Fahnen auf Halbmast: Region verabschiedet WM-Stimmung

15.7.2018, 05:57 Uhr
Es sollte einfach nicht sein: WM-Stimmung kam bei diesem Turnier nie so richtig in der Region auf.

© Roland Fengler Es sollte einfach nicht sein: WM-Stimmung kam bei diesem Turnier nie so richtig in der Region auf.

Die Weltmeisterschaft interessiert Noran O. überhaupt nicht. Vielmehr ist sie froh, wenn die Veranstaltung nach dem Finale zwischen Frankreich und Kroatien am Sonntag wieder vorbei ist. "Dann haben meine Freunde vielleicht endlich wieder mehr Zeit für mich", schmunzelt die 23-Jährige. "Der ganze WM-Hype regt mich eher auf." Zwar findet sie es schön, wenn sich Menschen für etwas begeistern können, aber diese Aufregung um Fußball ist ihr zu viel. Es stünden doch sowieso immer nur dieselben Nationalmannschaften im Finale. Ihre Freundin Lara W. korrigiert sie und hakt ein, dass diesmal Kroatien dabei ist – und sie hat gehört, dass die es zuvor noch nie soweit gebracht hätten. O. antwortet: "Ach, wirklich? Das ist ja super!" Es wäre schön, wenn mal andere gewinnen.

Lara hat zumindest die ersten beiden Deutschlandspiele verfolgt. Sonst interessiert sie sich überhaupt nicht für Sport, "aber die WM ist schon ganz cool". Wenn sie die Zeit zusammen mit Freunden verbringt, macht ihr das Fußballschauen schon Spaß. Auf Public Viewing hat die 23-Jährige aber keine Lust – wenngleich sie eigentlich in der Nähe des Flughafens wohnt, wo die offizielle Fanmeile der Stadt aufgebaut war. Den Titel gönnt sie nun den Kroaten, weil sie die Überraschung des Turniers sind und bisher noch nicht so viele Erfolge vorweisen können.

Gute Verteidigung oder mehr Herzblut?

Helmut H. hat die WM bisher nur sporadisch verfolgt. Der 54-Jährige ließ alle Spiele so nebenbei am Fernseher laufen. So wird er es wahrscheinlich auch am Sonntag zum Finale handhaben – wenn er überhaupt zu Hause ist. Und das, obwohl er Familie in der französischen Bretagne hat. Und wer gewinnt? "Ich gehe mal davon aus, dass Frankreich das hinbekommt." Die Mannschaft hat immer gut verteidigt. "Aber: Kroatien war mit mehr Herzblut dabei." Wenn Deutschland es weitergeschafft hätte, dann würde er natürlich der deutschen Elf die Daumen drücken. Dass sie schon nach der Vorrunde rausgeflogen ist, war für ihn aber kein Weltuntergang. Sie habe kein Engagement gezeigt, weshalb sie ein Weiterkommen nicht verdient gehabt hätte. "Das, was die Kroaten haben, hat den Deutschen gefehlt." Findet er es gut, dass Joachim Löw trotz dieser Pleite Nationaltrainer bleibt? "Ja, unbedingt!" Löw mache seinen Job eigentlich gut, er sei diesmal nur zu inkonsequent gewesen, hätte früher auswechseln müssen. Aber jeder dürfe sich mal eine Niederlage erlauben.

Wer den Pokal am Ende mit nach Hause nimmt, ist Helga L. "wurscht". "Ich gönne es jedem!" Schließlich haben es die Mannschaften nicht umsonst so weit geschafft. Wer war das gleich noch mal? Kroatien und England? Nein, Frankreich! Die 81-Jährige wird das Match vielleicht nebenher laufen lassen, je nachdem, was sich am Sonntag sonst noch ergibt. "Aber es steht nicht an erster Stelle." Sie und ihr Mann können sich nicht so für den Sport begeistern. "Als Deutschland noch dabei war, war die Begeisterung natürlich größer." Aber die Mannschaft sei einfach zu tranig gewesen und deshalb nicht vorwärtsgekommen.

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