Zuchterfolg in Nürnberg

Seltenes Küken im Nürnberger Tierpark: Amaya ist geschlüpft

Georgios Tsakiridis

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30.1.2024, 08:42 Uhr
Harpyien-Männchen "Domingo" gehört zu den Aushängeschildern des Tiergartens Nürnberg.

© Tiergarten Nürnberg / Jörg Beckmann Harpyien-Männchen "Domingo" gehört zu den Aushängeschildern des Tiergartens Nürnberg.

In der griechischen Mythologie gelten sie als geflügelte Mischwesen mit Vogelkörper und Frauenkopf, als mystische Kreaturen, die die Sturmwinde verkörpern. In der realen Welt sind Harpyien als die stärksten Greifvögel auf dem Globus bekannt. Harpia harpyja, wie der fliegende Jäger auf Lateinisch heißt, ist aber nicht nur eindrucksvoll und stark, sondern auch potenziell gefährdet. Die Harpyie wird in der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN auf der Vorwarnliste geführt.

Die Art ist eigentlich in den tropischen Wäldern Mittel- und Südamerikas zu Hause - ein Lebensraum, der durch Abholzung stark zurückgeht. Doch statt sich vermehrt dem Schutz der übrigen Habitate zu widmen, setzen Zoos und Tierparks vor allem auf Zuchtprogramme. Der Tiergarten Nürnberg freut sich zum ersten Mal seit 20 Jahren über Harpyien-Nachwuchs. Am 14. Oktober 2023 ist "Amaya" in der Aufzuchtstation des Tiergartens geschlüpft. Das Jungtier entwickelt sich laut einer Pressemeldung gut.

Langer Fortpflanzungszyklus

Harpyien erreichen laut dem Tierpark Berlin eine Flügelspannweite von bis zu zwei Metern, werden etwa neun Kilogramm schwer und machen mit ihren Fängen, die mit bis zu sieben cm langen Krallen ausgestattet sind, so manchem Landjäger Konkurrenz. Doch aufgrund ihres vergleichsweise langen Fortpflanzungszyklus sind sie auch verwundbar, weil sie nur alle zwei bis drei Jahre ein Jungtier großziehen.

Seit 2020 hatte Muttertier Evita laut dem Tiergarten 13 Eier gelegt, von denen sechs befruchtet waren. Fünf der Küken sind vor dem Schlupf gestorben, schreibt der Tiergarten. Die Zucht von Harpyien sei sehr anspruchsvoll - vor allem aufgrund der klimatischen Bedingungen. Die Luft ist im Vergleich zu den tropischen Regenwäldern bei uns vergleichsweise trocken. "Das kann dazu führen, dass die Flüssigkeit im Ei zu schnell verdunstet", wird Tierpflegerin und Revierleiterin Susann Müller zitiert.

Seltene Tierart

In vier europäischen Zoos gibt es derzeit nur zehn Harpyien, sechs davon leben im Nürnberger Tiergarten und auf seiner Außenstelle. Die junge Harpyie ist für die Öffentlichkeit bisher noch nicht zu sehen, um das Jungtier keinem Stress auszusetzen, heißt es. Amaya befindet sich in einem für Besucherinnen und Besucher abgesperrten Bereich.