"EuropaBus" macht Werbung

8.5.2019, 20:34 Uhr

© Foto: Lidia Piechulek

Postkarten samt Wahlerinnerung an Bekannte schicken, den Wahl-O-Mat analog testen oder eine Landkarte mit den europäischen Mitgliedstaaten drauf zusammenpuzzeln: Zu Füßen der Lorenzkirche drehte sich gestern alles um Europa. Denn auf seiner Bayerntour machte der "EuropaBus" auch in Nürnberg Station.

Das Projekt des Bündnisses für Toleranz will die Bürger über Mitmachaktionen über Europa und die Wahlen zum Europäischen Parlament informieren. Hauptkooperationspartner ist die Bayerische Staatskanzlei. "In 14 Tagen sind wir in 13 bayerischen Städten unterwegs", sagt Bündnis-Geschäftsführer Martin Becher. Überall holen sich er und seine Mitstreiter lokale Akteure mit ins Boot, in Nürnberg sind das etwa das Europabüro der Stadt, die Bürgerbewegung "Pulse of Europe" oder das Bewerbungsbüro Kulturhauptstadt Europas 2025.

Die Passanten können zum Beispiel in ein Bällebad eintauchen und über Europa diskutieren; wer am Glücksrad dreht und eine Frage zu Europa beantworten kann, bekommt ein Geschenk; am analogen Wahl-O-Mat dürfen Interessierte ihre Meinung zu unterschiedlichen Feldern der EU-Politik auf Plakatwände kleben.

An den Ständen liegt Infomaterial bereit, die Mitarbeiter der Organisationen beantworten Fragen. Das Europabüro erklärt den Passanten, welche Auswirkungen die EU für sie vor Ort hat, sagt Leiter Sebastian Kramer. "Vieles bekommt man gar nicht mit, etwa, dass die EU die Roaming-Gebühren abgeschafft hat und das Telefonieren mit dem Handy in Europa jetzt keine Extrakosten mehr verursacht."

Trotz des Regens am Nachmittag bleiben immer wieder Passanten stehen. Dennoch müssen sich die Projekt-Mitarbeiter auch harsche Worte gefallen lassen. "Ich habe 50 Jahre gearbeitet und komme nur mit Hängen und Würgen über die Runden", klagt ein älterer Herr. "Meinen Enkelkindern kann ich nichts kaufen." Ein anderer sagt im Vorbeigehen: "Den Euro hat hier niemand gewollt."

Ein 78-Jähriger hingegen findet gerade die gemeinsame Währung positiv. "Ich bin Pro-Europa und gehe auf jeden Fall zur Wahl." Mit allem einverstanden sei er deshalb aber trotzdem nicht: "Sozialleistungen sollten nicht gezahlt werden, wenn die Kinder der Empfänger in einem anderen Land wohnen."

Martin Becher hofft, dass die "EuropaBus"-Tour die oft niedrige Wahlbeteiligung bei der EU-Wahl erhöht. "2014 gingen in Deutschland 48 Prozent der Wähler zur Wahl. Heuer hoffe ich auf 60 Prozent plus X – ich bin Optimist." Außerdem seien die Menschen aufgewacht: "Seit Trump und dem Brexit wissen sie, dass sie die Politik und die Demokratie nicht den Vereinfachern und Nationalisten überlassen dürfen."

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