Espresso für den guten Zweck

12.9.2011, 20:00 Uhr
Espresso für den guten Zweck

© Kevin Gudd

Der Buchliebhaber und Genussmensch betreibt seit neun Jahren seine „“ und ein Antiquariat in der Lorenzer Straße 33. So lange ist es auch schon etwa her, dass er zum ersten Mal von dem Sospeso gehört hat.

„Ein Freund, der viel in Neapel unterwegs war und italienische Feinkost importiert hat, erzählte mir von dieser Tradition“, so Tom Deuerlein. Kürzlich, auf einer Messe, habe er dann wieder von dem „aufgehobenen“ Espresso gehört (sospendere, ital.: aufheben).

In Italien gehört der schnelle Caffé im Stehen an der Bar zum täglichen Ritual. Vor der Arbeit, in der Pause, nach der Arbeit und natürlich nach dem Essen. Da gibt es im ganzen Land keinen Unterschied. Auch nicht in den Kaffeebars Neapels. Mit der kleinen Variante, dass hier aus guter alter Tradition auch der Espresso für den guten Zweck ausgeschenkt wird.

Einen trinken, zwei zahlen

„Wer einen Sospeso bestellt, trinkt selbst einen Espresso, zahlt aber zwei“, erklärt Deuerlein und meint damit die spendablen Kunden. Der zweite Espresso wird „aufgehoben“ für eine Person, die sich den Caffé nicht leisten kann. „Mir gefällt das, wenn man einen guten Tag gehabt hat und noch einen Espresso genießt, zugleich aber andere, mittellosere Mitmenschen daran teilhaben lassen möchte“, betont Deuerlein.

Seit gut zwei Wochen nun schon steht bei ihm auf der Kuchen-Vitrine an der Caffé-Bar eine kleine Schale mit bunten Muggelsteinen und einem handgeschriebenen Zettel, auf dem der Zweck des Sospesos erklärt wird. Jeder Stein steht stellvertretend für einen Aufgehobenen (1,50 Euro). „Ich finde die Steine schön, dann hat man etwas in der Hand. Eine Strichliste zu führen, ist zu unpersönlich und aufwendig“, erklärt er. Kommt ein bedürftiger Kunde und nimmt einen Stein, um einen Espresso zu trinken, bekommt er den Sospeso ohne großen Kommentar gereicht.

„Auf unserer Facebook-Seite gibt es darauf eine sehr positive Resonanz“, sagt er. Auch einige Kollegen aus der Nürnberger Gastronomie könnten sich mit dieser Idee anfreunden. Dabei gibt er auch immer wieder einen Sospeso über die Theke, ohne einen Stein herauszunehmen. Thomas Deuerlein: „Guter Espresso sollte für jeden genießbar und bezahlbar sein.“

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