Fall 2: 28-Jähriger stand ohne alles da

11.11.2019, 09:55 Uhr
Durch eine Aneinanderreihung vieler unglücklicher Umstände fiel der 28-Jährige in ein großes Loch.

© Fotorech/pixabay/LizenzCC Durch eine Aneinanderreihung vieler unglücklicher Umstände fiel der 28-Jährige in ein großes Loch.

Drei Jahre lang hatte der heute 28-Jährige seine Mutter gepflegt. Die war, ungewöhnlich jung, an einem Gehirntumor erkrankt, in den letzten Wochen ihres Lebens noch in einem Hospiz betreut worden und vor einem Jahr gestorben. Die Erfahrung des Verlusts wog umso schwerer, als erst kurz zuvor seine ältere Schwester eine Fehlgeburt erlitten hatte und ebenfalls gestorben war. Sollte ihm ähnliches beschieden sein?

Dazu kam, dass sich der Vater von seiner todkranken Frau und dem Sohn losgesagt hatte, um eine neue Partnerschaft einzugehen. Als wäre all das nicht genug, setzte die Firma den damals als Datenerfasser tätigen Nürnberger vor die Tür. "Wir waren 30, die ganze Abteilung wurde aufgelöst", erzählt er. Die Betreuung der Mutter nahm ihn dann erstmal so in Anspruch, dass er die Suche nach einem neuen Job hintanstellte.

Eine aussichtslose Lage

Und der Sturz in ein psychisches und materielles Loch war tief. Aufgefangen wurde er, zumindest seelisch, von Trauerbegleitern beim Hospizteam Nürnberg. "Wir versuchen, den Menschen erst einmal klar zu machen, dass Trauer eine ganz natürliche Reaktion auf Verlusterfahrungen ist – das kann durchaus lange dauern", betont Koordinatorin Regine Rudert-Gehrke. Und: "Krank sind Sie nicht", hielt sie dem Zweifelnden und Verzweifelnden entgegen.

Allerdings stand er ohne Arbeit, ohne Einkommen und, als die Wohnung der Mutter geräumt war, ohne Dach überm Kopf da. Ein Bett und ein Schrank waren seine einzige Habe, zum Glück bot ihm ein Kumpel Unterschlupf – über viele Monate hinweg. Eine Wohnung zu finden – in seinem Zustand schier aussichtslos.

Wie es weitergehen soll

Langsam, ganz langsam könnte es nun doch bergauf gehen, dank eines verständnisvollen Vermieters. Ohne Hilfe der Weihnachtsaktion aber würde der Neustart scheitern: Als Fürsprecherin bat die Trauerbegleiterin um Übernahme der Kaution, die Victor K. nie hätte aufbringen können. Was weiter fehlt, ist ein beruflicher Neuanfang. Da ist zuerst das Jobcenter am Zug. Der 28-Jährige, der über keinen Schulabschluss verfügt, hofft auf eine Nachqualifikation.

Die "Freude für alle"- Konten : Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11; Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72; Sparkasse Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99; Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54.

Barspenden sind in den Geschäftsstellen der Zeitung in Nürnberg (Mauthalle), Fürth und Erlangen möglich.

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