Sohn Heinz dem Papa begeistert nacheiferte - zunächst allerdings als Straßenfahrer.

Mit 16 Jahren holte sich Jakobi seinen ersten Meistertitel als Frankens Jugendmeister im Straßenrennen. «Beim Tourenklub Nürnberg fuhr ich meine ersten Rennen, von denen ich viele gewann, doch leider brach der Krieg aus, noch bevor ich Amateur wurde.» Nach fast zehn Jahren Zwangspause gab es erst ab 1947 wieder größere Radrennen. Nun fuhr Jakobi als erfolgreicher Amateur im Trikot des RC Herpersdorf in die deutsche Spitzenklasse: Er wurde Bayerischer und Süddeutscher Meister, siegte bei zahlreichen «Straßen-Klassikern» und wurde 1948 mit der Mannschaft des RC Herpersdorf Deutscher Straßenmeister über 100 Kilometer!

1952 wagte Jakobi den Schritt ins Lager der damals sehr populären Profi-Steher: «Es war eine sehr harte Lehrzeit», erinnert er sich noch heute. Doch seine Ausdauer und sein großer Ehrgeiz wurden belohnt: Nach vielen Rückschlägen, Enttäuschungen und Stürzen gelang ihm 1954 mit zehn Saison-Siegen der Durchbruch!

Die Spitze der damals noch sehr großen Zahl namhafter deutscher Profi-Steher eroberte er 1956, als er in Frankfurt die Deutsche Meisterschaft gewann. «In diesem Jahr lief es großartig bei mir», erzählt der Altmeister, der 1956 mit 32 Siegen erfolgreichster Profi-Steher der Welt war! Zwei weitere deutsche Meisterschaften - die damals stets über die klassische 100-km-Distanz gefahren wurden - holte sich Jakobi 1958 und 1959 hinter dem Katzwanger Schrittmacher Kurt Schindler. Das Gespann Jakobi/Schindler war auf allen Pisten Europas gefragt und erfolgreich.

1960 durfte Heinz Jakobi auf einen vierten DM-Titel und auch auf eine gute WM-Platzierung hoffen. Doch es kam leider ganz anders: Beim Saisonauftakt auf seiner Nürnberger Heimatbahn stürzten Jakobi und Schindler schwer. Ursache des Sturzes war ein Rahmenbruch an Schindlers Motorrad. Jakobi flog bei 75 km/h in der Steilkurve in hohem Bogen über seinen Schrittmacher und die schwere Maschine. Mit einem Schädel- und elf weiteren Knochenbrüchen wurde er ins Nürnberger Klinikum eingeliefert.

Die Fans bangten mehrere Tage um das Leben ihres Radsportidols. Erst nach einige Wochen konnte Heinz Jakobi das Klinikum verlassen, an eine Fortsetzung seiner Karriere war nicht mehr zu denken. Trotz erheblicher Schmerzen wagte Heinz Jakobi - gegen den Rat seiner Ärzte - ein Jahr später doch noch ein Comeback: «Ich war damals total verzweifelt, wollte wieder Rennen fahren, doch die Schmerzen an vier angebrochenen Wirbeln, die ich heute noch spüre, waren schon nach wenigen Minuten zu stark.» Nach mehr als 20 erfolgreichen Radsportjahren erklärte Heinz Jakobi im Sommer 1961 schweren Herzens seinen Rücktritt vom Rennsport.

Ab 1961 arbeitete Heinz Jakobi als Kaufmann in der Mineralöl-Branche, wobei er die Planung, den Bau und die Einrichtung vieler bayerischer Tankstellen leitete. Viel Freizeit, in den Sattel zu steigen, blieb ihm nicht. Doch das holt er seit 1987, als er mit 65 in den Ruhestand ging, ausgiebig nach.

«Am liebsten fahre ich täglich etwa 60 Kilometer, wenn das Wetter einigermaßen passt. Das ist für mich die beste Medizin, auch wenn es heute viel langsamer geht als früher und nicht mehr mit dem Rennlenker», sagt der rüstige Altmeister, der beim Rennen um die Nürnberger Altstadt und allen Steherrennen am Reichelsdorfer Keller gern gesehener Stammgast ist.

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