"Evangelischer Campus" soll am Rathenauplatz entstehen

3.12.2019, 17:37 Uhr
Aufsätze für mögliche Dachgärten kommen bei diesem Entwurf zum bestehenden Gebäude hinzu. Dafür bekam das Wiener Büro "Franz und Sue" den zweiten Preis.

© Simulation: Architektenbüro „Franz und Sue“ Aufsätze für mögliche Dachgärten kommen bei diesem Entwurf zum bestehenden Gebäude hinzu. Dafür bekam das Wiener Büro "Franz und Sue" den zweiten Preis.

Rund 26.000 Quadratmeter hat die Betonburg mit der Adresse Bayreuther Straße 1. Wohlmeinende attestieren ihr den "Charme der 70er Jahre", auf Markus Allmann dagegen wirkt sie "abweisend", sie verströme "absolute Privatheit". Der Münchner Architekturprofessor ist Vorsitzender der Jury, die unter den zwölf Entwürfen für einen Gebäude-Umbau die drei besten gekürt hat.

Im Juli hatte die Evangelische Landeskirche einen Architekturwettbewerb ausgelobt, denn die Immobilie am Rathenauplatz soll den angemessenen Rahmen bieten für ein Riesenvorhaben: ein Campus, zu dem die Evangelische Hochschule Nürnberg, die Fachakademien Rummelsberg, der CVJM und weitere christliche Träger gehören.

Platz für mehr als 2000 Menschen

"Wir werden alle zusammenbringen, mitten in der Stadt werden wir mit Bildungsthemen präsent sein", schwärmt Stefan Ark Nitsche, Regionalbischof des Kirchenkreises Nürnberg. Mehr als 2000 junge Menschen fänden hier Platz. Entsprechend war die Vorgabe an die Architektenbüros, das 1972 fertiggestellte Gebäude in ein "zukunftsweisendes Ensemble" umzugestalten.

Der erste Preis ging an "Carmody Groarke" mit Büros in London und Stuttgart. Herzstück dieses Entwurfs ist der zentrale, von allen Seiten zugängliche öffentliche Hof. Eine Fassade aus Holz wirkt "wie ein weicher Mantel", so Allmann: "Er wird dem Gebäude die Härte nehmen."

Der Entwurf des Wiener Büros "Franz und Sue" punktet mit verschiedenen Aufsätzen, die das bestehende Gebäude ergänzen sollen. Auf ihnen können Dachgärten angelegt werden. Zum Rathenauplatz hin öffnet sich ein großzügiges Foyer. Dafür gab es den zweiten Preis.

Den dritten Preis erhielt das Nürnberger Büro "Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten" mit einer ungewöhnlichen Idee: Eine mit Aluminium-Lamellen verkleidete "Krone" setzt sich auf das flache Bürogebäude und verwandelt es in ein skulpturales Ensemble, das je nach Witterung immer wieder anders aufleuchtet.

100 Millionen Euro für Neubau einkalkuliert 

"Wir können mit dem ECN die Visitenkarte einer Kirche bauen", zeigt sich Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel begeistert. Denkbar sei, im Campus einen großen Tagungssaal zu schaffen, "möglicherweise ein fester Standort für eine Synode".

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) hat die Immobilie 2017 erworben, derzeit ist sie vermietet.

Nun soll ab Februar 2020 geplant werden, wie ein Campus zu realisieren ist, fünf Millionen Euro wird diese Planung kosten. Im Herbst folgt dann die Tagung der Landessynode, hier fällt die Entscheidung, ob und mit welchem Entwurf der Plan umgesetzt wird.

Für den möglichen Bau kalkuliert der Projektlenkungsausschuss 100 Millionen Euro ein, die sich aus staatlichen Zuschüssen, Fremdkapital und kirchlichen Eigenmitteln speisen. 2021 könnte der Bau beginnen, zwischen Sommer 2023 und Jahresanfang 2024 würde er fertig sein: der Evangelische Campus mitten in der Stadt.

Die Preisträgerentwürfe sind bis zum 6. Dezember in der Galerie (1. Untergeschoss) in der Bayreuther Straße 1 ausgestellt. Öffnungszeiten: 10–17 Uhr.

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