Erste gleichgeschlechtliche Hochzeit im Knoblauchsland

2.7.2018, 05:26 Uhr
Gaben sich in der voll besetzten Kirche St. Georg im Knoblauchsland am Samstag das Jawort: Heinz Lehneis (links) und Udo Mirschberger.

© Horst Linke Gaben sich in der voll besetzten Kirche St. Georg im Knoblauchsland am Samstag das Jawort: Heinz Lehneis (links) und Udo Mirschberger.

Die 700 Jahre alte Wehrkirche mitten im Knoblauchsland ist selten bis auf den letzten Platz gefüllt. Doch die öffentliche, kirchliche Hochzeit zwischen Heinz Lehneis (40), dem Landwirt aus Nürnberg-Wetzendorf, und Udo Mirschberger (50), dem Fürther Friseur-Unternehmer, zieht die Menschen in das evangelische Gotteshaus. Es ist das erste Mal, dass mitten im Knoblauchsland eine gleichgeschlechtliche Heirat vollzogen wird — und das nach dem gleichen Zeremoniell wie für verschieden geschlechtliche Paare. Vorne am Altar steht allerdings nicht der Pfarrer der Gemeinde St. Georg. Es ist Otfried Haug, Pfarrer der evangelisch-lutherischen Versöhnungskirche in Nürnberg-Schniegling, der auf Wunsch des Paares den Gottesdienst leitete. "Sie sind wegen euch da, weil ihr euch traut zu sagen, wir gehören zusammen", sagt Haug während des Gottesdienstes, den die Sängerinnen Leonie Neubert, Ljuba Nitz und Silja Full abrundeten.

Allerdings läuft es für gleichgeschlechtliche Paare in einer modernen Gesellschaft wie die in Deutschland noch lange nicht rund. Auch das deutet Haug an: "Du und ich - das passt. Aber hoffentlich merkt das keiner. Da ist die Unsicherheit, dass irgendwas rauskommen könnte. Das ist jetzt Vergangenheit. Und das ist sicher eine große Befreiung."

Eine Befreiung, die im traditionell geprägten Knoblauchsland vollzogen wird. "Obwohl ich selbst aus einem traditionell verhafteten Bauernhof in Wetzendorf stamme, der bereits in der 5. Generation betrieben wird, wollen wir mit unserer kirchlichen Trauung nicht nur für uns persönlich, sondern auch nach außen hin ein Zeichen setzen, um andere gleichgeschlechtliche Paare zu ermutigen, es uns gleichzutun", erklärt Lehneis.

Gewissensklausel für Pfarrer

Tatsächlich hat die bayerische Landessynode der evangelischen Kirche bei ihrer Frühjahrstagung Ende April in Schwabach die Tür für gleichgeschlechtliche Paare weit aufgemacht: Es wurde mit 72 Ja-Stimmen gegen 21 Nein-Stimmen (zwei Enthaltungen) beschlossen, dass schwule und lesbische Paare öffentlich den Segen Gottes erhalten können. Vor der historischen Tagung war das nur im privaten, seelsorgerischen Rahmen möglich. Im Beschluss der Synode ist auch eine sogenannte Gewissensklausel verankert. Pfarrerinnen und Pfarrer, die eine Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren ablehnen, werden auch in Zukunft nicht zu solchen Gottesdiensten verpflichtet.

Für die frisch vermählten Männer, ist damit glasklar: Ihre Hochzeit entspricht einer kirchlichen Trauung. Lehneis: "Wir bekommen ja auch einen Trauschein." Doch spitzfindige Geister sehen das anders. "Der Begriff Trauung wird nicht verwendet", stellt das evangelische Sonntagsblatt mit Blick auf den Beschluss der Landessynode fest.

Lesben- und Schwulenverband enttäuscht

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Bayern zeigt sich an diesem Punkt enttäuscht: "Dass die Ehen von Lesben und Schwulen auch weiterhin nicht als gleichwertig zu heterosexuellen Ehen anerkannt werden, ist bedauerlich. Gleichgeschlechtliche Paare sind ebenso durch das Band der Liebe und der gegenseitigen Verantwortung verbunden. Ihre Verbindung verdient daher auch den gleichen Respekt", heißt es in einer Presseerklärung des LSVD.

Auf Anfrage will sich Pfarrer Otfried Haug auf den Begriff "Trauung" nicht festlegen: "Es ist ein Gottesdienst mit verschiedenen Elementen gewesen. Ein Segen war auch drinnen. Ob Hochzeit, Trauung oder Eheschließung - jeder nennt es wie er will."

Während des Gottesdienstes in Kraftshof macht Haug deutlich, worum es in dieser Beziehung geht. "Was ihr füreinander empfindet, kann man nicht erklären und begründen. Man muss das auch nicht. Die Liebe ist nicht unser Produkt oder Ergebnis unserer Arbeit. Sie ist eine Überraschung von Gott", sagt der Pfarrer und zitiert den Lyriker Erich Fried: "Es ist was es ist, sagt die Liebe."

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