Fahrradfahrer im Visier der Polizei

17.4.2013, 07:40 Uhr
Eine Hand am Lenker, in der anderen das Handy: Wer so auf dem Fahrrad erwischt wird, muss ein Bußgeld zahlen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Radler telefoniert oder nur Musik hört.

© Andrea Warnecke Eine Hand am Lenker, in der anderen das Handy: Wer so auf dem Fahrrad erwischt wird, muss ein Bußgeld zahlen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Radler telefoniert oder nur Musik hört.

Es ist selten, dass Vertreter der Polizei, der Stadt und der Fahrradlobby so einträchtig beisammensitzen. Herrmann Guth, Leitender Polizeidirektor, und Frank Jülich vom Verkehrsplanungsamt sowie Albrecht Steindorff vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) in Nürnberg entschieden sich für eine gemeinsame Pressekonferenz. Um klarzumachen: „Für Radfahrer gibt es Regeln und deswegen auch Kontrollen“, betonte Jülich, „aber meistens sind sie unschuldig an Unfällen. Doch sie sind fast immer Opfer.“

Gab es im vergangenen Jahr 14093 Verkehrsunfälle insgesamt (2011: 13859), so waren an 744 Fahrradfahrer beteiligt. 30 Prozent dieser Unfälle verursachten hauptsächlich die Radler, doch bei mehr als 39 Prozent hatten sie keine Mitschuld. Verletzt wurden 679 Fahrradfahrer (2011: 681). Glücklicherweise verstarb 2012 kein Radler an den Folgen eines Unfalls, im Vorjahr waren es jedoch vier Tote gewesen. Diese Zahlen seien „vergleichbar mit dem bundesweiten Trend“, erklärte Guth, der selbst Radfahrer ist.

Die Experten erwarten, dass der Straßenverkehr allein schon aufgrund der steigenden Einwohnerzahlen in den nächsten Jahren zunehmen wird: In der Innenstadt sind mehr Fußgänger unterwegs, es gibt mehr Autofahrer und die Stadt unterstützt im Rahmen der Kampagne „Nürnberg steigt auf“, dass die Bürger zunehmend radeln. Zusammenstöße, welcher Art auch immer, sind da eigentlich vorprogrammiert.

Um diese Entwicklung zu bremsen, setzen Polizei, Stadt und ADFC auf Aufklärung. Die erfolgt bis 30. April erst einmal vor allem an den Verkehrsschwerpunkten, an denen Radler besonders gefordert sind: Das könnte zum Beispiel der Rennweg beim Brunswick Bowling Center sein, die Straßen am Grand Hotel beim Bahnhof, die Bucher Straße. Beamte sollen bei Verstößen nicht nur einschreiten, sondern auch beraten.

So wird längst nicht jeder Fahrradfahrer wissen, wie teuer manche Leichtfertigkeit seit dem 1. April ist: Wer als Radler auf dem Gehweg erwischt wird, muss zehn Euro bezahlen. Fahren über Rotlicht, das bereits länger als eine Sekunde leuchtete, kostet 100 Euro. Radeln im Fußgängerbereich schlägt mit 15 Euro zu Buche. Die Polizei kündigte an, ertappte Fahrradfahrer, die sich uneinsichtig zeigen, kostenpflichtig zu verwarnen. Aber auch Autofahrer sollten vorsichtig sein. Parkt jemand auf dem Radstreifen oder biegt ohne Schulterblick rechts ab, droht ebenfalls eine Verwarnung.

Eine der ersten Kontrollstationen war an der Färberstraße, nahe beim AOK-Haus. Hier holte die Polizei in 1,5 Stunden 30 Verkehrsteilnehmer vom Rad. Davon wurde die Hälfte zur Kasse gebeten.

Der Artikel wurde am 17. April 2013 um 14.45 Uhr noch einmal bearbeitet, die Redaktion.
 

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